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Kirchen-"Boom" nach der Coronakrise ausgeblieben

Nur noch wenige Menschen finden den Weg in den Gottesdienst.
Nur noch wenige Menschen finden den Weg in den Gottesdienst. ©APA/HANS PUNZ
Der erwartete Ansturm nach der Coronakrise auf die Kirchen blieb aus. Auch eine Pandemie scheint die Menschen nicht näher an Gott rücken zu lassen.

So sehr über Kirchenschließungen während der Coronabeschränkungen diskutiert wurde, gestürmt wurden Gottesdienste nach den Lockerungen offensichtlich nicht. "Der große Boom ist nicht gekommen", berichtete der neue Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, im APA-Interview. Für Kardinal Christoph Schönborn war der Lockdown "persönlich segensreich".

Coronakrise für Wiener Kardinal "segensreich"

Zwar hätten im Salzburger Dom mit der 10-Quadratmeter-Regelung 300 Leute Platz gehabt. Die Hauptmesse besuchten aber dennoch nur 150 bis 200, so Lackner. Ein Grund sei auch das Fehlen von Touristen gewesen. In manchen kleineren Pfarrkirchen mussten aber sehr wohl Zählkarten ausgeben werden. Schönborn erinnerte daran, dass die Kirchen grundsätzlich auch während der Krise für alle offen standen, wenn auch nur beschränkt.

Auch habe es teilweise Kritik an den Coronabeschränkungen für die Kirchen gegeben, erzählt Lackner, der sich selbst ein wenig enttäuscht darüber zeigt. So habe sich kaum jemand darüber Gedanken gemacht, ob Gott den Menschen diese Krise einfach zumute. "Diese Dimension war überhaupt nicht da." Als "Strafe Gottes" will Salzburgs Erzbischof dies aber nicht verstanden sehen.

Schönborn: Pfarren wurden durch Krise "kreativer"

Was gut funktioniert hat ist laut Schönborn die Kreativität der einzelnen Pfarren in der Coronakrise, etwa bei Streaming-Angeboten im Internet, aber auch sozialen Hilfsangeboten. Auch das schon zuvor geplante "Welcome Service" in den Pfarren, also das Zugehen auf etwa neue Besucher, habe sich durch die verpflichtenden Einlasskontrollen weiter entwickelt. "Das war ein Segen der Corona-Restriktionen", findet Wiens Erzbischof.

Auch einen weiteren positiven Aspekt kann Schönborn der Zeit der Einschränkungen abgewinnen: "Die Coronazeit war für die Gesundheit für mich persönlich segensreich. Ich habe natürlich sehr aufgepasst, weil ein Lungeninfarkt gerade ein Idealfall für einen Virusangriff ist, aber der ist Gott sei Dank ausgeblieben." In diesen Monaten habe der Erzbischof von Wien Kräfte sammeln können. "Aber ich bin in dem Alter angekommen, in dem ich real bin. Das spürt man."

(APA/red)

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