Ab kommendem Montag, den 19. November muss sich die Eissalon-Besitzerin Estibaliz C. wegen Doppelmordes vor einem Wiener Schwurgericht verantworten. Zum Prozessauftakt werden zahlreiche Kiebitze und Medienvertreter erwartet. Auch spanische Journalisten haben sich angesagt. Um ein geordnetes verfahren gewährleisten zu können, hat das Wiener Straflandesgericht beim Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) Saalschutz angeordnet.
Den Vorsitz übernimmt Susanne Lehr. Ihre Verteidiger wollen der 34-Jährigen, die im April 2008 ihren Ex-Mann Holger H. und im November 2010 ihren Lebensgefährten Manfred H. getötet, zerstückelt und die Leichenteile einbetoniert haben soll, eine drohende lebenslange Haft ersparen. Wie Werner Tomanek, der neben Rudolf Mayer die Angeklagte in der Verhandlung vertreten wird erhofft sich Estibaliz C. von dem gegen sie geführten Strafverfahren Hilfe.
Estibaliz C.: “Sie weiß, dass sie eine tickende Zeitbombe ist”
Die Angeklagte würde, den Verteidigern nach, wissen, dass sie eine tickende Zeitbombe ist. Nur deshalb habe sie der psychiatrischen Sachverständigen Adelheid Kastner Dinge erzählt, die bis dahin niemand wusste: Dass sie schon gegen ihren ersten Freund in Barcelona Mordgedanken hegte, weil sie von ihm genug hatte, und später, als sie in Berlin in einem Eissalon arbeitete, das Geschäft anzünden wollte, weil sie unter den schwierigen Arbeitsbedingungen litt.
Estibaliz C. dürfte sich daher nicht gegen die Unterbringung in einer Anstalt für abnorme Rechtsbrecher sperren, die die Staatsanwaltschaft auf Basis des psychiatrischen Gutachtens zusätzlich zur Verurteilung wegen Mordes beantragt hat. Sie möchte ihre Mordgedanken unter Kontrolle bringen und sie verschwinden lassen.
Prozess in Wien startet
Was im Falle einer Verurteilung das Strafausmaß betrifft, hält der Verteidiger die 34-Jährige infolge ihrer psychischen Disposition für “herabgesetzt schuldfähig”. Dieser Umstand könne “auf die Straffrage Einfluss haben”, so Tomanek, der Estibaliz C. gemeinsam mit seinem Kollegen Mayer derzeit eingehend auf den Prozess vorbereitet. Auf Wunsch ihrer Anwälte muss sich die Angeklagte etwa zu den geladenen Zeugen – immerhin 47 Personen – Notizen machen, um sich klar zu werden, was diese aussagen könnten.
Die Verhandlung in Wien ist auf vier Tage anberaumt. Die Angeklagte würde darauf, so ihre Verteidiger, “angespannt” warten.
(Red./APA)