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Keine Last, eine Bereicherung

Schwarzach - "Wir haben in Vorarlberg zu wenig Arbeitsplätze für Behinderte." Mit diesen Worten reagierte Ulrike Valentini vom IfS gestern auf den "VN"-Bericht über den Invaliden Hans-Jürgen Holzer. Jobs für Behinderte[.pdf - 93KB]

Holzer hatte die Behindertenpolitik im Land scharf kritisiert.

Holzers Vorwurf, Vorarlberger Betriebe würden sich von der Verantwortung freikaufen und lieber die Ausgleichstaxe bezahlen, als Behinderte einzustellen, wies Valentini aber zurück – zumindest teilweise. „Natürlich gibt es Firmen, die in Behinderten nur eine unnötige Mehrbelastung sehen.“ Diese würden aber immer weniger. „Denn Betriebe, die einmal Behinderte eingestellt haben, tun es immer wieder“, erklärte Valentini und lobte Vorarlberg sogar als Vorreiter in der Behindertenpolitik.

Anforderungen geändert

Und wie erklärt sie sich, dass in Vorarlberg im Jahr 2006 nur 51 Prozent der gesetzlich vorgeschriebenen Stellen für behinderte Menschen besetzt waren, in Oberösterreich hingegen 187 Prozent? In Innerösterreich würden Behinderte meist in Werkstätten untergebracht, „während wir in Vorarlberg versuchen, sie im freien Markt unterzubringen“. Was ungleich schwieriger sei.

Zumal sich die Anforderungen des Arbeitsmarktes in den letzten Jahren stark verändert hätten. „Heute müssen Arbeitskräfte flexibel, belastbar und schnell sein.“ Weil gleichzeitig immer mehr einfache Tätigkeiten wegrationalisiert würden, „wird es immer schwieriger, passende Arbeitsplätze für behinderte Menschen zu finden“. Um diese Entwicklung zu stoppen, müsste ein Umdenken stattfinden, fordert Valentini: „Die Firmen müssen begreifen, dass Behinderte keine Last sind, sondern eine Bereicherung darstellen. Dass sie das Arbeitsklima menschlicher und freundlicher machen.“

„Sind Vorreiter“

Für Landesstatthalter Markus Wallner ist Holzers Kritik an der Behindertenpolitik in Vorarlberg unangebracht. Bereits Mitte der 70 er-Jahre habe Vorarlberg erkannt, dass Behinderte auf dem offenen Arbeitsmarkt integriert werden müssten. „Da waren wir österreich- und europaweit das erste Land.“ Noch heute sei das Ländle in der Vorreiterrolle. So habe das Land seit dem Jahr 2000 rund 393 Millionen Euro für die Behindertenhilfe aufgewendet.

Nicht um jeden Preis

Jeder Behinderte bekomme in Vorarlberg die Chance auf einen Arbeitsplatz, sagte Wallner gestern im „VN“-Gespräch. „Wir wollen unsere behinderten Mitmenschen aber nicht um jeden Preis in den Arbeitsprozess stecken.“ Denn Zwang sei immer der falsche Weg. Dass es für Behinderte aber immer schwieriger wird, auf dem freien Arbeitsmarkt fündig zu werden, musste auch Wallner zugeben: „Deshalb appelliere ich an die Betriebe, mehr Arbeitsplätze für Behinderte zu schaffen.“

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