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Keine Aufregung nach Messerattacke

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Ein Mann mit weißen Handschuhen hatte am frühen Montagnachmittag im "Magnet"-Markt in der Nordbahnstraße 4 in Wien-Brigittenau ein in Plastikfolie eingeschweißtes Kipferl und eine offene Energydrink-Dose vor seiner Fotolinse.

Die nur halbverzehrte Jause, die rund zwei Stunden nach Mittag verwaist auf dem Pult der Kassa 1 lag und von der Spurensicherung fotografiert wurde, war das einzige Anzeichen für jene lebensgefährlich Messerattacke, die ein 23-Jähriger gegen den Filialleiter und einen Angestellten des Supermarktes verübt haben soll.

An Kassa 3 räumte eine Pensionistin gemächlich ihre Ware auf das Förderband und bezahlte. “Das Leben geht weiter”, lautete wohl die Devise des Geschäfts, das nach dem Vorfall nicht zugesperrt wurde. Der Kassierin war nichts anzumerken von dem Schock, den sie erlitten haben dürfte, als ihr Chef gegen Mittag direkt hinter ihr niedergestochen wurde – weil er einen Kunden zur Rede stellte, der seine Jause vor dem Bezahlen verzehrt hatte.

Die Blutlache im Kassenbereich wurde unmittelbar nach dem Vorfall weggewischt. Ansonsten gab es am frühen Nachmittag keine Hinweise auf die Tat. Nur wenige Kunden hielten sich in dem Einkaufszentrum auf. “Ich habe nichts gesehen. Auch kein Geschrei”, sagte der Trafikant, der zwei Geschäfte neben dem “Magnet”-Markt arbeitet und einen Kaffee trank – wohl, um sein Nachmittagstief zu überwinden.

“Mir ist nur aufgefallen, dass eine Supermarkt-Kassierin zu Mittag vor die Tür gerannt ist”, berichtete eine Schuh-Verkäuferin des Einkaufszentrums. Die Kassierin sei aber wenige Augenblicke später wieder zurückgekommen. Ob sie den mutmaßlichen Täter verfolgt hat, konnte die Frau nicht sagen. “Ich habe nur die Polizei und die Rettung bemerkt”, meinte sie. Mitarbeiter des “Magnet”-Marktes wurden indes angewiesen, zu schweigen. “Wir geben keine Auskunft”, hieß es vonseiten der Geschäftsleitung.

Während ein paar Medienvertreter in der Hoffnung auf Spuren jede Ecke des Supermarkts inspizierten, neigte eine vorbeiziehende Kundin neugierig ihren Kopf Richtung Kassenbereich, der von einem Polizeivertreter abgelichtet wurde. Als die ältere Frau aber bemerkte, dass die anwesenden Kameraleute herumstanden und es offenbar nichts zu sehen gab außer einer Getränkedose und einem Kipferl, fuhr sie mit ihrem Wagerl weiter und kramte ihren Einkaufszettel heraus.

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