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Kein Geld mehr für Herzgruppen

Und wieder schlägt der Sparstift zu. Diesmal betroffen: die ambulanten Herzgruppen. Die ambulante Langzeitrehabilitation ist auf Eis gelegt, die Patienten organisieren sich nun selbst.

Seit Juli zahlen die Sozialversicherungsträger keinen Cent mehr für diese Form der Nachsorge. Sie entspreche nicht mehr den strengen Richtlinien der Kardiologischen Gesellschaft, so die Begründung. In weiterer Folge erhielten die Teilnehmer auch vom Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin, der die Gruppen betreute, die Kündigung.

Doch nach fast zwanzig Jahren wollen die Herzpatienten diese Sparmaßnahme nicht einfach hinnehmen. In Bregenz haben einige Personen bereits den Verein „Herz-Intakt“ gegründet und wieder mit der Gruppenarbeit begonnen. „Allerdings sind wir jetzt auf finanzielle Unterstützung angewiesen“, sagt Obmann Karl Baur. Auch der aks möchte die ambulante Herzrehabilitation auf neue Beine stellen. Ein verhandelbares Konzept liegt vor. Auflagen sind unter anderem ein entsprechender Selbstbehalt und die Betreuung muss statt wie bisher durch Übungsleiter durch kardiologisch versierte Personen erfolgen.

Verein „Herz-Intakt-Bregenz“ um Weiterführung bemüht – aks will neue Strukturen

Fast 20 Jahre funktionierte es: Herzpatienten feilten unter Anleitung von Turnprofessoren einmal pro Woche an ihrer Belastbarkeit. Nun ist Schluss. Mit der Begründung, diese Form der Nachsorge entspreche nicht mehr den kardiologischen Richtlinien, haben die Sozialversicherungen den ambulanten Herzgruppen den Geldhahn zugedreht. Daraufhin wurden alle Teilnehmer vom Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks), der die Gruppen organisierte, gekündigt. Am Verhandeln Einige engagierte Personen nahmen jetzt die Sache selbst in die Hand und gründeten den Verein „Herz-Intakt-Bregenz“, eine „Selbsthilfegruppe im engeren Sinn“, wie Obmann Karl Baur erklärt. Gleichzeitig bemüht sich auch der aks, die ambulante Rehabilitation von Herzpatienten auf neue Füße zu stellen. Ein „sehr erfolgversprechendes Konzept“ liege vor. Und: „Wir sind bereits intensiv am Verhandeln“, so der medizinische Geschäftsführer Dr. Günter Diem. Er gibt offen zu, dass „uns finanziell die Luft ausgegangen ist“. Die Herzgruppen hätten nicht mehr kostendeckend gearbeitet. Warum? Zu geringer Selbstbehalt, viele Langzeitpatienten und Sozialversicherungen, die ambulante Reha nur für einen bestimmten Zeitraum bezahlen. Auch in Anbetracht der angespannten Finanzlage bei der Vorsorge wäre eine Weiterführung der defizitären Gruppen laut Diem nicht mehr zu rechtfertigen gewesen. Dabei erwiesen sich die koronaren Herzgruppen als gefragt. „In kurzer Zeit hatten sich allein in Bregenz fünf Gruppen mit Teilnehmerzahlen zwischen 80 und 100 Personen etabliert“, erinnert sich Dr. Ingrid Haderer-Matt, heute Schriftführerin des neuen Vereins, der schon einige Mitglieder mobilisieren konnte. Zwei Gruppen treffen sich jeden Donnerstagabend im Turnsaal des Gymnasiums Blumenstraße. Mit dabei ist auch Dr. Walter Frey. Wie Teilnehmer und Trainer streift sich der am LKH Bregenz tätige Internist und Notarzt das Turndress über. „Es braucht die medizinische Betreuung, denn jeder Teilnehmer ist ein Risikopatient“, sagt Frey. Während der Übungen beobachtet er die Personen genau. So kann er schnell reagieren, wenn Probleme auftreten. Ebenfalls immer zur Hand sind ein Defibrillator sowie Reanimationsset. Beides hat schon Leben gerettet. Garantie bietet zwar auch eine Herzgruppe nicht. „Wer an einem gezielten Langzeitrehabilitationsprogramm teilnimmt, hat jedoch eine effektiv bessere Prognose“, betont der Mediziner. Finanzielle Hilfe Deshalb möchte der Verein „Herz-Intakt“ die bisherige Professionalität beibehalten. Doch das kostet Geld. Der Mitgliedsbeitrag von 40 Euro pro Quartal reicht nicht. „Wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt Obmann Karl Baur. Mittlerweile gibt es eine Zusage des Landes auf finanzielle Unterstützung. „Die Leute sind immens dankbar, dass die Gruppen weitergeführt werden“, so Baur.

Verein „Herz-Intakt“

  • Gruppentreffen: Mittwoch 17 bis 18 Uhr, Donnerstag, 15 bis 16 Uhr und 16 bis 17 Uhr, Schule für Gesundheits- und Krankenpflege, Carl-Pedenz-Straße 1; 18 bis 19 Uhr und 19 bis 20 Uhr, Bundesgymnasium Blumenstraße 
  • Zielgruppen: Personen mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße (unter konservativer oder nach operativer Therapie), operativ versorgte Herzklappenerkrankungen und Patienten nach Herztransplantationen 
  • Voraussetzung für Teilnahme: Absolvierte Rehabilitation in einem Herz-Kreislauf-Zentrum oder einer spezialisierten ambulanten Einrichtung 
  • Informationen: Karl Baur, Tel. 0664/4 30 68 69, Dr. Ingrid Haderer-Matt, Tel. 0 55 13/3 00 10 und 0 55 74/401-61 07
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