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Kauf-Nix-Tag 2015 mahnt zu bewussterem Konsum vor dem Weihnachtstrubel

Der Kauf-Nix-Tag lädt zum bewussteren Nachdenken über den täglichen Konsum ein.
Der Kauf-Nix-Tag lädt zum bewussteren Nachdenken über den täglichen Konsum ein. ©dpa
Knapp vier Wochen vor Weihnachten soll der Kauf-Nix-Tag am Samstag die Konsumenten zum Nachdenken in Sachen Shopping-Wahn anregen. Der 24-stündige Einkaufsboykott ist in Österreich zwar noch eher unbelannt, Umweltorganisationen wie Greenpeace sehen aber Erfolge.
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Der schnelle Kaffee zum Mitnehmen beim Bäcker, die Hose aus dem Kaufhaus im Sonderangebot, der Glühwein am Abend auf dem Weihnachtsmarkt: Wer den Kauf-Nix-Tag unterstützen möchte, sollte dieses Wochenende auf all das verzichten.

Aus Protest gegen den Kaufrausch soll der letzte Samstag im November alljährlich eine kleine Auszeit vom Shopping-Wahn bringen – rechtzeitig zum Start des Vorweihnachtstrubels. Allerdings ist der Aktionstag in Österreich nur wenigen bekannt. Und die Konsumfreude zur Weihnachtszeit scheint weiter ausgeprägt vorhanden zu sein.

Kauf-Nix-Tag kaum ökonomische Auswirkungen

Zumindest sieht der Handelsverband den Optimismus in die Branche zurückkehren. Zwei Drittel der heimischen Händler erwarten ein besseres Schlussquartal als im Vorjahr, geht aus einer Umfrage hervor. Nur jeder Zehnte erwartet Umsatzeinbußen. Zudem stütze ab 2016 die Steuerreform die positiven Erwartungen der Händler.

Beim Kauf-Nix-Tag geht es den Konsumkritikern vor allem um die symbolische Bedeutung. Dass der Motto-Tag auch wegen seiner geringen Bekanntheit keine ökonomischen Auswirkungen für den Handel habe, sei klar. Einkäufe einen Tag aufzuschieben, sei ebenfalls nicht der Sinn der Sache. Vielmehr müsse Aufmerksamkeit dafür geweckt werden, “dass wir brutal über unseren Verhältnissen leben, vor allem ökologisch”, sagte der deutsche Umweltökonom Niko Paech von der Uni Oldenburg zur Deutschen Presse-Agentur.

“Neue Balance finden”

Beim Kauf-Nix-Tag gehe es darum, eine neue Balance zu finden, meint auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Konsumenten müssten mehr darauf achten, nicht mehr nur “Ver-Braucher” zu sein und mit dem eigenen Konsum so Ausbeutung und das Geiz-ist-geil-Syndrom zu unterstützen. Kleidung zum Beispiel könne wieder mehr wertgeschätzt werden, wenn man sie pflege und repariere.

Der internationale Kauf-Nix-Tag wird in Österreich und dutzenden anderen Ländern jährlich zu Beginn des vorweihnachtlichen Einzelhandelsbooms ausgerufen. Verbraucher sollten an dem Tag ihr eigenes Kaufverhalten überdenken. Roman Seeliger von der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKO) sagt, die Aktion sei in den vergangenen Jahren bisher aber nur “geringfügig” spürbar gewesen und habe sich durch die Umsätze an den Tagen davor und danach ausgeglichen.

Im englischsprachigen Raum heißt der Kauf-Nix-Tag “Buy Nothing Day” und geht auf eine Idee des kanadischen Künstlers Ted Dave zurück. Konsumkritische Gruppen organisierten den Tag erstmals 1992. In den USA gilt Kauf-Nix am letzten Freitag im November. Dieser “Black Friday” nach dem amerikanischen Erntedankfest Thanksgiving ist einer der umsatzstärksten Tage des Jahres im Handel.

Greenpeace sieht kleine Erfolge

Greenpeace sieht schon kleine Erfolge des Aktionstags. “Konsumverzicht löst inzwischen kein Entsetzen mehr aus”, sagt Greenpeace-Aktivistin Kirsten Brodde. Gebraucht statt neu, Qualität statt Quantität, leihen, tauschen, selber machen – das alles seien moderne Mottos, die auch ihre Unterstützer fänden

Doch ist solch ein minimalistischer, konsumarmer Lebensstil mit Blick auf die Wirtschaft auch massentauglich? Kritiker sagen: Wenn alle Menschen nur das kauften, was sie zum Überleben brauchen, würde das europäische Wirtschaftssystem nicht mehr funktionieren. Paech meint dagegen: “Unser Wirtschaftssystem bricht zusammen, wenn wir weiter so konsumieren wie jetzt.” Zu viele ökologische Probleme seien ungelöst. “Alle Ressourcen auf der Welt sind endlich, und im Moment verbraucht die Wachstumsgesellschaft mehr, als da ist.”

(APA)

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