Lange Wartezeiten in der Praxis, schlampige Anamnesen und kurze, oft lückenhafte Beratungen. Das droht nach Angaben des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) Patienten, wenn sie sich von Wiener Kassenärzten im Falle einer Osteoporose-Erkrankung beraten lassen. Kein einziger der für die Zeitschrift Konsument zehn getesteten Allgemeinmediziner wurde mit sehr gut beurteilt.
Die Wartezeit sei mit durchschnittlich 47,5 Minuten auffallend lang gewesen. Zwei Drittel der Ärzte ließen die Patientin 15 bis 80 Minuten warten, bei einem verbrachte sie sogar Eindreiviertelstunden im Warteraum. Nur in zwei Fällen kam sie sofort ins Ordinationszimmer. Das ist keine Frage des Geldes, sondern schlichtweg schlechtes Management in den Arztpraxen, kritisierte Konsument-Gesundheitsexpertin Bärbel Klepp.
Abfertigung in nicht einmal zehn Minuten
Deutlich kürzer fiel die Behandlungszeit aus: Jeder zweite Kassenarzt fertigte die Patientin in nicht einmal zehn Minuten ab, die beiden Letztplatzierten im Test nahmen sich sogar nur vier Minuten Zeit, so der Konsument.
Bereits im Frühjahr hatte das Magazin nach den gleichen Kriterien Wahlärzte untersucht. Diese nehmen sich zwar mehr Zeit, bei vielen sei die Beratung aber nicht auf dem letzten Stand, war das Ergebnis. Immerhin wurden damals drei Sehr gut vergeben.
Bei der Anamnese seien die jetzt überprüften Kassenärzte weitaus schlampiger als ihre vertragslosen Kollegen gewesen: Viele wichtige Fragen seien unter den Tisch gefallen, zwei Mediziner hätten sogar ganz auf die Erhebung der Krankengeschichte verzichtet. Für die Osteoporose-Beratung selbst wurden nur drei Sehr gut vergeben. Und einzig Testsiegerin Dr. Eva Koller-Neumann habe in allen Bereichen ausführlich beraten.
Alle Ärzte erklärten, dass die Therapie das Fortschreiten der Erkrankung verhindert, neun von zehn betonten die Bedeutung von Kalzium und Vitamin D. Nicht alle Kassenärzte informierten über die Wichtigkeit von Bewegung und gesunder Ernährung bei einer Osteoporose-Erkrankung. Zudem verzichten sie auf die Möglichkeit, Gymnastik auf Krankenkassenkosten zu verschreiben. Bei den Wahlärzten erhielt die Testerin zumindest Informationsbroschüren zu diesen Themen, eine Wahlärztin verordnete Bewegungstherapie.
Die Nase vorn haben Vertragsärzte aber eindeutig bei der Verschreibung: Bei der medikamentösen Therapie schnitten alle mit sehr gut ab, bei den Wahlärzten hatte dies nur die Hälfte geschafft.
Der Konsument rät: Zuerst zum Vertragsarzt, für eine ausführliche Information oder um eine zweite Meinung einzuholen eventuell zum Wahlarzt.