AA

Kardinal Christoph Schönborn besuchte Flüchtlinge in Wiener Votivkirche

Die Flüchtlinge in der Wiener Votivkirche suchen den Dialog mit der Politik.
Die Flüchtlinge in der Wiener Votivkirche suchen den Dialog mit der Politik. ©APA
Auch wenn Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V) klargestellt hat, dass sie nicht mit den Votivkirchen-Flüchtlingen reden will, werden Kirchenvertreter wie Franz Küberl und Michael Chalupka nicht müde, sich für den Dialog einzusetzen. Kardinal Christoph Schönborn besuchte am Sonntagabend die Asylwerber, die seit gut einem Monat in der kalten Kirche ausharren, um Gehör bei der Politik zu finden. Die Wiener Grünen zeigen sich indes von der Räumung empört.
Räumung wird evaluiert
Polizei räumt Zeltlager
In der besetzten Kirche
Runder Tisch geplant
Das sagen FPÖ & Co.
Asylwerber bleiben
Pfarrer: "Kirche verlassen"
Flüchtlinge besetzen Kirche

“Es war ein Besuch bei Menschen in Bedrängnis”, sagte Schönborn – und bat “die verantwortlichen Politiker und Beamte, bei der Lösung der schwierigen Grundsatzfragen und der Behandlung der persönlichen Schicksale genau das im Blick zu haben: dass es sich hier um ganz konkrete Mitmenschen handelt, die vor völlig unsicheren, düsteren Zukunftsaussichten stehen.” Die Sorge um die Not der Menschen sei Kernauftrag des Evangeliums, betonte der Kardinal.

Asylcamper in Votivkirche: Dialog gefordert

Schon mehrfach in der Votivkirche war der Direktor der evangelischen Diakonie, Michael Chalupka. Auch Politikern würde “kein Stein aus der Krone fallen”, wenn sie mit den Menschen vor Ort sprächen.

Aber: “Wenn man mit ihnen redet, kann man danach vielleicht weniger politische Härte an den Tag legen, weil es einen sicher persönlich bewegt”, vermutete er als Grund für die Gesprächsverweigerung. “Ein bisschen unglaubwürdig” ist für ihn das Argument, man wolle sich nicht erpressen lassen. Denn die Diakonie habe – in “ganz leiser Diplomatie” – im Sommer ein Papier mit Verbesserungsvorschlägen vorgelegt, und auch keine Antwort bekommen.

Caritas-Präsident Franz Küberl appellierte am Montag laut Kathpress an die Politik, im Sinne einer Lösung “vernünftige Formen des direkten Kontakts” mit den Betroffenen aufzunehmen. Es sei Aufgabe der Regierung, eine “politisch und menschlich kluge Entschärfung für die Situation der Flüchtlinge in der Votivkirche und damit ein Grundmaß an Lebensperspektive anzubieten”.

Asylwerber teils im Hungerstreik

Von Regierungsseite kam Montag kein Gesprächsangebot, sondern eine Aussendung des Sozialministeriums mit dem Hinweis auf Arbeitsmöglichkeiten für Asylwerber. Sie könnten während des Verfahrens – nach drei Monaten Wartefrist – in Saisonberufen im Tourismus und in der Landwirtschaft tätig werden, teilte das Ministerium mit. Außerdem könnten jugendliche Asylwerber bis zum 18. Lebensjahr eine Lehre in einem “Mangelberuf” (also wo sich keine sonstigen Bewerber finden, Anm.) beginnen.

In der Votivkirchen harrten weiterhin rund 40 Asylwerber aus, ein guter Teil von ihnen Hungerstreik. Ihr Gesundheitszustand ist “erfreulich stabil für diese Situation”, ergab eine Untersuchung durch die Johanniter. Zwölf Personen mussten vorübergehend ins Krankenhaus, sind jetzt aber wieder in der Kirche. Die Lage ist dort ruhig, die Flüchtlinge würden “sehr respektvollen Umgang mit dem Gotteshaus” pflegen, so die Caritas.

Grüne von Räumung nicht informiert 

Die Wiener Grünen waren von der Räumung des Flüchtlings-Camps im Wiener Votivpark in der Nacht auf Freitag nach eigenen Angaben nicht informiert. Klubobmann David Ellensohn hat den Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl in einem Brief gebeten, mitzuteilen, mit wem in der Stadt dieser Einsatz abgesprochen wurde.

In einer Aussendung vom Montag verurteilte Ellensohn das “brutale Vorgehen” der Polizei im Sigmund Freud-Park – und auch, dass die Bundesregierung ernsthafte Gespräche mit den Flüchtlingen verweigere, so die empörte Reaktion.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 9. Bezirk
  • Kardinal Christoph Schönborn besuchte Flüchtlinge in Wiener Votivkirche
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen