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Kampusch: Missbrauch in Familie?

Fall Kampusch: Martin Wabl sieht sich in Missbrauchstheorie bestätigt und überlegt Wiederaufnahmeantrag in eigener Sache.

„Meine Hartnäckigkeit hat die Sache zumindest nicht ruhen lassen“, meint Martin Wabl, Richter, Politiker und ehemaliger Präsidentschaftskandidat aus Fürstenfeld, der sich aus eigenen Stücken mit der Aufklärung des Falls Natascha Kampusch beschäftigte. Er sieht sich heute in seiner These, dass das Kind als Missbrauchsopfer von der Bildfläche verschwinden sollte, bestätigt und überlegt einen Wiederaufnahmeantrag im Unterlassungsverfahren gegen ihn.

Wabl war – wie auch der Detektiv Walter Pöchhacker – der Überzeugung, dass die Mutter des Mädchens und ein Bekannter in den Fall verwickelt seien. Das Kind habe vor seinem Verschwinden stark zugenommen und Bett genässt – für den Familienrichter aus der Oststeiermark Grund zur Annahme, dass ein sexueller Missbrauch vorgelegen sei. Als Natascha auspacken wollte, so seine Kombination, musste sie verschwinden. Ermittlungsleiter Nikolaus Koch sagte am Donnerstag dezitiert, es stehe fest, dass zwischen der Familie von Natascha Kampusch und ihrem Entführer Wolfgang Priklopil keine Beziehung bestanden habe.

Ein Gutachten, dass die Missbrauchstheorie vom Tisch wischte – laut Wabl „Traumdeuterei“ -, habe die Mutter aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen. Dennoch blieb Wabl dran: Nachdem er schon einmal kurzfristig festgenommen und ein Verleumdungsverfahren gegen ihn („Ich bin auch psychiatriert worden“) eingestellt worden war, klagte die von ihm beschuldigte Mutter auf Widerruf und Unterlassung. Mit seiner Begründung, dass er als Richter die Pflicht habe, die Behörden über seinen Verdacht zu informieren, kam der Angeklagte nicht durch: Wabl wurde vom Bezirksgericht Fürstenfeld verurteilt, wobei der Oberste Gerichtshof den Widerruf aus seiner Sicht abgeschwächt hat.

Der Oststeirer denkt nun an einen Wiederaufnahmeantrag, wie er am Donnerstag im Gespräch mit der APA sagte. „Das ist aber nicht vordringlich. Wichtig ist, dass Natascha ganz gesund wird.“ Für ihn sei die überraschende Wende in dem Kriminalfall ein „Wunder“ und ein „großes Glück“, über das er auch schon mit dem Vater des Mädchens gesprochen habe. Dieser habe sich bei ihm bedankt, dass er sich nie den „Rest Hoffnung“ nehmen habe lassen. Auch wenn, wie der Jurist zugibt, auch seine Hoffnung, Natascha noch lebend zu finden, mit der Zeit geschwunden sei.

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