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Kampf um den Franken: Erste Runde geht an die SNB

Im Kampf gegen die Frankenstärke hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die erste Runde seit der Ankündigung eines Wechselkurszieles für sich entschieden. Der Notenbank ist es gelungen, den Euro ohne größere Devisenkäufe über der Zielmarke von 1,20 Franken zu halten.
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Bisher genügt ihr dazu offenbar die bloße Androhung umfangreicher Interventionen. Das aber könnte sich ändern, falls sich die Eurokrise weiter verschärft.

Seit der Ankündigung des Wechselkurszieles am Dienstag konnte die Notenbank ihre Zielmarke ohne größere Eingriffe am Markt durchsetzen. “Die Drohung, dass sie keinen Euro-Kurs unter 1,20 Franken mehr akzeptieren will, genügte bisher, um die Spekulation in die Schranken zu weisen”, erklärte ein Devisenhändler am Donnerstag. “Bisher musste die SNB noch gar nicht viel unternehmen.” Sarasin-Volkswirt Alessandro Bee erklärte, gegenwärtig testeten die Finanzmärkte die SNB und ihren Willen, die Untergrenze zu verteidigen, gar nicht.

Nervöse Marktteilnehmer

Auf verbale Drohungen allein scheint sich die SNB aber doch nicht verlassen zu wollen. Händler zufolge fragte die SNB am Terminmarkt immer wieder Kurse an und sorgte damit für Nervosität bei den kurzfristig agierenden Marktteilnehmern. In der Folge kletterte der Euro bis auf ein Tageshoch von 1,2178 Franken. Seit der Ankündigung der SNB am Dienstag hatte der Euro zuerst sprunghaft zehn Rappen auf 1,20 Franken angezogen und war dann auf eine gemächlichen Aufwärtstrend eingeschwenkt. Am Donnerstag Nachmittag notierte der Euro bei 1,2140 Franken.

SNB ist glaubwürdig

Auch Credit-Suisse-Devisenstratege Marcus Hettinger sieht kaum Hinweise, dass die Notenbank am Markt aktiv ist, um den Franken zu schwächen. “Das Wechselkursziel der SNB ist glaubwürdig”, erklärte er. Nach einer Reuters-Umfrage rechnen acht von neun Volkswirten damit, dass der Euro im nächsten halben Jahr nicht unter 1,20 Franken fällt. Händler äußerten sich ähnlich. Der Einbruch der impliziten Volatilitäten des Euro-Franken-Wechselkurses sei ein Zeichen, dass der Markt im Moment davon ausgehe, dass die SNB den Währungskrieg gewinnen werde.

Kronen haben zugelegt

Ein Beleg für die nachlassenden Franken-Nachfrage ist auch, dass Geld in Währungen anderer Länder fließt, die von der Schuldenkrise weitgehend verschont geblieben sind. So haben die Norwegische Krone und die Schwedische Krone zum Euro seit Dienstag deutlich zugelegt. Norwegen sträubt sich aber dagegen, zu einem Zufluchtsort zu werden. Der norwegische Zentralbankgouverneur Oeystein Olsen sah sich gezwungen, mit geldpolitischen Maßnahmen zu drohen, falls die Krone zu sehr erstarke.

Auch wenn sich die Schweizerische Nationalbank vorerst durchsetzen könnte, steht die wirkliche Bewährungsprobe für sie noch aus. Denn die Notenbank hat in den vergangen Tagen auch von einem günstigen Umfeld profitiert. Die Risiko-Aversion der Anleger ließ nach, sodass die Nachfrage nach einem sicheren Hafen sank. Dies kommt auch in der Erholung der Aktienmärkte zum Ausdruck.

Erneuter Franken-Ansturm möglich

Sollte sich die Eurokrise erneut verschärfen, rechnen viele Marktbeobachter mit einem erneuten Ansturm auf den Franken. Denn andere Zufluchtsmöglichkeiten wie etwa die skandinavischen Währungen sind nicht liquide genug, um eine solchen Zustrom aufzunehmen. Auch die Devisenspezialisten des Fondshauses Henderson sehen Risiken und Grenzen der Politik der SNB: “Sofern die SNB nicht mit einer längerfristigen Lösung aufwartet, schüttet sie womöglich nur Wasser in den Rhein, solange die Risikoaversion der Anleger anhält.” APA

 

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