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Kaltblütiger Mord

Freundin wollte sich trennen: Mordprozess gegen Rathaus-Mitarbeiter - 36-Jährige hatte bereits Sachen gepackt - Laut Anklage starb sie nach „minutenlangem Todeskampf“.

Er träumte bereits davon, sie in New York zu heiraten. Dabei waren Martin W. (39), Pressesprecher im Wiener Rathaus, und Gudrun P. (36) erst seit einigen Monaten ein Paar. Sie hingegen dürfte die Beziehung rasch hinterfragt haben. Als sie ihm gestand, einen anderen Mann kennen gelernt zu haben, und aus seiner Wohnung ausziehen wollte, „beschloss der Beschuldigte, sie umzubringen. Er legte seinen Arm um den Hals seines völlig überraschten Opfers, bildete mit dem anderen Arm einen Hebel und übte durch diesen Unterarm-Würgegriff massive Gewalt gegen den Hals von Gudrun P. aus, was schwere innere Halsverletzungen zur Folge hatte“.

So beschreibt Staatsanwältin Gabriele Mucha in ihrer achtseitigen Mordanklage den „minutenlangen Todeskampf“ der 36-Jährigen am Morgen des 27. September 2004. Am 22. Februar muss sich Martin W. deshalb vor einem Wiener Schwurgericht verantworten. Der Prozess ist nur für einen Tag anberaumt. Die Verhandlung wird Richter Fritz Zöllner leiten, der auf Erfahrung mit spektakulären Mordfällen verweisen kann: Er hatte schon den Vorsitz im Verfahren gegen den Filmemacher Helmut Frodl inne.

Misstrauen und Einsamkeit als Auslöser

Gudrun P. kochte in der in der Brigittenau gelegenen Dachgeschoss-Wohnung des Rathausmitarbeiters gerade Kaffee, als dieser hinzukam. Er schloss aus jeweils zwei Gläsern und Tellern, die in der Küche herumstanden, dass am Vorabend eine weitere, ihm fremde Person anwesend gewesen war. Er sah auch, dass die Frau ihre gepackten Sachen neben sich stehen hatte und offenbar im Begriff war, ihn zu verlassen.

Er wollte sie zur Rede stellen. Ein letztes Mal dürfte seine Eifersucht durchgebrochen sein, die – so zumindest das Gutachten des vom Gericht bestellten Psychiaters – neben Misstrauen und dem Gefühl von Einsamkeit die Bluttat ausgelöst haben könnte. Nur wenige Tage zuvor hatte Martin W. zu genau diesem Themenkreis ein Intensiv-Seminar besucht und sich erhofft, mit der so genannten systematischen Familienaufstellung die damit verbundenen Probleme in den Griff zu kriegen.

Das Gespräch mit Gudrun P. mündete in einen Streit. Angeblich hielt sie ihm seine „kranke Reaktion“ vor. Worauf er sie laut Anklage von hinten packte und erwürgte.

Danach verließ er die Wohnung und wollte in seinem Ford Galaxy Selbstmord verüben, nachdem er einem Freund noch per SMS gebeichtet hatte, Gudrun sei tot und er habe „das Furchtbarste getan, was ein Mensch tun kann.“ Aus seinem Vorhaben, absichtlich in einen entgegen kommenden Lkw zu rasen, wurde nichts: Es kam kein ihm geeignet scheinendes Fahrzeug des Weges.

Im Fall eines Schuldspruchs drohen Martin W. nun bis zu 20 Jahre bzw. lebenslange Haft.

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