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Kältewelle in Österreich: Energieversorger stoppten Gasabschaltungen

Die Kälte hat Wien fest im Griff.
Die Kälte hat Wien fest im Griff. ©APA/HANS PUNZ
Mit einem Tiefstwert von minus 25,4 Grad an einem bewohnten Ort war die Nacht auf Montag die kälteste Nacht dieses Winters in Österreich. Die Energieversorger drehen wegen der extremen Kälte vorerst keine Gashähne zu.
Kältehöhepunkt am Mittwoch erreicht

In Flattnitz wurden die minus 25,4 Grad erreicht. Von allen ZAMG-Messstationen war es mit 30,6 unter dem Gefrierpunkt am Sonnblick am kältesten. Und die Temperaturen werden noch weiter fallen. Von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik wurden noch weitere bemerkenswerte Werte gemessen: Minus 30,3 am Tiroler Brunnenkogel und minus 26,9 am Dachstein/Gletscher. Von den bewohnten Orten folgen auf Flattnitz St. Michael im Lungau (-25,2), Zeltweg in der Steiermark (-24,3) und Mariapfarr in Salzburg (-24,2). Sogar in Wien wurden auf der Jubiläumswarte minus 15,8 Grad gemessen.An dieser Wetterlage wird sich auch in den nächsten beiden Tagen wenig ändern, es bleibt verbreitet kalt und kälter, was zum internationalen Eisbärtag am Dienstag passt. Der Zenit wird laut Hoher Warte wohl in der Nacht auf Mittwoch erreicht: Die Quecksilbersäule kann dann sogar im Osten auf minus 20 Grad fallen.

Ab Donnerstag wieder mildere Temperaturen

Ab Donnerstag werden durch ein Tiefdruckgebiet über dem Atlantik über eine Südwestströmung mildere Luftmassen Österreich erreichen. An der Alpennordseite ist Föhn zu erwarten, was tagsüber Plusgrade bringen könnte. Im Osten hingegen bleibt es weiter kalt, Hochnebel über dem Wiener Becken hält die kühle Luft “gefangen”, weshalb wir hier mit minus zehn Grad ins Wochenende gehen werden. “Danach ist die Frage, wann die kalte Luft ausgeräumt wird”, meinte ein Meteorologe. Dann seien wieder zarte Plusgrade möglich.

Die sibirische Kälte verdanken wir übrigens buchstäblich dieser eisigen Luft aus Russland. Bisher hatten wir in Österreich eher Westlagen, weshalb der Winter eher mild verlaufen war.

Energieversorger stoppten Gasabschaltung

Große österreichische Energieversorger haben wegen der aktuellen Kältewelle die Gasabschaltungen gestoppt. Kunden mit Zahlungsrückständen müssen also, solange die eisigen Temperaturen anhalten, nicht fürchten, dass ihnen der Gashahn abgedreht wird. “Bei uns wird bei solchen Temperaturen nicht abgeschaltet”, sagte der Pressesprecher des niederösterreichischen Landesenergieversorgers EVN, Stefan Zach, auf APA-Anfrage. Die Wiener Netze nehmen während der Kältewelle ebenfalls keine Abschaltungen vor. In Wien gilt der Stopp vorerst bis Ende kommender Woche. Auch bei der Energie Steiermark heißt es, man nehme Rücksicht auf die Situation. Das gelte auch für Kunden, die mit Strom heizen.

Abschaltungen sind streng geregelt. Dennoch wird jährlich einigen tausend Kunden wegen Zahlungsverzugs der Gashahn abgedreht. Ein Gutteil der Abschaltungen entfällt auf Wien, wo rund 600.000 Haushalte mit Gas heizen. Das ist rund die Hälfte aller Gaskunden österreichweit.

Energieversorger arbeiten mit Hilfseinrichtungen zusammen

Seit 2013 müssen mindestens zwei Mahnungen verschickt werden, bevor das Gas abgedreht werden darf. Außerdem sind Abschaltungen vor einem Wochenende oder einem Feiertag verboten, damit das Gas möglichst rasch wieder aufgedreht werden kann.

In sozialen Härtefällen arbeiten die Energieversorger mit Hilfseinrichtungen zusammen. Die Energie Steiermark beispielsweise hat im Jänner der Caritas 100.000 Euro für einen Akuthilfe-Fonds zur Verfügung gestellt. Bei den Wiener Netzen ist eine Ombudsstelle eingerichtet, die mit Sozialeinrichtungen in Kontakt steht. Laut E-Control galten 2014 rund 117.000 Haushalte als von Energiearmut betroffen.

Kälte lässt Energieverbrauch ansteigen

Die Kältewelle treibt den Energieverbrauch nach oben. Die Energieunternehmen sind für die kalten Temperaturen gerüstet. Die Gasspeicher sind laut E-Control aktuell zu knapp über 30 Prozent gefüllt, womit man in einer “komfortablen” Situation ist. In Wien und Niederösterreich laufen die thermischen Kraftwerke auf Hochtouren. In der Steiermark ist ein Fernwärmerekord in Sicht.

Bei der Wien Energie laufen die Gaskraftwerke und thermischen Anlagen an allen zehn Standorten auf Hochtouren. Die Wärmeversorgung in Wien sei damit bei den derzeit arktischen Temperaturen gesichert und für noch viel höhere Minusgrade gerüstet, hieß es am Montag aus der Wien Energie zur APA. An Tagen wie diesen sehe man deutlich, wie wichtig die Gaskraftwerke für die Strom- und Gasversorgung in Wien seien. Neben den Gaskraftwerken seien auch die Müllverbrennungsanlagen, das Biomassekraftwerk sowie die Heißwasserkessel und der Hochdruck-Wärmespeicher in Simmering in Betrieb. Dezentral laufe beispielsweise die “Schnitten-Heizung” der Wiener Manner-Fabrik in Vollbetrieb.

Der Wärmebedarf sei derzeit erheblich. In der Frühspitze sei heute die 2.000-er Marke mit 2.222 Megawatt (MW) bereits deutlich durchbrochen worden. Auch in den nächsten Tagen werde mit mehr als 2.200 MW in der Frühspitze gerechnet. Zum Vergleich: An einem durchschnittlichen Wintertag beträgt die Wärmeleistungsspitze 1.600 MW. Der Rekordwert wurde in Wien am 3. Februar 2012 mit 2.400 MW bei minus 15 Grad erreicht.

Die Wiener Netze sehen einen erhöhten Gas- und Stromverbrauch, reden aber noch nicht von absoluten Spitzenwerten. Ob diese erreicht bzw. übertroffen werden, werde sich in den nächsten Tagen zeigen, heißt es aus den Wiener Netzen zur APA. Der Spitzenstundenwert von heute früh sei bei Gas bei 330.443 m3/h gelegen. Der Rekordwert des Vorjahres wurde am 11. Jänner mit 335.834 m3/h erreicht. Beim Strom liege der für heute prognostizierte Spitzenwert bei 1.950 MW und damit auf dem Niveau der vorjährigen Kältewelle. Der Höchstwert im Versorgungsgebiet der Wiener Netze wurde im Jahr 2009 mit 2.021 MW erreicht.

Erste Februar-Rekorde gefallen

Bereits der Beginn der Kältewelle hat laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für neue Rekorde gesorgt: In St. Michael im Lungau in Salzburg wurden am Montag in der Früh minus 25,2 Grad gemessen. Das ist seit Beginn der Messreihe im Jahr 1968 der tiefste jemals im Februar verzeichnete Wert. Der alte Rekord lag hier bei minus 24,6 Grad am 3.2.1991.

Auch in Flattnitz in Kärnten wurde am Montag mit minus 25,4 Grad ein neuer Februar-Kälterekord verzeichnet. Der bisherige Rekord stammte hier vom 27.2.1986 mit minus 23,0 Grad (die Messstation besteht seit 1970, Anm.)

Stellenweise wurden noch nie so spät im Jahr ganztägig so tiefe Temperaturen wie am Montag gemessen. Zum Beispiel lag die Höchsttemperatur am Montag in Reutte in Tirol bei minus 11,6 Grad. Die bisher tiefste Höchsttemperatur zu dieser Jahreszeit (Auswertung für Ende Februar bis März) war hier minus 11,0 Grad am 6.3.1971. Ähnliches gilt für Seefeld in Tirol: Hier kam die Temperatur am Montag nicht über minus 12,3 Grad hinaus. Der bisher tiefste Höchstwert so spät im Jahr war minus 12,2 Grad am 6.3.1971.

APA/Red.

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