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Kabarettist Düringer will bei der NR-Wahl antreten - und wird im Herbst "Kanzler"

Roland Düringer meint es ernst. Mit seiner Liste "Ab jetzt G!LTs" will der Kabarettist bei der kommenden Nationalratswahl antreten. "Es ist ein Kunstprojekt. Es ist Aktionismus", sagte er im Interview und schloss nicht aus, seinen Weg filmisch zu dokumentieren.
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Der politische Erfolg ist ihm aber schon jetzt sicher: In seiner neuen Bühnenrolle wird Düringer ab Oktober “Der Kanzler” sein.

“Ab jetzt G!LTs”: Düringers neue Partei

Im September 2016 hatte Düringer die Satzung der Partei “Ab jetzt G!LTs” im Innenministerium hinterlegt. Auch wenn er jetzt sagt: “Das erste Vokabel, das man einmal streichen muss, ist ‘Partei’.” Diese sei nämlich nur ein “Vehikel”, der Kabarettist will engagierten Bürgern die Möglichkeit anbieten, in den Nationalrat einzuziehen – ohne selbst im Hohen Haus landen zu wollen. Seine Idee dahinter: “Wie mache ich ungültige Stimmen gültig?” Er will mit seinem Projekt “eine Botschaft zu hinterlassen”.

Natürlich standen “ein paar auslösende Momente” am Anfang, erzählt Düringer. Etwa der Nationalrats-Wahlkampf, “die Art, wie uns Politik heutzutage verkauft und inszeniert wird. Das ekelt mich teilweise an. Weil entweder sind die alle blöd, oder sie halten mich für blöd”. Auch die Ereignisse rund um die Hypo-Pleite seien ein Auslöser gewesen, meint der Kabarettist, der sich sicher ist: “Es steigen überall am Himmel so dunkle Wolken auf. Wo keiner so genau weiß, wie er damit umgehen soll.”

Düringer: “Die sind bei uns komplett falsch”

Düringer ist sich auch bewusst, dass eine neu gegründete Liste mit prominentem Namen an der Spitze Menschen anziehe, “die sich selbst verwirklichen wollen, einen Versorgungsposten suchen”. “Die sind bei uns komplett falsch”, meint er aber. Er hofft eher auf die “relativ intakte Zivilgesellschaft in dem Land”, die sich etwa bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise bewährt habe. Sollte die Liste tatsächlich den Einzug schaffen, könnten diese Abgeordneten – ohne Düringer – weiter wirken.

Aber auch in die politische Klasse hat Düringer noch nicht alle Hoffnung verloren. “Ich glaube, es gibt irrsinnig viele Leute, die in der Politik tätig sind, die wirklich super sind”, meint er – “Wie der Herr (Bundeskanzler Christian, Anm.) Kern, den ich als sympathischen, gescheiten Menschen empfinde”. Aber auch dieser stehe nicht für seine Partei. “Sein größtes Problem ist ja wahrscheinlich die SPÖ. Die Leute innerhalb der eigenen Struktur”, meint der Kabarettist und Neo-Politiker.

Kabarettist Düringer: “Habe nie über Politiker geschimpft”

Mit dem Antreten seiner Liste will Düringer auch Erfahrung für die Bühne sammeln, denn: “Ich mache seit 30 Jahren diesen Beruf und habe in keinem einzigen Kabarettprogramm über Politiker geschimpft. Das habe ich nie gemacht, weil es mir nicht wichtig war. Aber jetzt leben wir in einer ganz anderen Zeit.” Auch in seinem Buch “Meine Stimme gilt!”, das am Montag in Wien präsentiert wird, hat er sich Gedanken darüber gemacht und den PR-Berater Rudi Fußi als Mitstreiter “geoutet”.

Auch inhaltlich will Düringer Tabus hinterfragen, etwa den “Ansatz, dass wir automatisch Demokratie mit wählen verbinden”. Dies sei keineswegs untrennbar, wie er meint, denn: “Die freie westliche Welt bringt jetzt der arabischen Welt die freien Wahlen und damit die Demokratie. Die bringen damit in Wirklichkeit auch Mord und Totschlag.” Und weiter: “Warum können demokratische Gremien zum Beispiel nicht durchs Los ausgewählt werden? Hat es in der Renaissance schon gegeben.”

Aktionismus und neues Programm “Der Kanzler” angekündigt

Im Wahlkampf dürfte Düringer aber weniger durch konkrete Forderungen punkten. “Wir werden nichts anderes machen als Aktionismus”, kündigt er an – “nicht um Stimmen von Menschen zu bekommen, sondern über die politische Kultur in diesem Land zu diskutieren, sie zu karikieren, sie einfach ein bisschen an den Pranger zu stellen”. Der Künstler überlegt sich auch, diesen Weg filmisch zu dokumentieren, auch wenn es noch keine Finanzierung für ein solches Projekt gebe.

Fix ist hingegen das neue Bühnenprogramm des Kabarett-Stars, das im Oktober dieses Jahres Premiere feiern soll. Als “Der Kanzler” wird er einen Hoffnungsträger seiner Partei spielen, der durch Umfrage-Manipulationen, Feinde in den eigenen Reihen und einer Grippe beim TV-Duell “am falschen Ende des Erdrutschsieges” zu liegen kommt. Erste Kostproben soll es bei der Buch-Präsentation am Montag geben. Für die Rolle hat Düringer auch seinen Bart ab- und einen Anzug angelegt.

Roland Düringer: “Meine Stimme gilt! … und deine?”, Brandstätter Verlag 2017, 248 Seiten, 22,90 Euro. Präsentation am 13. Februar, 19 Uhr, Thalia Landstraße, Landstraßer Hauptstraße 2a/2b, 1030 Wien

(apa/red)

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