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Jukic holt Silber

Mirna Jukic ist als Schwimmerin in Wandlung begriffen. Nicht etwa, weil sie bei den Kurzbahn-Titelkämpfen in der Wiener Stadthalle über 200 m Brust von der Europameisterin zu deren „Vize“ mutiert ist.

Nicht etwa, weil sie künftig auch über Rücken, Delfin und/oder Kraul starten wird. Nein, Mirna Jukic bleibt ihrer favorisierten Brustlage treu. Doch mit den Plätzen zwei, zwei und vier auf den drei Brust-Strecken bewies sie bei ihrer Heim-EM eine davor noch nie gezeigte allgemeine Konkurrenzfähigkeit.

Mit dieser quasi „Platzziffer 9“, der besten ihrer Karriere bei einer Großveranstaltung, nimmt sich die 18-Jährige künftig wohl ein wenig den Druck. Jukic war stets über die 200 m stark, in Europa zeitweise geradezu unantastbar. Über 50 m musste sie lange Zeit schon mit einem Finaleinzug restlos zufrieden sein. Und den 100-m-Bewerb bezeichnete sie noch vor der Wien-EM als Glücksspiel. Tatsächlich hat sie sich aber nun auf der Mittelstrecke konsolidiert, hat im Sprint aufgeschlossen und ist über 200 m weiter Gold-Kandidatin.

Jukic hatte viele ihrer Erfolge über die lange Distanz am Ende von Titelkämpfen, wofür sie sich davor in den anderen Rennen aufbauen konnte. Diesmal lagen die 200 m vor den 100 m, und endeten mit dem Verlust von Europas Krone. Der Druck, dem sie als Titelverteidigerin, vor Heim-Publikum und vor dem eigenen Anspruch ausgesetzt war, wurde dann noch größer. Da aber zeigte die Wienerin neue Reife. Sie verlor sich nicht in Selbstmitleid und Verzweiflung, sondern meinte: „Das hab’ ich verdaut. Ich reg’ mich nicht auf.“

Sie griff über 100 m Brust an, mit Erfolg. Sie belohnte mit der zweiten Silbermedaille das Publikum und sich für das Vertrauen, das in sie trotz „nur“ Silber über die doppelte Distanz gesetzt wurde. Damit hat sie Österreichs Schwimmsport, aber auch sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Denn hätte sie wie über 50 m auch über 100 m eine Medaille nur knapp verpasst, wäre unter dem Strich nur Silber geblieben – nur, diesmal allerdings ohne Anführungszeichen geschrieben. Nun hat Jukic aber eine breitere Basis, auf der sie weiter arbeiten kann.

Auf dieser wird sie nach einer Trainingspause, die sie sich nun definitiv nehmen wird, auch aufbauen. Die Entscheidung über das Atemholen wurde ihr vom Trainer-Vater frei gestellt, da sie auch in seinen Augen nun reif dafür ist. Sie wird viel Kraft daraus schöpfen, einmal länger tun und lassen zu können, was ihr gefällt. Noch immer schwärmt sie von einem Samstag nach Olympia, an dem sie vom Coach frei bekommen hatte. Es war nur ein Tag, ein einziger. Gut möglich, dass sie sich schon bei der WM in Montreal einen weiteren verdient.

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