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Jugendkriminalität: Mehr Brutalität!

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Wien -  Zwei Burschen im Alter von 14 und 19 Jahren, die einen Obdachlosen mit einem Messer niederstechen oder ein 17-Jähriger, der aus Frust einen Pensionisten die Stiegen hinunter stößt: Meldungen über derartige Gewalttaten rücken die Jugend in ein schiefes Licht.

Dass diese immer brutaler werde, kann Neustart-Sprecher Andreas Zembaty nicht bestätigen. Das eigentliche Problem sei das Umfeld, in dem die Kriminalität passiert. Der Trend laufe dahin, sich selbst “ruhig zustellen und zu betäuben”. Alkohol- und Drogenmissbrauch in Kombination mit schwierigen psychosozialen Bedingungen wie Armut und Arbeitslosigkeit sei eine brisante Mischung, sagte Zembaty. Neu sei die Gewalt gegen sich selbst. Drogen- und Medikamentenmissbrauch drücke sich in Kriminalität aus, diese sei ein Symptom, eine Begleiterscheinung davon. Trotz immer schwieriger werdender Lebensbedingungen für zumindest einen Teil der Jugendlichen würde die Kriminalität europaweit dennoch nicht steigen. “Jugendliche gehen einen anderen Weg der Grenzüberschreitung.”

Die polizeiliche Anzeigenstatistik zeigt einen rückläufigen Trend bei der Jugendkriminalität. In einigen Bereichen gibt es dennoch Ausreißer: So ist in der Altersgruppe der Zehn- bis 14-Jährigen die Zahl der ermittelten Täter wegen schwerer Körperverletzung – bei niedrigen absoluten Zahlen – in den vergangenen sechs Jahren kontinuierlich gestiegen (von 22 im Jahr 2004 auf 55 im Jahr 2009). Bei den 14- bis 19-jährigen Tatverdächtigen hat es im gleichen Zeitraum, laut Statistik des Bundeskriminalamtes, ebenfalls einen Anstieg von 412 im Jahr 2004 auf 571 im Jahr 2009 gegeben.

Mehrfachtäter

“Wir beobachten, dass fünf bis zehn Prozent der jugendlichen Täter für 50 Prozent aller Straftaten verantwortlich sind”, sagte Zembaty. Es handle sich dabei um eine kleine Gruppe an Mehrfachtätern, die fortgesetzt Delikte begeht. Diese Gruppe sei eine enorme Herausforderung. 40 Prozent hätten Migrationshintergrund. Ihre triste Lebenssituation sei der Nährboden für kriminelle Taten. “Sie schließen sich zusammen und entfalten Terror.” Sie wohnen in Stadtrandsiedlungen im zehnten oder zwölften Wiener Gemeindebezirk und finden dort eine “Fülle” an Gleichgesinnten. Diese Gruppe wird zunehmend jünger. Die Täter sind zwischen 14 und 16 Jahre alt. Im Bereich der Kinderkriminalität (Zehn- bis unter 14-Jährige) sind laut dem Neustart-Sprecher eher Mitläufer zu finden. Sie fungieren als “Aufpasser”.

Gestiegen sind im Rückblick auf die vergangenen Jahre die Verurteilungen nach Raubüberfällen. Laut dem Institut für Strafrecht und Kriminologie hat es im Jahr 2002 insgesamt 185 verurteilte Mädchen und Burschen gegeben, 2004 waren es 188, 2006: 230, 2008: 269. Zahlen für 2009 lagen nicht vor. Wegen leichter Körperverletzung gab es mit 467 Verurteilungen im Jahr 2008 einen Höchststand (2002: 297, 2004: 314, 2006: 367). Rückläufig waren die Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung, die im vergangenen Jahr bei 118 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren lag (2002: 153, 2004: 144, 2006: 126). In die Verurteilungsstatistik ist die Diversion nicht mitgerechnet.

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