Kitsch wird zur Beziehung zu einem Ort, an dem man nicht ist, aber dessen Gegenwart überall zu spüren ist, als kulturelle Identität, die weit übers Religiöse hinaus reicht. Die Welt des jüdischen Kitsches erschließt sich heute vor allem in Andenkenläden und im Internet: Jüdische Objekte versprechen Identität in der Diaspora. Nach dem Holocaust sei jüdische Tradition weltweit zum Gegenstand einer nostalgischen Suchbewegung geworden, nicht nur von Juden, heißt es im Begleittext zur Ausstellung. Diese ist in vier Bereiche eingeteilt. Der Frankfurter Fotograf Peter Loewy hat Krimskrams fotografiert; Michael Wuliger präsentiert jede Woche in der Jüdischen Allgemeinen seinen Shlock Shop mit Kitsch aus Internet und Duty Free Shops und anderen Läden – in Hohenems wird eine Auswahl zu sehen sein, die am Ende der Ausstellung versteigert wird; versteckt in den Vitrinen der Dauerausstellung werden heimliche Sammelleidenschaften von Freunden des Jüdischen Museums gezeigt; und schließlich eröffnet die Berliner Künstlerin Anna Adam ihren satirischen Shop Feinkost Adam, eine Fortsetzung ihres viel diskutierten Projekts im Jüdischen Museum in Fürth. Damit führt sie Klischees vom Judentum ad absurdum. Das geschieht mit viel Humor, einer seltenen Beigabe in der allzu oft verbissen geführten Auseinandersetzung um ein ernstes Thema, so das Jüdische Museum Hohenems. Vor allem in den USA, dem Einwanderungsland schlechthin, habe sich schon vor hundert Jahren ein großer Markt für jüdische Produkte entwickelt. Alle Formen von Kitsch und Ironie träfen dabei auf die Objekte und Symbole der vielfältigen Rituale. Während es in Deutschland erst einen Anbieter gebe, dessen Website sich bislang noch als humorfreie Zone für spießigen Geschmack und israelisch-patriotische Souvenirs erweise, urteilen die Ausstellungsmacher.
Internet: www.jm-hohenems.at