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Josefstadt-Doyenne Elfriede Ott wird 85

Erwin Steinhauer und Elfriede Ott
Erwin Steinhauer und Elfriede Ott ©APA
Am 11. Juni feiert die Grande Dame der Wiener Volkskomödie, Elfriede Ott, ihren 85. Geburtstag. Den Tag wird sie mit Nestroy-Proben verbringen.

Die zahlreichen Feierlichkeiten rund um ihren Ehrentag seien schon “sehr viel, vor allem weil alles neben den Proben stattfindet”, so Ott, die sich fest vorgenommen hat, keine Probe in Maria Enzersdorf auszulassen. “Natürlich würde ich sehr gerne ein bissl Ruhe haben, aber im Moment ist nicht dran zu denken.” Glücklicherweise habe sie am Probenort ein schönes Haus, das sie einst mit Hans Weigel bezogen habe. “Ich sag immer: Im Urlaub könnt’s nicht schöner sein”, lacht Ott verschmitzt. Auch zahlreiche Probleme, die sich ihr im Laufe ihrer Festspiel-Tätigkeit in den Weg gestellt haben, habe sie stets gemeistert. “Wenn’s um etwas geht, nehme ich alle Kraft zusammen. Und schließlich tu ich alles, um das Werk und Wirken von Hans Weigel zu behüten.”

Allerdings steht ihr nun auch ihr Adoptivsohn Goran David zur Seite, der als Co-Intendant fungiert. “Ich denke mir schon, was ist, wenn ich nicht mehr bin. Das ist ein sehr gegenwärtiger Gedanke”, sagt Ott nachdenklich. So habe sie auch für ihre geliebte Schauspielschule “Studio der Erfahrungen” Vorkehrungen für eine Nachfolge getroffen. “Wenn alle Freunde nach und nach gehen, weist einen das auf diese Tatsache hin.” So lange es geht, will Ott jedoch auch noch selbst unterrichten. “Die Schauspielakademie ist ein großer Teil meines Lebens”, so Ott zur APA. “Ich habe 40 Schüler und viele Lehrer, es ist ein großes Unternehmen geworden. Und den ersten Jahrgang unterrichte ich immer noch selbst.”

Elfriede Ott besitze die Fähigkeit, “alle Seiten des wienerischen Temperaments, das Graziöse wie das Grantige, das Maliziöse wie das Sentimentale, das Raimund’sche Gemüt wie das Nestroy’sche Gift in rascher Aufeinanderfolge abzuwandeln”, sagte Hilde Spiel einmal. Und der ehemalige Bundespräsident Thomas Klestil meinte einst: “Tatsächlich haben Sie sich in die Herzen Ihres Publikums gespielt und zählen zu jenen Künstlern unseres Landes, die unverwechselbar österreichische Lebensart verkörpern – eine Lebensart, die Liebenswürdigkeit und weiblichen Charme mit dem unverwechselbaren Timbre der wienerischen Leichtigkeit verbindet.”

Die gelernte Uhrmacherin Elfriede Ott kam am 11. Juni 1925 als Tochter eines Goldschmiedes in Wien zur Welt. Ihre Liebe zum Theater überwog trotz elterlicher Bedenken, und 1944 debütierte sie am Burgtheater in Gerhart Hauptmanns “Die goldene Harfe”. Ott spielte auch in Goethes “Stella”, in Grillparzers “Sappho” oder in Shakespeares “Sommernachtstraum”. Ihre Partner waren Kapazunder wie Raoul Aslan, Oskar Werner und Curd Jürgens.

“Mein Theater war und ist die Josefstadt”, bekannte Ott einmal in einem Interview. Dort fand sie 1958 ihre künstlerische Heimat und gehört seither als Ensemble- und Ehrenmitglied zu den unangefochtenen Publikumslieblingen. Otts zweite Karriere begann in den 1950er Jahren als Kabarettistin, u.a. an der Seite ihres einstigen Ehemannes Ernst Waldbrunn. Nach der Scheidung 1964 schlug die Spezialistin des klassisch-wienerischen Genres die nächste Richtung ein und gab Abende als Diseuse, gemeinsam mit Julius Patzak oder Waldemar Kmentt.

Otts Soloprogramme wurden großteils von “Lebensmensch Hans Weigel” zusammengestellt, mit dem sie bis zu seinem Tod 1991 liiert und das gemeinsame letzte halbe Jahr auch verheiratet war. Er galt als Otts “Erfinder” und gestaltete für sie das legendäre Programm “Phantasie in Ö-Dur”, das zu einem Markenzeichen der Partnerschaft Ott-Weigel wurde. Mit Weigel gründete Ott 1983 auch die Festspiele “Nestroy auf Liechtenstein”, deren Intendantin und Regisseurin sie bis heute ist.

1985 gründete Ott die Schauspielabteilung des Wiener Konservatoriums und leitete sie bis 2004, danach folgte das “Studio der Erfahrungen”. Ott kann auf viele Schüler stolz sein, darunter Andre Heller, Nicolas Ofzarek, Christoph Friedl oder Sandra Cervik.

Elfriede Ott wurde mit dem Professorentitel, dem Titel Kammerschauspielerin, dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1.Klasse, der Josef Kainz Medaille, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich oder der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien ausgezeichnet. Anlässlich ihres 60-Jahr-Jubiläums im Theater in der Josefstadt erhielt sie den Titel “Doyenne der Josefstadt”.

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