Dies sei eine “bottom-up-Initiative”, die sich auf die Expertise von Muslimen, Jugendarbeitern und Wissenschaftern stütze, erklärte Vereinsobmann Moussa Al-Hassan Diaw in einer Aussendung am Dienstag.
Jihadismus: Hilfe erbeten
Die Initiative sei entstanden, nachdem sich immer wieder Angehörige und Lehrer an den Vereinsobmann und islamischen Religionspädagogen Diaw sowie seinen Stellvertreter, den Politikwissenschafter Thomas Schmidinger, gewandt und Hilfe im Umgang mit “Jihadismus” erbeten hatten. Das Netzwerk, das von Experten und Aktivisten zum Thema Jihadismus und Radikalisierung gegründet wurde, will “die unterschiedlichen von der Problematik betroffenen Institutionen und NGOs zusammenführen.
Betreuung für Familien und Jugendliche
In den kommenden Wochen werde der Verein der österreichischen Politik “Vorschläge für eine professionelle Arbeit” im Deradikalisierungs- und Präventionsbereich vorlegen. Derzeit würden schon Familien und Jugendliche vom Netzwerk betreut.
Geplant sei etwa der Aufbau einer Beratungsstelle, eines Think Tanks und eines Schulungsangebots für Behörden, NGOs, Schulen und Sozialarbeitern zum Thema. Die im Verein aktiven Angehörigen von Betroffenen würden eine “Selbsthilfegruppe für Angehörige” aufbauen.
Terrorgruppen wie IS “konsequent abzulehnen”
“Muslime unterschiedlichster Ausrichtung” unterstützen das Vorhaben laut Diaw. “Uns Muslimen ist klar, dass die Radikalisierung von Jugendlichen und der Weg zu Terrorgruppen wie dem selbsternannten ‘Islamischen Staat’ (IS, Anm.) ein großes Problem ist.” Bei der Mehrheit der Muslime herrsche ein Konsens darüber, dass der IS “sich in keinster Weise auf den Islam berufen kann und Terrorismus konsequent abzulehnen ist”.
Der Politikwissenschafter Schmidinger richtete sich mit einer klaren Botschaft an die heimische Politik: “Mittlerweile ist den meisten klar, dass etwas getan werden muss”, erklärte er. Der Politik sollte klar sein, dass Gelder, die in Deradikalisierungs- und Präventionsarbeit fließen, “gut investiert” seien.
Darum geht es dem Netzwerk
Die Gründer stehen eigenen Angaben zufolge schon seit Jahren “in Kontakt mit ähnlichen Initiativen in anderen europäischen Staaten”. Diaw sei etwa beim “Radicalisation Awarness Network” (RAN) der Europäischen Kommission aktiv gewesen. Schmidinger kooperiere mit Beratungsstellen in Deutschland. Beide forschten und publizierten bereits zum Thema.
Wichtig ist dem Netzwerk eine organisatorische Trennung von den Behörden und der Polizei. “Eltern von Betroffenen werden sich nicht melden, wenn sie befürchten müssen, dass dann deswegen ihr Sohn oder ihre Tochter festgenommen wird”, betonten sie.
Am 6. September fand die Gründungsversammlung des Vereins statt. Im Beirat des Netzwerks seien NGOs, Angehörigen von Betroffenen, Mitglieder islamischer Verbände, einem Abgeordneten des Europaparlamentes und Wissenschafter vertreten.
(apa/red)