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"Jetzt sind wir aufgeschmissen"

(VN) Dornbirn -  Lokalaugenschein nach Brückeneinsturz im Ebnit: Wie gehen die Bewohner mit der Situation um?
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Bilder: Komplizierte Lösung
Schwierige Brückeninstallation
Rappenlochbrücke eingestürzt
Bilder I: VOL Live am Unglücksort
Bilder II: VOL Live am Unglücksort
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Bilder IV: Gefährlicher Einsatz
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Es war kurz vor 13 Uhr, als Michael Peter am Dienstag von Dornbirn in Richtung Ebnit unterwegs war. Zwei Minuten, nachdem er die Rappenlochbrücke überquert hatte, passierte das Unglaubliche. „Dem Buschauffeur habe ich noch gewunken. Als ich zu Hause angekommen bin, ist bei meiner Frau, die bei der Rettung ist, der Piepser losgegangen“, erzählt der 40-Jährige. Die Brücke war eingestürzt. Normalerweise würden stets Wanderer von dort oben den Ausblick über die Schlucht genießen. An diesem Tag war dies glücklicherweise nicht der Fall. So geriet auch niemand unter die Geröllmassen. „Ich habe schon viel erlebt, aber so etwas …“, sinniert Peter. „Die Brücke ist runter.“ Diese Meldung verbreitete sich im Dorf wie ein Lauffeuer. „Ich hab zuerst gedacht, das ist ein Scherz“, sagt Hartmut Peter. Am Dienstag saßen zur Mittagszeit an seiner Jausenstation „sMarend“ noch über 20 hungrige Ausflügler. Am Tag nach dem Unglück ist das Dorf wie leer gefegt.

Bevölkerung von Ebnit hofft auf Lösung

„Ein paar Tage können wir es uns einrichten. Aber ich hoffe, dass bald eine Lösung gefunden wird“, ist der 62-jährige Gastronom optimistisch. Wenn nicht, wäre es schlecht um die Geschäfte bestellt: „Dann gehe ich in Pension.“ Derweil nutzt Hartmut Peter die ruhige Zeit für Umbauarbeiten. Andere sehen die Situation weniger gelassen. Vor allem unter den älteren Bewohnern macht sich Sorge breit. Berta Welti (83) und ihre Schwester Elfriede Peter (78) fahren wöchentlich mit dem Bus in die Stadt zum Einkaufen. „Jetztsindwiraufgeschmissen. Wir kommen gar nicht mehr raus“, lamentieren die betagten Damen. „Und was ist mit der Post? Auch die heilige Messe am Sonntag ist abgesagt worden.“ Bruder und Altbürgermeiser Alfons Welti hat zwar ein Auto, doch ohne Allrad seien die beiden Forststraßen kaum zu befahren: „Es ist eine Katastrophe. Was ist, wenn wir den ganzen Sommer eingesperrt bleiben“, blickt der 81-Jährige der Zukunft entgegen. Fix und fertig nach der abenteuerlichen Autofahrt über Stock und Stein ist Waltraud Jäger: „Es ist ein Wahnsinn. Man sitzt fast auf der Straße auf. Der Staub sitzt in jeder Ritze. Gestern Abend habe ich mich auch noch verfahren.“ Doch ihr bleibt keine Wahl. In der Stadt wartet die Arbeit, Tochter Christina muss zur Schule gebracht werden. Vater Ulrich hat indes eine andere Lösung gefunden. Zu Fuß ist er am Mittwoch von der Arbeit nach Hause gelaufen. In zwei Stunden und 15 Minuten. Wahrlich keine Option für jeden Tag. Wann fährt der Bus wieder? Was ist, wenn es brennt? Fragen, die sich viele Ebniter stellen. Von der Stadt jedenfalls fühlen sie sich schlecht informiert.

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