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Jeder Fünfte hat chronische Schmerzen

Der Schmerzexperte Alfred Witzmann hat heftige Kritik an der schmerzmedizinischen Versorgung in Vorarlberg geäußert. „Sie ist de facto als höchst unzureichend zu bezeichnen“, so der Neurochirurg vom LKH Feldkirch.

Zwei Drittel der Vorarlberger litten an postoperativen Schmerzen, jeder fünfte habe chronische Beschwerden. Gesundheits-Landesrat Hans-Peter Bischof, selbst gelernter Mediziner, weist die Kritik von Witzmann zurück. „Wir legen größten Wert auf Schmerzbehandlung“, so Bischof gegenüber der APA.

Unter anderem kritisierte Witzmann, dass es in Vorarlberg keine Schmerzambulanz gibt, obwohl man sich seit Jahren bemühe, eine solche am Landeskrankenhaus Feldkirch zu errichten. Für Schmerzambulanzen stehe in Vorarlberg aber offenbar kein Geld zur Verfügung, sagte Witzmann.

Auch die Versorgung von postoperativen Schmerzpatienten scheine im Argen zu liegen. Witzmann zitierte diesbezüglich eine aktuelle Studie, die die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) bei einem Meinungsforschungsinstitut in Auftrag gegeben habe. Demnach litten 67 Prozent der Vorarlberger an postoperativen Schmerzen. Gemeint seien dabei nicht nur große Operationen, sondern etwa auch Eingriffe beim Zahnarzt. „Hier zeigt sich eine krasse schmerzmedizinische Unterversorgung“, sagte Witzmann.

Außerdem leide jeder fünfte Vorarlberger an chronischem Schmerz, vorrangig an Rücken-, Kopf- und Knieschmerzen. „Die durchschnittliche Dauer chronischer Schmerzen beträgt 5,5 bis sechs Jahre“, stellte der Mediziner fest. Nach seinen Angaben könnten rund 90 Prozent der Schmerzen zumindest gelindert werden.

Bischof verweist hingegen auf ein anderes Konzept, das das Land verfolge. „Wir wollen, dass die Schmerzbehandlung möglichst nahe beim Patienten erfolgt, also bei den niedergelassenen Ärzten“, kann Bischof einer Schmerzambulanz nichts abgewinnen. Bei komplizierten Schmerzbildern stünden außerdem Anästhesisten in den Krankenhäusern zur Verfügung. Zudem verwies Bischof auf die Palliativstation in Hohenems, wo in den vergangenen Jahren ein vorbildliches System aufgebaut worden sei. „Dort ist hochqualitative Schmerzbehandlung gesichert“, sagte der Landesrat.

Bischof räumte aber ein, dass Schmerztherapien generell noch zu wenig eingesetzt würden. „Der Kenntnisstand muss noch durch Fort- und Weiterbildung vertieft werden“, so Bischof. In diesem Punkt wurde Bischof von Witzmann unterstützt.

Um die schmerzmedizinische Versorgung generell zu verbessern, stellte Witzmann auch einige Forderungen der ÖSG vor. Angesprochen wurde etwa eine klare Organisationsstruktur für postoperatives Schmerzmanagement in den Spitälern oder auch der Abbau von überflüssigen bürokratischen Hürden.

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