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Jeder 10. Mitarbeiter betroffen: AUA vor drastischem Stellenabbau

Zwischen 700 und 800 Mitarbeiter werden betroffen sein.
Zwischen 700 und 800 Mitarbeiter werden betroffen sein. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Bis Ende 2021 soll bei der AUA jede zehnte Stelle gestrichen werden. Voraussichtlich werden 700 bis 800 Mitarbeiter betroffen sein.

Die Austrian Airlines steht vor einem drastischen Stellenabbau. Von den derzeit rund 7.000 Stellen wird bis Ende 2021 jede zehnte gestrichen. 700 bis 800 Mitarbeiter seien voraussichtlich betroffen, die jährlichen Kosten sollen so um 90 Mio. Euro sinken. Ein Großteil des Stellenabbaus soll über die natürliche Fluktuation erfolgen, geht aus AUA-Unterlagen zur Pressekonferenz am Donnerstag hervor.

"Müssen uns neu aufstellen, um im brutalen Wettbewerb zu bestehen"

Der Sparkurs ist Folge eines harten Preiskampfs am Flughafen Wien. Der AUA drohen deshalb nicht nur heuer, sondern auch 2020 Verluste. "Wir müssen uns neu aufstellen, um im brutalen Wettbewerb gegen die Billigflieger zu bestehen. Die Maßnahmen sind zum Teil schmerzhaft, weil sie uns Substanz nehmen, die wir in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut haben", erklärte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech.

Die AUA war 2013 nach der Sanierung durch die Lufthansa in die Gewinnzone zurückgekehrt. 2018 betrug der bereinigte operative Gewinn 83 Mio. Euro.

Bodenpersonal stärker betroffen als Piloten

Die AUA will der Konkurrenz weiter Paroli bieten. "Herr O'Leary irrt sich, wenn er glaubt, dass Lauda in fünf Jahren die AUA überholen kann", richtete der AUA-Chef Alexis von Hoensbroech dem Ryanair-Chef aus.

Bei der AUA waren vor und nach der Pressekonferenz auch die Mitarbeiter über den Sparkurs informiert worden. Bis Jahresende will der AUA-Vorstand die Pläne zum Stellenabbau ausarbeiten und dann mit dem Betriebsrat darüber sprechen. Das Bodenpersonal dürfte tendenziell stärker betroffen sein als Piloten und Flugbegleiter. Durch die jährliche Fluktuation von 200 bis 250 Mitarbeitern soll ein Teil des Stellenabbaus sozial verträglich gestaltet werden. Auf Zahlen zu Kündigungen wollte sich das Unternehmen nicht festlegen. Das 90 Mio. Euro schwere Sparpaket umfasse ein Bündel von 300 Maßnahmen, sagte Finanzchef Wolfgang Jani.

Die Gewerkschaft GPA-djp kündigte an, um jeden Arbeitsplatz kämpfen zu wollen. Es könne nicht sein, dass der Verdrängungswettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde. Die Gewerkschaft vida erklärte, der Wettbewerbsdruck dürfe kein Freibrief für Personalabbau sein. Die Sparmaßnahmen hält man für übertrieben und verweist auf die Gewinne des Mutterkonzerns.

Wien: 4,5 statt 7 Millionen Billigflug-Sitzplätze 2020

Die AUA-Führung rechnet damit, dass sich der Preiskampf nächstes Jahr nochmals verschärft. Heuer kämpfe man noch um die schwarze Null, 2020 sei das nochmals deutlich schwieriger, so Hoensbroech. Die AUA sieht sich im nächsten Jahr 35 Flugzeugen von Billigfluglinien wie Laudamotion, Wizz Air, EasyJet und Level gegenüber, heuer waren es 24. In Wien seien dann nicht mehr 4,5 sondern 7 Millionen Billigflug-Sitzplätze im Markt.

"Die österreichische Lösung habe sich als grüne Mogelpackung herausgestellt", sagte Hoensbroech in Anspielung auf den Weiterverkauf der Niki-Nachfolge-Airline Laudamotion an die irische Ryanair. Durch den Verdrängungswettbewerb komme das AUA-Netzwerk unter Druck, warnte der Manager. Der Angriff auf das Europanetz gefährde das für die Langstrecke wichtige Zubringergeschäft. Die Frage, ob Wien ein Billigflughafen oder ein Langstrecken-Drehkreuz sein werde, sei auch für den Wirtschaftsstandort Österreich relevant, weshalb man hier mit dem Flughafen und der Politik reden wolle.

Durch den Preiskampf ist auch die anstehende Investition in die AUA-Langstreckenflotte vertagt. Durch die Verluste sei die Frage in den Hintergrund gerückt, hieß es am Donnerstag am Rande der AUA-Pressekonferenz zur APA. Für neue Langstreckenjets schreibt der deutsche Mutterkonzern Lufthansa eine Gewinnspanne von acht Prozent vor - es wären also Gewinne von mehr als 150 Mio. Euro nötig.

2019: Schwarze Zahlen eher unwahrscheinlich

Ob sich heuer überhaupt schwarze Zahlen ausgehen, schätzt Hoensbroech als unwahrscheinlich ein. "Das vierte Quartal ist in unserer Branche immer ein Verlustquartal, wir müssen damit rechnen, dass wir unter die Null kommen." Er kritisierte auch, dass die EU bei Sozialstandards "löchrig wie ein Schweizer Käse" sei und Billigflieger dies ausnützten. Dass ein Branchen-Kollektivvertrag, wie von der Gewerkschaft gefordert, die Lösung sei, hält Hoensbroech für fraglich.

AUA-Vertriebsvorstand Andreas Otto sagte, es bleibe nichts anderes übrig, als bei den Ticketpreisen mit runter zu gehen - "sonst bleibt der Sitz leer". Die Alternative wäre, Strecken aufzugeben, aber "dann rückt sofort jemand nach". Insbesondere die Attacke von O'Leary, die Flotte in Wien 2020 auf 19 Flieger aufzustocken, sorgt bei Otto für Kopfschütteln: "Was der in Wien veranstaltet, ist echt irre." Innerhalb des Lufthansa-Konzerns habe man entschieden, "keinen Millimeter weichen wir zurück".

Bei der AUA sieht die Bilanz nach neun Monaten mager aus. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) ist um 85 Prozent, von 110 auf 17 Mio. Euro, eingebrochen. Die Kerosinrechnung alleine ist den Angaben zufolge heuer bisher um 47 Mio. Euro höher ausgefallen. Ob sich heuer überhaupt schwarze Zahlen ausgehen, schätzt Hoensbroech als unwahrscheinlich ein. "Das vierte Quartal ist in unserer Branche immer ein Verlustquartal, wir müssen damit rechnen, dass wir unter die Null kommen." 2020 sei es nochmals deutlich schwieriger, so Hoensbroech.

AUA: Manche Zukunftspläne noch ungewiss

Die AUA hat in ihrer Strategie bis 2025 entschieden, die 18 Turboprop-Flugzeug durch zehn Airbus A320 zu ersetzen und die Basen in den Bundesländern zu schließen. Ob die AUA tatsächlich zehn A320 einflottet ist jedoch fraglich, vorerst sind nur sechs davon fix. Dazu kommen zumindest für 2020 vier A320, die Eurowings in Wien für die AUA betreibt.

Auf der Langstrecke gibt die AUA Miami nächsten Sommer auf und reduziert die Flüge nach Los Angeles von sieben auf fünf wöchentliche Frequenzen. Anstatt Miami habe Otto, wie er sagte, eine "bessere Idee", die demnächst präsentiert werden soll. Die AUA dürfte also Miami durch eine anderen Langstreckendestination ersetzen.

(APA/Red)

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