Die Taten in Wien in den letzten Monaten verursachen beim einen oder anderen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Am 9. September wird etwa eine 50-jährige Frau in der Wien-Leopoldstadt mit Stichen in den Hals getötet. Mutmaßlicher Täter: Ihr zehn Jahre jüngerer Mann aus dem Irak. Am 29. September erschießt ein 38-jähriger Serbe im 4. Wiener Gemeindebezirk seine Ex-Frau und nimmt sich anschließend selbst das Leben. Zu Heiligabend stirbt eine 51-Jährige in Wien-Donaustadt. Sie wurde laut Polizei von ihrem Mann – einem Wiener – in ihrer Badewanne ertränkt.
Und auch im noch jungen neuen Jahr fällt eine Frau in Wien einer Gewalttat zum Opfer. Am 15. Jänner wird eine Frau von ihrem Bruder am Wiener Hauptbahnhof erstochen. Doch muss man sich als Frau nun fürchten, in Wien auf die Straße zu gehen?
Denn die Statistik zeigt: Morde gehen in Wien zurück. Waren es 1994 noch 40 Mordfälle, gab es 2016 und 2017 noch 16 bzw. zwölf Morde. Danach stieg die Zahl im letzten Jahr wieder auf 23 Fälle in Wien an. Für den Kriminologen Reinhard Kreissl kann man bei solchen kleinen Zahlen noch nicht von einem Trend sprechen. Abweichungen seien eher traurigen Zufällen geschuldet, als dass man von strukturellen Problemen sprechen könnte.
Mehr Morde in den letzten Jahren?
Auch österreichweit ist man in Sachen Mordfällen laut Bundeskriminalamt in den letzten zwei Jahren wieder auf dem Stand der Jahre 2011 und 2012. Auffällig ist dabei nur, dass es in den Jahren 2014 und 2015 auffällig wenige Morde in Österreich gegeben hat. Weiter auffällig ist: Immer mehr Mordopfer sind Frauen. Im letzten Jahr wurden so etwa 41 Frauen getötet, während 29 Männer ermordet wurden.
Nur schwer lässt sich sagen, ob die Flüchtlingsbewegung 2015 zu einem Anstieg an Morden in Österreich führte. So sei das Merkmal “Ausländer” laut Kriminologe Kreissl nicht ausschlaggebend, sondern es spielen viele Faktoren mit ein: So spielen etwa Geschlecht, Alter und sozialer Status eine größere Rolle, ob jemand zum Gewalttäter wird. Dennoch kam es in den letzten Jahren vermehrt zum Zuzug junger Männer. Und von den 70 Morden im letzten Jahr waren die Täter in 35 Fällen Ausländer. In rund 80 Prozent aller Fälle aber auch Familienmitglieder, Partner oder Ex-Partner.
Früher war alles besser? Zahl der Morde sinkt
Laut Bundeskriminalamt sei die Wahrscheinlichkeit, dass eine österreichische Frau von einem fremdländischen Täter angegriffen wird, relativ gering. Es dominiert die Gewalt im eigenen Milieu. Und auch längerfristig betrachtet war früher nicht alles besser. So gab es etwa in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren einzelne Jahre, in denen weit mehr als 80 Mordfälle verzeichnet wurden.
Auch in den Frauenhäusern ist man fast täglich mit Gewalt gegen Frauen konfrontiert. Dass dabei in den letzten Jahren immer mehr ausländische Frauen den Service nutzen, ist nicht nur dem starken Zuzug geschuldet. Oft bringen die Einwanderer auch streng patriarchale Strukturen mit, bei denen Frauen gegenüber Männern eine stark untergeordnete Rolle spielen.
Bei vielen dieser Fälle sind die Täter oder mutmaßlichen Täter bereits zuvor auffällig, haben Aktenvermerke oder Anzeigen bei der Polizei. Hier verliert sich jedoch oft die Spur, bis es dann wirklich zu einer gefährlichen Gewalttat kommt. Meist geschehe das bei der Trennung oder Scheidung.
Was macht die Politik gegen Gewalt gegen Frauen?
Mit einer Taskforce versucht die Politik bereits seit einem Jahr, potentielle gewalttätige Männer besser auf ihre Gefährlichkeit einzuschätzen. Die Polizei soll nun erleichterten Zugang zu allen Informationen über Verdächtige erhalten und auch Wegweisungen sollen künftig leichter vonstatten gehen, meint die verantwortliche Staatssekretärin Karoline Edtstadler. Härtere Strafen sollen zudem abschreckend wirken.
Kritik kommt jedoch von der Männerberatung, die ebenfalls in der Taskforce beratend tätig ist. Seit März gebe es keine Rückmeldung mehr von der Politik, Präventionsmaßnahmen wie Anti-Aggressionstraining werden oft – weil teuer – viel zu spät eingesetzt. Fast 9.000 Mal mussten im letzten Jahr gewalttätige Männer in Österreich für zwei Wochen aus der Wohnung weggewiesen werden.
Bereits in diesem Zeitraum muss, laut Männerberatung, die Sensibilisierung stattfinden. Oft werden die betroffenen Männer aber erst durch das Gericht zu einem Anti-Gewalt-Training oder Therapie gedrängt. Bis dahin können jedoch Monate vergehen.
(red)