Auch wenn der Stimmkünstler akustisch ein ganzes Orchesters bewältigen kann, holte er sich dafür erneut Unterstützung auf die Bühne, um vor ausverkauftem Haus zwei Stunden in weitgehend freier Improvisation zu performen.
Zum Auftakt gesellten sich die heimischen Philharmonics – gerade erst mit Gold für ihre aktuelle Platte geehrt – dem 62-jährigen New Yorker an die Seite. Bei den Jazzvariationen über Brahms und Albinoni gesellte sich der klassikgestählte McFerrin als demütiges siebentes Instrument dem Sextett bei, nachdem er lässig mit Kaffeetasse auf die Bühne geschlendert war.
Allzu glatt geriet die Koordinierung zwischen den einzelnen Musikern jedoch nicht, die alle auf ihr Solo gierten.
McFerrin zeigte Vielseitigkeit in Wien
Umso reibungsloser gestaltete sich da der weitere Abend mit dem Vokaltrio WeBe3. Hier fungierte McFerrin meist als Rhythmusgeber und Spiritus Rector, in seinem scheinbar mühelosen Wechsel zwischen Falsett und Bariton die Richtung vorgebend, die von seinen Mitkünstlern im Nu aufgenommen wurde.
Mal imitierte McFerrin im Call&Response-Prinzip Rhiannon, die Dame des Trios, dann wieder den tiefen Bass von Joey Black.
Publikum “flirtete” mit dem Künstler
Streckenweise klangen die vier wie Teletubbies, dann wieder wie ein Heizungsventil beim Entlüften, wenn sie ihre afrikanisch angehauchten Improvisationen intonierten und sich dabei im Fluge die Bälle zuspielten. Der Spaß sprühte allen Beteiligten dabei förmlich aus den Augen und übertrug sich auf das bestens auf einen McFerrin-Abend vorbereitete Publikum.
Ohne die üblicherweise notwendigen Anfeuerungen zeigte sich ein Großteil des Staatsopernrunds sofort zum Kanon und zum Beat bereit und erlag dem Flirten des ergrauten Stimmkünstlers. Da wurde sogar verziehen, dass der pausenlose Abend ungeachtet aller Standing Ovations nur mit einer dürren Gutenachtlied-Zugabe beendet wurde.
(APA)