Auf der Website Bodog.com etwa, wo bis zu 100 Dollar auf das Schicksal des berühmten Angeklagten gesetzt werden können, wetten 75 Prozent, dass der frühere King of Pop ungeschoren aus seinem Verfahren um Kindesmissbrauch herauskommt.
Doch Prozessbeobachter scheuen zum Abschluss der Beweisaufnahme eine derart eindeutige Prognose. Nach der Vernehmung von 140 Zeugen steht im Duell zwischen Anklage und Verteidigung kein klarer Punktesieger fest. Sehr viel hängt deshalb von den Schlussplädoyers ab, die schon am Mittwoch im südkalifornischen Santa Maria beginnen könnten.
Showdown ab Mittwoch
Auf der anderen Seite steht Starverteidiger Tom Mesereau, ein früherer Boxer, der es auch im Gerichtssaal versteht, wuchtige Treffer zu landen. Mesereau wurde bereits durch Mandanten wie den früheren Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson, die Schauspielerin Winona Ryder oder den Rapper Sean Combs berühmt.
Eindeutige Strategien
Mesereau wiederum wird den Angeklagten als Opfer eines Komplotts beschreiben, das von der Mutter des im Mittelpunkt des Verfahrens stehenden 15-Jährigen geschmiedet wurde, um dem Popstar Millionen aus der Tasche zu ziehen. Und er wird Jackson als einen gutmütigen Charakter darstellen, der Defizite aus der eigenen Kindheit mittels einer unschuldigen Kinderliebe zu kompensieren suchte.
Schluss nach vier Monaten Prozess
So verwickelten sich der 15-Jährige sowie seine Mutter und sein Bruder in Ungereimtheiten. Die Mutter musste sogar zugeben, in der Vergangenheit mehrfach gelogen zu haben – so etwa, als sie von einer Kaufhauskette eine 152.000-Dollar-Entschädigung wegen angeblicher Belästigung erstritt.
Prominente Zeugen
Doch ausgerechnet zum Abschluss der Beweisaufnahme musste die Verteidigung einen schweren Schlag einstecken, als Richter Rodney Melville die Vorführung eines Videos von der polizeilichen Vernehmung des heute 15-Jährigen zuließ, um den sich alles dreht. Die Geschworenen bekamen in den Aufnahmen vom März 2003 zu sehen, wie der Bub erkennbar verstört und verängstigt von Belästigungen durch den Musiker berichtet.
Video mit Wirkung
Nach den Schlussplädoyers werden sich die zwölf Geschworenen zu ihren Beratungen zurückziehen. Nur ihr Urteil zählt letztlich: Bei einem Schuldspruch in allen zehn Anklagepunkten droht Jackson, der alle Vorwürfe zurückweist, eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren.