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Jack White veröffentlicht sein vielfältiges neues Soloalbum "Lazaretto"

Jack White rockt die Stilpalette
Jack White rockt die Stilpalette ©Barry Brecheisen/Invision/AP
Von Hardrock über Pop bis zu Bluegrass: Jack White zeigt in seinem neuen Soloalbum, dass er die unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen beherrscht wie kein anderer. "Lazaretto" erscheint am 6. Juni.

“You drink water, I drink gasoline”, singt Jack White auf “Lazaretto” (Beggars Group), seinem zweiten, am Freitag erscheinenden Solo-Album. Irgendetwas muss den Labelchef, Produzenten und Musiker ja antreiben. So vielfältig seine Jobs, so bunt ist die LP ausgefallen – von Hardrock über Pop bis zu Bluegrass reicht die Stilpalette, die White mit seiner eigenen unverkennbaren Handschrift aufbereitet.

Neues Jack White Album

Der Opener versprüht Sex: “Three Women”, basierend auf einem Blues des 1959 verstorbenen Blind Willie McTell, kommt aus den Hüften und verbindet Musikgeschichte mit der Gegenwart. White hat das Gesamtwerk McTells über seine Plattenfirma Third Man Records sorgfältig wiederveröffentlicht. Er sucht bei den Altmeistern Inspiration, führt deren Arbeit fort und bringt sie ins Heute. Wenn das so schlüssig klingt und mit einem Augenzwinkern transportiert wird wie in “Three Women”, dann hat er seine Mission mit Bravour erfüllt.

“Ich traue niemandem, der nicht Led Zeppelin mag”, lautet ein Credo Whites. Die erste (aber nicht letzte) Verneigung vor der größten Hardrockband der 70er-Jahre erfolgt mit Song Nummer zwei auf “Lazaretto”, dem Titelstück. Da schneiden Jimmy-Page-Riffs die Luft, da jaulen die Keyboards auf, wie ein Schnellfeuergewehr spuckt White seine Textzeilen aus. Aber auch hier übt sich der US-Amerikaner nicht im Kopieren, sondern lässt den Song auf seine eigene Art mit Streichern ausklingen.

“Lazaretto” ist abwechslungsreich

Die Nummer “Temporary Ground” vereint die langsameren Momente der White Stripes mit den Bluegrass-Exkursen Whites zweiter Band The Raconteurs. Dass Jack White durchaus nachdenklichere Texte schreiben und diese in gediegene, ergreifende Musik kleiden kann, zeigt “Would You Fight For My Love?”, unterlegt mit Piano und samtenen Background-Vocals. Schön, wie sich das Tempo und damit die Dramatik steigert. Und dann kracht die Gitarre auf der furios-fantastischen Instrumental-Nummer “High Ball Stepper” richtig ungezügelt.

“Lazaretto” geht nach dem erfolgreichen Vorgänger “Blunderbuss” einen Schritt weiter in die Breite. Mit “Alone In My Home” gelang White sogar ein waschechtes Stück Pop, das sich perfekt zwischen den bissigen Krachern (“That Black Bat Licorice”, auf dem Reggae-Rhythmen durchschimmern), walzendem Country (“Entitelment”) und eingängigem, boogiegetränkten Südstaatenrock (“Just One Drink”) einfügt, ohne aus dem Gefüge zu fallen. Und nichts klingt aufgesetzt, zu angestrengt oder falsch am Platz.

Besonders viel Spaß macht die Vinyl-Version mit zwei versteckten Bonus-Tracks, Hologramm und sonstigen Spielereien. Jack White ist ein Freak, ein Besessener, ein Erneuerer und zugleich ein Bewahrer guter Traditionen. Und auch ein genialer Interpret, wie sein superbes, lediglich als B-Seite (der Single “Lazaretto”) verwendetes Elvis-Presley-Cover “The Power Of My Love” verdeutlicht. Es wird höchste Zeit, ihn unter seinem eigenen Namen mal live in Österreich zu erleben.

(Kritik: APA)

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