Allerdings nur, weil der Präsident des Internationalen Tennisverbandes ITF, Francesco Ricci Bitti, vom IOC-Vizepräsidenten und Oberjuristen Thomas Bach dort gemaßregelt wurde.
Im Tennis war mehrfach versucht worden, von den jeweiligen NOK’s nicht nominierte Spieler und Spielerinnen doch noch zu den Spielen zu bringen.
So hatte der deutsche DOSB den Profi Rainer Schüttler im letzten Moment nominiert, obwohl dieser zum Stichtag keinen Quotenplatz erreicht hatte. Schüttler hatte sich dadurch nachträglich durch ein CAS-Urteil sogar das Startrecht für das Olympia-Turnier in Peking erstreiten können. Im Fall von Tamira Paszek hatte die ITF sogar brieflich interveniert, um die Vorarlbergerin trotz der Nichtnominierung durch das ÖOC an den Spielen teilnehmen zu lassen.
Die Nominierung für Olympia sei aber ausschließliche Angelegenheit der jeweiligen NOK’s wurde Ricci Bitti am Mittwoch von Bach belehrt. Es gäbe einige Fachverbände, in denen man das offenbar nicht verstehe und wo man dringenden Bedarf habe, Ordnung herzustellen, lautete die harsche Kritik in Richtung Ricci Bitti, der selbst auch IOC-Mitglied ist.
Das ÖOC hatte Paszek trotz eines erreichten Quotenplatzes wegen schwacher Leistungen in der finalen Qualifikationsperiode nicht nominiert und sah sich nun durch das IOC natürlich bestätigt. “Aber deshalb persönliche Genugtuung zu finden, ist nicht mein Ziel”, sagte ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth. Er versuchte daher zu erklären, warum die nationalen Qualifikationskriterien in Österreich oft strenger sind als die internationalen.
Das ÖOC folge prinzipiell dem Leistungsprinzip. “Nach dem Flop von 1988 hat man uns vorgeworfen, Touristen zu den Spielen mitzunehmen”, begründete Jungwirth, warum man seitdem strengere Maßstäbe ansetzt. “Unser Ziel ist, erfolgreiche Sportler zu nominieren. Wir wollen nicht 60. werden sondern im ersten Drittel landen.”
Umgehrt haben aber Internationale Fachverbände das Problem, dass nicht alle Weltklasse-Athleten auch an Olympia teilnehmen wollen. Deshalb haben viele in ihrem auch vom Abwehrkampf gegen hereindrängende, neue Sportarten geprägten “Internationalisierungsbestrebung” ihre Qualifikationskriterien deutlich heruntergeschraubt. Jungwirth: “Oft reicht deshalb schon ein 70. Platz für einen Quotenplatz.”
Die internationalen Kriterien sind jedenfalls so unterschiedlich, dass es laut Jungwirth unbedingt eigener Maßstäbe bedarf. Im ÖOC hatte man deshalb gleich elf Quotenplätze für die Spiele in Peking zurückgegeben. Was die betroffenen Sportler wahrscheinlich nie verstehen werden, entkräftete Jungwirth so. “Internationale Quotenplätze sind kein Maßstab für Qualität sondern in erster Linie der Quantität.” Das Quotenplatz-System war 1992 lediglich eingeführt worden, um die Gesamtzahl der teilnehmenden Sportler zu limitieren.
Dass Sportler, die trotz erreichtem Quotenplatz nicht für Olympia nominiert wurden, ihren Startplatz einklagen können, ist Jungwirth bewusst. “Natürlich steht das allen offen und es gibt sicher Möglichkeiten. Aber das IOC ist wie das ÖOC ein privatrechtlicher Verein. Niemand muss dabei sein, das wird also schwierig.”