AA

Italien: Celentano verärgert Berlusconi

Der italienische Pop-Star und Showmaster Adriano Celentano hat mit seiner am Donnerstagabend erstmals ausgestrahlten TV-Show "Rockpolitik" für Entrüstung und helle Empörung im Regierungslager gesorgt.

Die fast dreistündige Show, die von RAI 1 gesendet wurde und von Celentano bis ins kleinste Detail selbst gestaltet wurde, widmete sich dem Thema „Meinungsfreiheit“. Der Säulenheilige des Italo-Pop sparte dabei nicht mit Attacken gegen Regierungschef und Medientycoon Berlusconi wegen dessen Kontrolle über das italienische Mediensystem.

In einer langen Tirade hob Celentano hervor, dass Italien laut internationaler Studien weltweit Platz 79 besetze, was Medienfreiheit betrifft. Die Show erwies sich als Riesenerfolg. Elf Millionen Italiener verfolgten das Programm, was der RAI Einschaltquoten von fast 50 Prozent bescherte – ein Riesenerfolg angesichts fünf weiterer landesweiter Sender im Land.

Zu den Stargästen der Show zählten nicht nur Musiker wie Luciano Ligabue und Negrita, sondern auch der EU-Parlamentarier und Ex-RAI-Moderator Michele Santoro. Seine Polit-Show war 2002 wegen ihres oft regierungskritischen Inhalts gestrichen worden. Nachdem Santoro aus der RAI verbannt worden war, wurde er bei den Europawahlen 2004 zum EU-Abgeordneten der Linksdemokraten gewählt.

Debatten im Vorfeld

Adriano Celentanos Rückkehr mit einer eigenen TV-Show nach Jahren fast totaler Medienabstinenz hatte bereits vor Wochen für Debatten gesorgt. RAI-Direktor Fabrizio Del Noce hatte dem populären Sänger eine eigene, ohne Zensur von ihm selbst gestaltete Show zur besten Sendezeit zugesagt. Schon lang vor Beginn der Show beschwerten sich rechte Politiker jedoch über die Entscheidung, dem exzentrischen und manchmal als anarchisch geltenden Alt-Rocker vollkommen freie Hand zu lassen. Bis zuletzt hielt der 68-jährige Showmaster die Sendungsinhalte streng geheim.

Die völlige Redefreiheit Celentanos sorgte für hitzige Reaktionen. „Dieses Programm ist abscheulich“, wetterte der italienische Telekommunikationsminister Mario Landolfi, Spitzenpolitiker der rechten Alleanza Nazionale. Del Noce sprach von einer „politisch gesinnten Show“. Celentano gilt in Italien als Raubein alter Schule und ist deshalb schon öfter in die Kritik geraten.

Skandale

Der Sänger mit dem rasanten Hüftschwung wurde in den sechziger Jahren mit dem Gassenhauer „Azzurro“ auch in Österreich berühmt. Skandale hatte Showmaster Adriano mit politischen „Predigten“ auch schon früher entfacht. Bereits Ende der 80er Jahre nutzte er seine Fernsehshow „Fantastico“ als politische Bühne. „Ich könnte fünf Millionen Wählerstimmen verschieben“, prahlte er. Einmal wetterte er gegen die Atomenergie, einmal gegen das Abschlachten von Robben („Eine Jagd gegen die Liebe“).
  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Italien: Celentano verärgert Berlusconi
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen