AA

Istanbul: Explosion bei Parteibüros

Bei einem Bombenanschlag auf ein Büro der türkischen Regierungspartei AKP in Istanbul sind am Mittwoch zwei Menschen verletzt worden. Außerdem sei erheblicher Sachschaden entstanden.

Das sagte ein Parteisprecher. Gefechte zwischen mutmaßlichen kurdischen Rebellen und der Armee kosteten im Südosten der Türkei mehreren Menschen das Leben.

Der Sprengsatz detonierte im Gebäude der AKP-Bezirksleitung im europäischen Stadtbezirk Esenyurt. Durch die Detonation gingen mehrere Fensterscheiben zu Bruch. Verletzt wurden zwei Parteimitglieder, darunter der Vorsitzende der Bezirksjugendvertretung der gemäßigt islamistischen Partei. Der Sprengsatz sei entweder hineingeschleudert oder vor der Explosion im Gebäude abgelegt worden.

Es bekannte sich zunächst niemand zu der Tat. Sie geschah jedoch vor dem Hintergrund anhaltender Kurdenproteste im Südosten der Türkei. Die dort seit mehr als einer Woche demonstrierenden Kurden werfen der Regierung vor, ihre Versprechen gegenüber der Minderheit nicht eingehalten zu haben.

In den Kurdengebieten wurden seither mindestens 16 Menschen getötet, zehn davon allein in den vergangenen Tagen während der Verfolgung kurdischer Rebellen im Grenzgebiet zum Irak. Der Umgang der Türkei mit der Minderheit gilt als Prüfstein für ihre Beitrittsreife zur Europäischen Union.

Am Freitag vergangener Woche wurde bei einem Bombenanschlag an einer Busstation im Zentrum Istanbuls ein Mensch getötet und 13 weitere verletzt. Die Polizei lastete den Anschlag den „Freiheitsfalken Kurdistan“ (TAK) an, die Verbindungen zur verbotenen kurdischen Separatistenpartei PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) haben sollen. Sonntagabend kamen in Istanbul drei Menschen ums Leben, als ein Bus bei einem Brandanschlag in Flammen aufging.

Die linksnationalistische Tageszeitung „Cumhüriyet“ (Republik) berichtete, die TAK wolle den kurdischen Protest mit Bomben- und Giftanschlägen in die Städte der Türkei tragen. Die PKK wird auch von der EU als Terror-Organisation betrachtet.

Im kurdischen Südosten wurden vier Soldaten und vier PKK-Rebellen bei Gefechten getötet, die sich im Rahmen der Verfolgungsaktion im Gebiet der Berge Gabar und Cudi an der Grenze zum Irak entwickelten. Zwei weitere Soldaten seien auf eine Mine getreten und ihren Verletzungen erlegen, teilte die Armee mit.

In der Provinz Bingöl feuerten zwei PKK-Rebellen mit Panzerfäusten auf eine Polizeistation. Acht Polizisten seien verletzt worden, darunter einer so schwer, dass er später im Krankenhaus gestorben sei, sagte die Polizei. Vor der Wache sei zudem ein Sprengsatz entschärft worden, der aus einer Granate und 1,5 Kilogramm Plastiksprengstoff gebaut gewesen sei.

Die Gewalt in den verarmten Kurdengebieten hat sich vor mehr als einer Woche am Tod von 14 PKK-Anhängern entzündet, die in Gefechten mit Sicherheitskräften ums Leben gekommen waren. Fast täglich finden seither in den Städten und Gemeinden der Region Proteste statt, an denen vor allem junge Menschen teilnehmen. Wiederholt kam es dabei zu Auseinandersetzungen. Demonstranten bewarfen die Polizei mit Steinen und Brandsätzen. Die Polizei antwortete mit Tränengas und Schlagstöcken. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt. Rund 720 Menschen wurden festgenommen, davon sind mindestens noch 400 in Haft. Die EU hat sich wegen der Gewalteskalation bereits sehr besorgt gezeigt. EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn erklärte, er hoffe, die türkischen Behörden setzten keine übermäßige Gewalt dabei ein.

Die PKK hat sich 2004 aufgelöst und eine Waffenruhe erklärt. Während ihres mehr als zehnjährigen Kampfes für eine Unabhängigkeit Kurdistans im Südosten der Türkei, im Norden des Iraks sowie in den syrischen und iranischen Grenzgebieten wurden mehr als 30.000 Menschen getötet. Unter dem Druck der EU versprach die türkische Regierung im Gegenzug für ein Ende des Kampfes mehr Autonomie und eine bessere Förderung der Kurdengebiete.

Auf das türkische Konsulat in Paris wurde Mittwoch Früh ein Brandanschlag verübt. Die Brandbombe habe jedoch keinen Schaden angerichtet, sagte Botschaftssprecher Derya Tutumel. Er machte Mitglieder der PKK für die Tat verantwortlich. Die französische Polizei nahm die Ermittlungen auf.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Istanbul: Explosion bei Parteibüros
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen