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Israel: Neue Gewalt in Nahost nach Abzug

Auch nach der Räumung israelischer Siedlungen im Gaza-Streifen und im Weltjordanland ist es zu weiteren Gewalttaten in der Region gekommen. Schauplatz war das Flüchtlingslager Tulkarem.

Bei einer nächtlichen Razzia im Westjordanland töteten israelische Soldaten fünf Palästinenser .Wie palästinensische Augenzeugen und ein Angehöriger der israelischen Streitkräfte berichteten, drangen die Soldaten in der Nacht zum Donnerstag in das Flüchtlingslager Tulkarem (Tulkarm) ein, umstellten ein Gebäude und erschossen die Männer.

Es war das erste gewaltsame Vorgehen der israelischen Armee gegen Palästinenser, nachdem Israel alle jüdischen Siedlungen im Gaza-Streifen und vier Siedlungen im Westjordanland aufgegeben hatte. Am Mittwoch erstach ein Palästinenser in der Altstadt von Jerusalem einen ultra-orthodoxen Juden. Ein zweiter orthodoxer Jude habe bei dem Messer-Angriff leichtere Verletzungen erlitten, teilte die israelische Polizei mit.

Nach der Tötung der fünf Palästinenser warf Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) Israel vor, den Nahost-Friedensprozess zu untergraben. Er verurteile den israelischen Armeeeinsatz, erklärte Abbas am Donnerstag. Israel trage die Verantwortung für die möglichen Konsequenzen. Ein derartiges Vorgehen zerstöre den Friedensprozess und den derzeitigen Waffenstillstand der radikalen Palästinenserorganisationen.

Israelische Soldaten hatten bei einem Einsatz im Flüchtlingslager Tulkarem angeblich Mitglieder der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Jihad erschossen. Diese drohte mit Vergeltung für das „Massaker“: Es werde eine „schnelle und folgenreiche Antwort“ innerhalb Israels geben, erklärten die Al-Quds (Jerusalem)-Brigaden, der militärische Arm der Organisation.

Das israelische Militär erklärte nach der Razzia in Tulkarem, eigentlich hätten Palästinenser festgenommen werden sollen, die der Beteiligung an Selbstmordanschlägen im Februar in Tel Aviv und im Juli in Netanya verdächtigt wurden. Beim Eintreffen der Soldaten in Tulkarem sei es jedoch zu einem Feuergefecht mit den Männern gekommen. Alle fünf Getöteten seien bewaffnet gewesen.

Palästinensische Augenzeugen sagten dagegen, drei der Getöteten seien unbewaffnete Jugendliche gewesen. Bei den beiden übrigen habe es sich um Mitglieder militanter Gruppen gehandelt. Über ihre Identität gab es zunächst widersprüchliche Berichte.

Zu den Übergriffen auf die orthodoxen Juden bekannte sich zunächst niemand. Die Täter seien geflohen, teilte die Polizei mit. Die Bluttat habe einen „nationalistischen Hintergrund“. Ein Sanitäter sagte, beide Opfer seien US-Bürger. Der israelische Rundfunk meldete indes, der Tote sei ein Brite.

Hamas und Islamischer Jihad drohen Israel mit Rache

Nach dem Tod von fünf Palästinensern bei einer Razzia israelischer Truppen im Westjordanland haben mehrere radikale Gruppen mit Vergeltung gedroht. Unter den Todesopfern waren nach palästinensischen Angaben zwei unbewaffnete Jugendliche.

Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) forderte die Palästinenser am Donnerstag zur Ruhe auf, warf Israel jedoch gleichzeitig eine bewusste Provokation vor. Zuvor war bei einem Überfall in Ostjerusalem ein jüdischer Student erstochen worden.

Im Flüchtlingslager Tulkarem kam es am Mittwochabend zu einem Feuergefecht, nachdem Soldaten ein Haus umstellt hatten, wie die israelische Armee mitteilte. Bei den erschossenen Männern handelte es sich nach israelischen Angaben um örtliche Funktionäre des Islamischen Jihads, die an der Planung der letzten beiden Selbstmordanschläge in Israel beteiligt waren – im Juli in Netanya und im Februar in Tel Aviv. Ein Berater des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, Raanan Gissin, erklärte, die Palästinenser hätten das Feuer eröffnet. Die Soldaten hätten dann zurückgeschossen.

Nach Darstellung palästinensischer Augenzeugen waren zwei der fünf Getöteten jedoch unbewaffnete Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. „Dieser Mord zielt darauf, den Teufelskreis der Gewalt zu erneuern“, sagte Abbas. Die radikalislamische Hamas, die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden und der Islamische Jihad kündigten Vergeltung an. „Die Zionisten sollten Säcke für die Überreste der Soldaten und Siedler vorbereiten, weil wir sie ins Mark treffen werden“, sagte ein Kommandant des Islamischen Jihad, Abu Abdullah. An der Trauerfeier für die fünf Männer nahmen etwa 4.000 Menschen teil.

Die Messerattacke eines Palästinensers auf zwei jüdische Studenten im arabischen Ostteil von Jerusalem werteten die israelischen Behörden als terroristischen Angriff. Einer der angegriffenen Männer, ein 21-jähriger britischer Staatsbürger, erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Ein weiterer Student aus New York erlitt Verletzungen. Nach dem Täter wurde gefahndet.

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