23 schwarze Kreuze wurden innen auf das Mauerwerk der Umzäunung des Friedhofs geschmiert. Das ist eine gezielte Provokation, sagte Omar Al-Rawi, Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IG) zur APA. Der SPÖ-Gemeinderat hatte die Bemalungen am Freitag bei Dreharbeiten entdeckt.
Die dicken, schwarzen Kreuze wurden jeweils zwischen zwei Säulen aufgetragen – wie mit einer Walze, berichtete Al-Rawi. Die Art und Weise der Beschmierung mute professionell an, sagte er. Dass die Zahl 23 gewählt wurde, könne auf den 23. Bezirk, Liesing, hindeuten.
Der Projektleiter beim ersten islamischen Friedhof in Wien soll bereits seit eineinhalb Monaten über die Schändung Bescheid gewusst haben, wollte den Vorfall aber nicht kommunizieren, so Al-Rawi. Mit hohen Kosten werden man die Zahlen nun entfernen müssen.
Der islamische Friedhof soll im Sommer 2007 fertig gestellt werden. Das Projekt hat bereits eine lange Geschichte: Fast 20 Jahre dauerte es, bis die Gespräche zwischen IG und Stadt 2001 mit der Präsentation der Pläne zu einem Erfolg führten. 2006 kam es zu einem Brandanschlag auf den Rohbau der Besucherhalle, was die Arbeiten verzögerte.
Israelische Kultusgemeinde zieht Parallelen
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) sieht die am Freitag bekannt gewordene Schändung des im Bau befindlichen islamischen Friedhofs in Wien als Folge eines allgemeinen gesellschaftlichen Klimas der Intoleranz.
Wie bei der Verwüstung einer jüdischen Schule im Bezirk Leopoldstadt am vergangenen Wochenende könne auch dieser Vorfall nicht nur auf die Taten von Einzeltätern oder Verrückten zurückgeführt werden, hieß es am Freitag in einer Aussendung.
Auf die Gewalt der Worte durch demaskierende Äußerungen der NS-Verharmlosung, des Antisemitismus und der Intoleranz gegen fremde Kulturen folgt Gewalt gegen Sachen, so die IKG. Es bestehe deshalb die Gefahr, dass die Gewalt gegen Menschen folge. In jedem Falle verurteile man die Schmierereien am islamischen Friedhof.