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Islamischer Friedhof: Bau verzögert sich

Der Bau des ersten islamischen Friedhofs Österreichs in Wien-Liesing verzögert sich weiter: Der Winter bremst derzeit die ohnehin ins Stocken geratenen Bauarbeiten.

Vorsichtig gab sich deshalb am Donnerstag Omar Al-Rawi, SPÖ-Gemeinderat und Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IG), im APA-Gespräch: „Es wäre schon eine große Hoffnung, dass wir es 2006 schaffen.“

Das Projekt „Islamischer Friedhof“ hat schon eine lange Geschichte: Fast zwanzig Jahre dauerte es, bis die Gespräche zwischen IG und Stadt 2001 mit der Präsentation der Pläne zu einem Erfolg führten. Die Eröffnung wurde für Herbst 2003 in Aussicht gestellt.

Zuerst Grabungen, dann fehlendes Geld

Zunächst verzögerten aber archäologische Grabungen den Bau. Dann fehlte es am Geld. Während die Gemeinde das Grundstück beim Liesingbach zur Verfügung stellte und die Einfriedung errichtete, ist die IG für die Friedhofsbauten, darunter eine Gebets- und Verabschiedungshalle, verantwortlich. Dafür musste 1 Mio. Euro Spenden lukriert werden. „Privat ist nicht sehr viel zusammen gekommen“, so Al-Rawi. Dank Großspendern wie dem OPEC-Fund sei die Summe nun aber beisammen.

Daraufhin ging aber die beauftragte Baufirma in die Insolvenz, was das Projekt erneut verzögerte. Nach dem Winter sollen die Arbeiten jetzt aber fortgeführt werden, hoffte Al-Rawi.

Mehrfachbelegungen möglich

Auf der 34.000 Quadratmeter großen Fläche waren ursprünglich 3.000 Grabstellen geplant. Um deren Zahl zu steigern, könne man aber enger belegen und werde außerdem die Toten tiefstmöglich bestatten, so Al-Rawi. So halte man künftigen Generationen die Möglichkeit offen, die Grabstellen mehrfach zu belegen – was im Islam eigentlich nicht vorgesehen sei.

Die Gräber werden so angelegt, dass die Toten mit dem Gesicht in Richtung Mekka begraben werden können. Entsprechend den österreichischen Vorschriften werden sie in Särgen bestattet – und nicht, wie im Islam üblich, nur in Tüchern.

Orientierung an österreichischen Tradition

Auch mit der Einfriedung aus Backsteinziegeln orientiere man sich an der österreichischen Tradition, unterstrich Al-Rawi. Schließlich handle es sich um einen islamischen, aber eben auch österreichischen Friedhof.

Noch ließen sich viele Migranten der derzeit rund 120.000 Mitglieder zählenden moslemischen Gemeinde Wiens nach ihrem Tod in ihre Heimatländer überführen, was etwa bei Syrern sogar der Staat zahle. Bei den folgenden Generationen nehme dieser Wunsch aber ab. „Der Friedhof kommt zur richtigen Zeit“, so Al-Rawi.

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