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"Irrsinnig emotionaler Moment"

Auf den letzten Drücker löste der Florettfechter Roland Schlosser das Olympiaticket für Athen. „Es war ein irrsinnig emotionaler Moment", beschreibt Schlosser den Augenblick, in dem er die Olympiateilnahme realisierte.

Mit 8:12 lag der 21-jährige Dornbirner im entscheidenden Duell gegen den Polen Slawomir Mocek bereits zurück: „Ich wusste, mit rein fechterischen Mitteln kann ich gar nicht mehr gewinnen. Da habe ich einfach riskiert.” Dieser Mut zum Risiko machte sich bezahlt: Er bezwang seinen Gegner noch mit 15:14. „Es war ein irrsinnig emotionaler Moment”, beschreibt Roland Schlosser den Augenblick, in dem er seinen Sieg und die damit verbundene Olympiateilnahme realisierte. Immerhin war das Zonenausscheidungsturnier in Gent seine letzte Chance. „Ich stand immer kurz vor der Qualifikation, verpasste sie aber jedes Mal knapp. Das war schon eine große nervliche Belastung”, erzählt der für den ASVÖ Fechtclub Salzburg tätige Vorarlberger, „jetzt bin ich extrem erleichtert.”

Ein junger Mann mit stahlharten Nerven? „Damit hatte ich eigentlich noch nie Probleme”, meint Roland Schlosser lachend. „Wenn man ein Ziel hat, und weiß, warum man etwas macht, spielen die Nerven keine so große Rolle”, fügt er in ernsthafterem Ton hinzu. Viel Professionalität, die der 21-Jährige da an den Tag legt. Möglicherweise rührt diese Einstellung unter anderem daher, dass sein Leben nicht immer eine Einbahn zum Erfolg war.

Schicksalsschlag
Vor drei Jahren kamen die Eltern des HSZ-Soldaten bei einem tragischen Bergunfall ums Leben. Der bereits geplante Wechsel nach Salzburg verzögerte sich um ein halbes Jahr. „Es ist schwer zu sagen, ob sich dadurch etwas an meiner sportlichen Karriere geändert hat. Ich habe meine Ziele stets weiterverfolgt – nur eben unter erschwerten Bedingungen”, sagt der Florettfechter. Der Sport habe ihm in dem Maße über die schwere Zeit hinweggeholfen, wie jemand anderem die Arbeit. „Allerdings ging es mir dabei immer mehr um den Inhalt als um die Ablenkung. Man fragt sich, wie es weitergeht. Da ist es schon wichtig, dass das, was man tun, auch einen Inhalt hat.”

Olympia wartet
Roland Schlosser hat sich also das Fechten zum Lebensinhalt gemacht. Die angestrebte Olympiateilnahme ist erreicht, nun will der Informatikstudent den Erfolg erst einmal ausklingen lassen und im Kopf wieder ruhiger werden. „Bisher war alles auf die Qualifikation ausgerichtet. Jetzt wird mein Trainer einen Plan erstellen und dann werde ich mir in aller Ruhe ein neues Ziel setzen”, so der Olympionike.

Vorerst stehen aber am Sonntag die Staatsmeisterschaften in Linz auf dem Programm, wo Roland Schlosser gerne seinen Vorjahrestitel im Florettbewerb verteidigen möchte.

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