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Iran: "Vernichtende Reaktion"

Der Iran hat für den Fall eines amerikanischen oder israelischen Angriffs auf seine Atomanlagen vor einer "vernichtenden" Reaktion gewarnt. Teheran sei auf einen entsprechenden Fall vorbereitet.

Der Iran hat für den Fall eines amerikanischen oder israelischen Angriffs auf seine Atomanlagen vor einer „vernichtenden“ Reaktion gewarnt. Teheran sei auf einen entsprechenden Fall vorbereitet, sagte Chefunterhändler Ali Larijani am Sonntagabend im staatlichen Fernsehen. Er gehe jedoch davon aus, dass es sich bei Berichten über mögliche Angriffe nur um „psychologische Kriegsführung“ handle. US-Präsident George W. Bush hatte erklärt, seine Regierung schließe im Atomstreit mit dem Iran die Möglichkeit eines Militärschlags nicht aus. Teheran wird vom Westen verdächtigt, sein Nuklearprogramm auch zur Entwicklung von Atomwaffen nutzen zu wollen.

Die iranische Regierung hat einen russischen Vorschlag zur Beilegung des Streits um sein Atomprogramm als untauglich bezeichnet. Er würde den Konflikt nicht endgültig zu lösen, sagte der iranische Chefunterhändler. Der Vorschlag Moskaus, der eine gemeinsame Urananreicherung auf russischem Boden vorsieht, sei allenfalls als möglicher Zusatzplan verwendbar, meinte Larijani. „Das russische Angebot ist so noch kein Plan, sondern nur eine Idee mit einigen Irrtümern, über die deshalb noch verhandelt werden muss“, bemerkte er. Spekulationen, Teherans Nein würde die russische Führung auf Distanz gehen lassen, wies er zurück; „unsere Beziehungen mit Russland sind wichtig und strategisch, und die Atomfrage macht nur einen kleinen Teil unserer bilateralen Beziehungen aus“.

Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete IAEO-Generaldirektor Mohammed el Baradei (ElBaradei) hatte Israel indirekt vor Militärangriffen gegen den Iran wegen dessen Atomprogramm gewarnt. Man könne ein Land nicht mit Gewalt an der Beschaffung von Atomwaffen hindern. „Indem man es halb zerbombt, erreicht man allenfalls einen Aufschub der Pläne“, hatte er im Dezember gesagt. Mit einem spektakulären Lufteinsatz hatte Israel 1981 den mit französischer Hilfe errichteten irakischen Atomreaktor „Osirak“ zerstört.

US-Militärexperten hatten drei Optionen für eine Militäraktion gegen den Iran genannt: Die erste wäre ein Schlag gegen militärische Ziele als „begrenzte Bestrafung und Warnung“; die zweite wären Präventivschläge zur Zerstörung der Atomanlagen. Sie würden etwa fünf Tage dauern. Die bekannten nuklearen, biologischen und chemischen Produktionsstätten im Iran ergeben insgesamt etwa 125 Ziele, die iranische Luftabwehr und die Befehlszentren des Landes umfassen weitere 175 Ziele. Etwa 20 Ziele sollen tief unter der Erde liegen. Der Nachteil dieser Option wäre die Gefahr eines iranischen Gegenschlags gegen Israel. Die dritte Option wäre der erzwungene Regimewechsel nach dem Vorbild der Entmachtung von Saddam Hussein im Irak und gilt allgemein als unrealistisch.

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte am Neujahrstag seine verbalen Attacken gegen Israel fortgesetzt. Die Übergriffe der Israelis gegen die palästinensische Bevölkerung seien mit den Verbrechen der Nazis während des Zweiten Weltkriegs zu vergleichen, zitierte ihn die Nachrichtenagentur ISNA. „Zionismus ist in der Tat Neofaschismus“, sagte der Präsident. Er warf den Europäern vor, die Juden vertrieben zu haben, um einen „zionistischen und antiislamischen europäischen Außenposten“ im Nahen Osten zu schaffen.

Die Ehefrau des inhaftierten iranischen Dissidenten Akbar Ganji hat sich unterdessen alarmiert über den schlechten Gesundheitszustand ihres Mannes gezeigt. Nach 122 Tagen Isolationshaft hätten sich die Krankheiten ihres Mannes verschlimmert, sagte Massoumeh Shafii am Montag. Ihr Mann war am 11. Juni vergangenen Jahres ein zweites Mal in den Hungerstreik getreten, um seine Freilassung zu erreichen. Nach 70 Tagen beendete der Journalist den Hungerstreik und wurde nach einem Krankenhausaufenthalt Anfang September wieder ins Gefängnis gebracht. Der Iran hatte einen Appell der Europäischen Union, Ganji freizulassen, als „Einmischung in innere Angelegenheiten“ zurückgewiesen.

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