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Irak: Situation der Geiseln zugespitzt

Eine Woche nach ihrer Entführung im Irak hat sich die Situation für die zwei deutschen Ingenieure dramatisch zugespitzt - Geiselnehmer haben 72-stündiges Ultimatum gestellt.

Die Geiselnehmer haben in einem am Dienstagabend von dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera ausgestrahlten Video ein 72-stündiges Ultimatum zur Erfüllung ihrer Forderungen gestellt. Die Geiseln würden nach Ablauf der Frist getötet, sollte die deutsche Botschaft in Bagdad nicht geschlossen werden und sollten nicht alle deutschen Firmen den Irak verlassen.

Mittwoch früh will der Krisenstab des deutschen Auswärtigen Amtes (AA) erneut zusammentreten. Auch das Kabinett werde informiert, sagte ein AA-Sprecher in Berlin.

Das Band, das auf 29. Jänner datiert war, zeigte Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke vor mehreren maskierten Männern, die ihre Waffen auf die Deutschen gerichtet hatten. Die Ingenieure waren am Dienstag vor einer Woche in der nordirakischen Stadt Beiji verschleppt worden. Im Auftrag der Firma Cryotec aus der Nähe von Leipzig sollten sie dort die Aufstellung einer Stickstoffanlage begleiten.

Es ist bereits das zweite Video über die beiden Leipziger, das Al Jazeera ausstrahlte. Auf dem ersten, bereits am Tag der Entführung aufgezeichneten Band waren die Männer ebenfalls umgeben von schwer bewaffneten Männern zu sehen. Die Entführer nannten sich damals „Kataib Ansar al-Tawhid wa al-Sunna“ (Brigaden der Anhänger der göttlichen Einheit und des Beispiels des Propheten).

Nach Angaben des ZDF, dem ebenfalls eine Kopie des neuen Videos vorlag, drohten die Entführer, die Geiseln nach verstrichener Frist zu enthaupten. Die beiden Deutschen hätten auf dem Video hellgraue Kapuzenjacken getragen. Sie seien auf dem Boden kniend zu sehen. Drei der vermummten Geiselnehmer hätten mit ihren Waffen auf die Geiseln gezielt, einer direkt auf die Kameraleute. Einer der Entführer habe die Erklärung mit den Bedingungen verlesen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte am späten Dienstagabend, die von den Entführern übermittelten Bilder seien ein „erneutes Zeugnis eines menschenverachtenden Verbrechens“. Die Experten des Krisenstabes würden diese Bilder sorgfältig auswerten. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der sich zu dieser Zeit in London aufhielt, werde kontinuierlich unterrichtet.

Neben den Deutschen wurden im Jänner mindestens drei weitere Ausländer im Irak entführt – zwei Kenianer und die US-Journalistin Jill Carroll. Carrolls Entführer fordern die Freilassung aller Frauen aus Gefängnissen im Irak. Andernfalls haben sie mit der Ermordung der Journalistin gedroht.

Als erste Deutsche im Irak war Ende November die Archäologin Susanne Osthoff entführt worden. Sie wurde kurz vor Weihnachten wieder freigelassen. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll ein Lösegeld von fünf Millionen Dollar (4,13 Mio. Euro) bezahlt worden sein.

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