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Irak: "Bürgerkrieg" in Tal Afar

Aufständische haben offenbar Teile der nordirakischen Stadt Tal Afar unter ihre Kontrolle gebracht. Ein irakischer Polizeisprecher bezeichnete die Lage als Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten.

Journalisten wurde am Mittwoch die Einfahrt in die 200.000 Einwohner zählende Stadt verwehrt. Die US-Streitkräfte starteten unterdessen in der westirakischen Provinz Anbar ihre zweite Offensive gegen die Aufständischen binnen eines Monats.

US-Truppen umstellten Mittwoch früh die Stadt Haditha am Euphrat. Mehrere Rebellen wurden bei ersten Gefechten getötet. Kampfhubschrauber setzten Marineinfanteristen am Rande von Haditha ab, andere Soldaten näherten sich zu Fuß und in Panzerfahrzeugen und errichteten Kontrollpunkte an Straßen. US-Kampfflugzeuge kreisten über der Stadt.

Der Anführer des schiitischen Regierungsbündnisses Vereinigte Irakische Allianz, Abdul-Aziz al-Hakim, bezeichnete die seit dem Amtsantritt der neuen Regierung am 28. April verstärkten Angriffe und Anschläge der Aufständischen als Ausspielen der „letzten Karte zur Anstiftung eines sektiererischen Krieges“. Seit dem Sturz des früheren Machthabers Saddam Hussein versuchten die Aufständischen, einen Bürgerkrieg zwischen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und den Sunniten zu entfachen. „Das Bewusstsein des irakischen Volkes und die Verbindungen untereinander werden einen solchen Krieg verhindern, so Gott will“, sagte Hakim.

Einer Welle der Gewalt seit Ende April sind nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mehr als 620 Menschen zum Opfer gefallen. Viele Anschläge richteten sich gegen irakische Sicherheitskräfte, aber auch gegen die schiitische Bevölkerung. Hakim verwies darauf, dass allein am Montag drei Anschläge auf Schiiten fast 50 Menschen getötet hätten. Die andauernd instabile Lage hat auch die US-Truppen verstärkt in die Schusslinie gebracht: Seit dem 28. April wurden 58 US-Soldaten bei Anschlägen und Angriffen getötet.

Islamist hält Bericht über Verwundung Zarqawis für authentisch

Der in London lebende ägyptische Islamist Hani al-Sebai glaubt, dass der mutmaßliche Anführer der Terrororganisation Al Kaida im Irak, Abu Musab al-Zarqawi, tatsächlich bei einem Gefecht im Irak schwer verletzt worden ist. Eine entsprechende Erklärung war am Dienstagabend in einem Islamistenforum im Internet veröffentlicht worden.

Gegenüber der arabischen Zeitung „Al-Sharq Al-Awsat“ (Mittwoch-Ausgabe) sagte der in London lebende Sebai: „Dies ist ein Nachruf, und wer zwischen den Zeilen liest, versteht, dass er (Zarqawi) entweder sehr schwer verletzt wurde oder sogar auf dem Schlachtfeld gestorben ist.“

Wann und wo Zarqawi angeblich verletzt wurde, war aus der Internet-Erklärung nicht hervorgegangen. Darin hieß es nur: „Die islamische Nation und die Brüder der islamischen Einheit wünschen ihm baldige Genesung.“ Anschließend gingen in mehreren Islamisten-Foren Genesungswünsche von Extremisten für jenen Mann ein, auf den die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar (19,8 Mio. Euro) ausgesetzt haben.

Mitte Mai hatten US-Soldaten ein Krankenhaus im westirakischen Ramadi gestürmt, um dort nach Zarqawi zu suchen. Zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, wonach sich der verwundete Terrorist angeblich dort hatte behandeln lassen.

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