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Interview mit Marcel Schrattner

Marcel Schrattner feiert nach einer schweren Verletzung sein Comeback.
Marcel Schrattner feiert nach einer schweren Verletzung sein Comeback. ©mima
Dornbirn. Vor knapp zwei Jahren verletzte sich Marcel Schrattner bei einem Vorbereitungsspiel so schwer, dass er seine Karriere beenden musste. Nach einer harten Zeit kehrt er nun aber wieder aufs Parkett zurück und schnürt für den Rollhockeyclub Dornbirn die Rollschuhe.

„VN“-Heimat: Was ist vor mittlerweile zwei Jahren genau passiert und kannst du dich noch daran erinnern?

Schrattner: Ich kann mich noch genau an den Unfallvorgang erinnern, als ob es gestern passiert wäre. Rollhockey ist ein schneller Sport, der mit einem Hartplastikball und ohne Helm gespielt wird. Nach fünf Spielminuten wurde ich von einem Schuss eines Gegenspielers, der wiederum von einem meiner Mitspieler abgelenkt wurde, am Kopf (Schläfe) getroffen. Ich hatte sofort starke Kopfschmerzen und erlitt gut eine Stunde später einen epileptischen Anfall. Die Diagnose: Schädelbruch und leichte Hirnblutungen. Die Ärzte befürchteten zuerst eine halbseitige Lähmung, auch geistige Schäden waren nicht auszuschließen.

„VN“-Heimat: Wie ging es dir in der Zeit nach dem Unfall?

Schrattner: Anfangs musste ich wieder laufen lernen, Kopfweh und Sprachprobleme gehörten zur Tagesordnung. Der Weg zurück in den Alltag war lange – ein Jahr lang war ich ständig müde und sofort überanstrengt. Auch heute begleiten mich des Öfteren noch Sprachprobleme. Damit werde ich leben müssen, aber man kann es auch mit Humor nehmen, denn dabei kommen lustige Wörter zustande.

„VN“-Heimat: War dir sofort wieder klar, dass du wieder aktiv spielen möchtest oder hattest du mit diesem Kapitel schon abgeschlossen?

Schrattner: Bis heuer im Juli verschwendete ich wegen der schweren Verletzung nicht einen Gedanken an ein Comeback. Jetzt wurde ich neugierig und wollte wissen, wie der Verband mit so einem Fall wie meinem umgeht. Ich bestellte heimlich einen Helm und suchte beim Schweizer Verband an, der mir tatsächlich – befristet bis zum Frühjahr – eine Ausnahmebewilligung für das Tragen eines Helmes aufgrund meiner schweren Verletzungen erstellte. Dann juckte es plötzlich wieder in den Fingern und ich überlegte mir lange, ob ich mein Schicksal nochmals he-rausfordern soll.

„VN“-Heimat: Verändert ein solcher Unfall das Leben?

Schrattner: Ja, bei meiner schweren Kopfverletzung hat sich das Leben verändert. Ich bin zum Glück fast wieder der „Alte“, aber mir ist bewusst geworden, was im Leben wirklich zählt. Ich sehe jetzt einiges mit anderen Augen, gehe Sachen viel vorsichtiger und kontrollierter an. Stets, das Schöne vor Augen halten, immer nach vorne schauen und positiv denken, dann kommt man leichter durchs Leben.

„VN“-Heimat: Nach dem Meistertitel in der NLB-Liga geht es nun in der höchsten Schweizer Liga los. Was erwartest du dir persönlich und mannschaftlich von dieser Saison?

Schrattner: Die Saison ist schon voll im Gange, unsere ersten Heimspiele starten Ende Oktober in der Stadthalle. Wir haben bisher besser gespielt wie erwartet, haben uns wie noch nie auf die NLA vorbereitet. Unser Ziel war immer schon mal, in der höchsten Schweizer NLA mitzuspielen. Jetzt haben wir es geschafft und wollen uns auch etablieren und den Klassenerhalt schaffen, wobei es natürlich ohne ausländischen Verstärkungen sehr schwierig werden wird. Ich selber sehe mich in dieser Position als neuntes Rad am Wagen, wenn mich der Trainer mehr einsetzt, bin ich ihm auch nicht böse.

„VN“-Heimat: Als österreichischer Meister seid ihr auch im Europacup dabei. Ist der Aufstieg in die nächste Runde ein großer Traum oder könnte er Realität werden?

Schrattner: Für uns ist der Europacup immer das Highlight des Jahres. Heuer haben wir mit Enrile PAS Alcoy aus Spanien wieder ein sehr schwieriges Los gezogen. Es wäre natürlich ein großer Traum, punkten zu können, realistisch gesehen dürfen wir uns aber leider keine zu großen Hoffnungen machen.

ZUR PERSON:
Marcel Schrattner Geboren: 17. Mai 1977 in Dornbirn Beruf: Grafik-Designer Familie: in einer Beziehung Hobbys: Rollhockey, Mountainbiken, Snowboarden, Musik, eigentlich alles, was mit Sport zu tun hat

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