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Interview mit Geschäftsführerin Eva Rotter: "Die Viennale 2020 wird stattfinden"

Die Viennale kann auch 2020 stattfinden - wenn auch coronabedingt unter anderen Vorzeichen
Die Viennale kann auch 2020 stattfinden - wenn auch coronabedingt unter anderen Vorzeichen ©APA/HANS PUNZ (Sujet)
Corona hin oder her: Eva Rotter ist zuversichtlich. Die Geschäftsführerin der Viennale ist überzeugt, dass das größte heimische Filmfestival heuer trotz der Krise über die Bühne gehen kann.
Viennale 2020: Kürzer und österreichischer

Am 22. Oktober soll es demnach losgehen mit dem von Eva Sangiorgi verantworteten Programm, das am 13. Oktober enthüllt wird. Zuvor sprach Rotter mit der APA über das Minusbudget 2020, ihre Hoffnung auf Ausfallshaftung, die Coronamaßnahmen und die Frage, warum manche Regisseure heuer früher aufstehen müssen.

Viennale-Geschäftsführerin Eva Rotter im Interview

APA: Wird es heuer trotz Corona die Viennale geben?

Eva Rotter: Ja, die Viennale 2020 wird stattfinden. Wir arbeiten intensiv an der Umsetzung und haben gerade den Spielplan erstellt. Wenn es eine behördliche Anordnung gäbe, die es unmöglich machen würde, unser Festival abzuhalten, können wir natürlich nichts dagegen tun. Aber wir bereiten derzeit die Viennale ganz normal vor, wie immer um diese Zeit. Ich glaube, das Festival ist jetzt auch wichtig für das Lebensgefühl in der Stadt, um ein Zeichen gegen die Angstmacherei zu setzen und um zu zeigen, dass es noch andere Themen als Covid gibt.

APA: Das bedeutet, Sie wollen auch spielen, wenn von der Politik etwa die Zahl der erlaubten Sitzplätze weiter reduziert werden sollte?

Rotter: Wenn die Bestimmungen nur mehr 250 Plätze vorsehen, dann wird es zwar finanziell problematisch. Diesen Verlust kann ich dann nicht mehr auffangen. Im Gartenbaukino rechnen wir derzeit schließlich mit 411 Plätzen. Aber spielen wollen wir auch dann auf jeden Fall.

Nur halbe Sitzplatzzahl beim Wiener Film-Festival

APA: Für die heurige Ausgabe wurden fünf neue Kinos mit an Bord geholt. Wie viele Sitzplätze können Sie nun insgesamt anbieten?

Rotter: Heuer haben wir ungefähr 55.000 Sitzplätze zur Verfügung - praktisch die Hälfte von sonst. Und wir haben lange herumgetüftelt, wie wir die Saalpläne gestalten. Wir setzen jetzt auf ein Schachbrettmuster mit der Möglichkeit, maximal zwei Sitze nebeneinander zu buchen. Und es gibt fixe Sitzplätze - eine Premiere für uns. Außerdem werden die meisten Filme nun vier Mal gezeigt.

APA: Verursachen die neuen Spielorte wie das Votiv- oder das Admiral-Kino Mehrkosten?

Rotter: Nein, weil wir sie nicht angemietet haben, sondern dort praktisch zu Gast sind. Wir machen dort dann Erlösteilung.

Covid-Präventionsmaßnahmen bei der Viennale 2020

APA: Welche konkreten Covid-Präventionsmaßnahmen setzt die Viennale?

Rotter: Vor dem Gartenbaukino werden wir einen Container im Freien zum Kartenkauf aufstellen. Und es wird auch die Möglichkeit zum Print-at-home der Tickets geben. Das gesamte Team wird seit September jede Woche getestet. Und während des Festivals werden die Menschen, die viel Kontakt mit Gästen haben, alle zwei Tage getestet, wobei wir zur Not sogar Austauschteams parat hätten. Es ist wichtig, dass sich die Menschen sicher bei der Viennale fühlen.

APA: Wie stark schlägt sich Corona insgesamt aufs Budget nieder?

Rotter: Wir haben das natürlich alles durchkalkuliert und immer wieder durchgerechnet. Klar ist, dass wir das Budget drastisch reduzieren mussten. Wir haben heuer wegen Corona mit rund 2,2 Mio. Euro eine halbe Million Euro weniger zur Verfügung als 2019. Uns war von Anfang klar, dass wir weniger Sitzplatzkapazitäten anbieten können und dass sich die Sponsoreneinnahmen reduzieren werden. Etliche Sponsoren sind heuer nicht mit dabei - auch wenn einige wie unser Hauptsponsor Erste Bank an Bord geblieben sind.

Filmfestival kürzer und ohne Festivitäten

APA: An welchen Stellen mussten Sie deshalb den Rotstift ansetzen?

Rotter: Zunächst einmal haben wir die Viennale um drei Tage gekürzt. Und die Festivalzentrale in der Kunsthalle wird nicht umgesetzt. Zudem sind alle Festivitäten gestrichen - von der Eröffnung im Rathaus bis zum Abschlussfest. Wir mussten das Gästebudget reduzieren, weil einfach auch weniger kommen. Und im Intercontinental haben wir heuer weniger Räumlichkeiten, weil wir das Organisationsteam in den Büros belassen. Nur das Presse- und das Gästeteam wird ins Hotel wechseln. Der Vorteil war, dass wir Zeit hatten, uns alles zu überlegen.

APA: Die Stadt hat aber noch keine Ausfallhaftung zugesagt?

Rotter: Die Frage der Ausfallhaftung ist noch ungeklärt. Man hört von Bund und Stadt aber, dass es das geben wird. Wir brauchen das klarerweise. Unser Ansatz war, dass wir das Kernteam auf jeden Fall bezahlen wollen.

Hilfsfonds für Veranstalter kommt zum Einsatz

APA: Kann der angekündigte Hilfsfonds für Veranstalter hier schlagend werden?

Rotter: Ich denke, es ist absolut klar, dass wir darunter fallen - und wir werden es brauchen. Mit einem Budgetplus abzuschließen, wird nach heutiger Sicht unmöglich sein. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man in die kommenden Jahre mit einem Budgetüberzug gehen müsste, den man dann abbauen muss. Das würde bedeuten, das Potenzial der Viennale nicht mehr ausschöpfen zu können.

APA: Zusammengefasst bedeutet das für heuer, dass die Viennale primär aus Filmprojektionen bestehen wird?

Rotter. Absolut. Die Viennale besteht heuer im Grunde aus dem Kerngeschäft, Filme zu zeigen. Es gibt ein paar Gäste, die sich bereit erklärt haben, nach Wien zu kommen. Und dann haben wir eine schöne Skype-Liste für Filmemacher, mit denen man das Gespräch nach dem Film virtuell führen kann. Regisseure aus den USA oder Japan müssen dann halt wegen der Zeitverschiebung etwas früher aufstehen. (lacht)

APA: Nur die Harten kommen in den Garten...

Rotter: Respektive ins Gartenbaukino. (lacht)

(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß/APA)

(APA/Red)

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