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Instrumentenhändler unterschlug Stradivari und täuschte Kunden

Ab dem 19. September muss sich der beschuldigte Instrumentenhändler vor Gericht verantworten.
Ab dem 19. September muss sich der beschuldigte Instrumentenhändler vor Gericht verantworten. ©dpa
3,3 Millionen Euro soll ein Instrumentenhändler veruntreut haben. Er unterschlug eine Stradivari-Geige und täuschte seine Kunden. Ab dem 19. September muss er sich vor Gericht verantworten. Dem 62-Jährigen drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Im März 2011 wurde der renommierte Instrumentenhändler und Schlossbesitzer in der Schweiz unter Verdacht des Millionenbetrugs festgenommen. Im Jänner 2012 wurde er an Österreich ausgeliefert. Richterin Claudia Moravec-Loidolt hat das Verfahren um Veruntreuung, schweren Betrug und betrügerische Krida auf drei Verhandlungstage anberaumt.

Pleite des Instrumentenhändlers

Dem 62-Jährigen, der auf die Vermittlung kostbarer, historischer Streichinstrumente spezialisiert war, wird angekreidet, seine Geschäfte ohne die notwendigen Eigenmittel getätigt zu haben: Bereits im Jahr 2010 schlitterten er und seine Gesellschaften in die Pleite. Von Außenständen jenseits der 150 Mio. Euro-Grenze war die Rede. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf, als es Verdachtsmomente gab, der Geigenhändler könnte Bestandteile seines Privatvermögens beiseitegeschafft und damit die Interessen seiner Gläubiger geschmälert haben. Vor allem aber erhärtete sich der Vorwurf, er habe wertvolle Instrumente übernommen, diese vereinbarungswidrig verkauft und sich den Erlös behalten.

Stradivari unterschlagen

Der Anklageschrift zufolge soll der 62-Jährige Streichinstrumente im Wert von 3,3 Mio. Euro veruntreut haben. Allein eine Stradivari “Cremona” aus dem Jahr 1727, die der Händler unterschlagen haben soll, stellt einen Wert von 1,7 Mio. Euro dar. Der Betrugsvorwurf bezieht sich auf ein inhaltlich unrichtiges Wertgutachten zur Echtheit von Instrumenten, auf dessen Basis Darlehen aufgenommen wurden. Dem 62-Jährigen wird dabei Täterschaft in Form der Beteiligung und ein Schaden von 240.000 Euro angekreidet. Neben ihm hat die Anklagebehörde auch seinen Ex-Geschäftspartner und zwei weitere Verdächtige zur Anklage gebracht.

Ermittlungen dauern an

Dem vormaligen Schlossbesitzer drohen ein bis zehn Jahre Haft. Grundsätzlich könnte der 62-Jährige im strafrechtlichen Sinn für einen Schaden verantwortlich sein, der weit über jener Summe liegt, über die nun verhandelt wird. Zu wesentlichen Faktenkomplexen sind die Ermittlungen des zuständigen Staatsanwalts noch nicht abgeschlossen.

So soll der Geschäftsmann einer deutschen Bank zwei vorgebliche Stradivari-Geigen zur Besicherung von Darlehen übergeben haben, die das Bankhaus im Glauben, diese wären insgesamt 5,2 Mio. Euro wert, in den gut gesicherten Tresor sperrte. Im Vorjahr stellte allerdings ein Gutachter fest, dass das für den Bau der Instrumente verwendete Holz nicht aus Italien, sondern aus dem Bayrischen Wald oder den nördlichen Alpen stammte und die Geigen erst Jahrzehnte nach dem Tod Stradivaris erzeugt worden waren. Ihren wahren Wert bezifferte der Experte nach Informationen des Nachrichtenmagazins “Der Spiegel” mit jeweils 2.000 bis 3.000 Euro. (APA)

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