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In der Waschstraße der Wiener Linien: So wird die U-Bahnlinie U6 wieder blitz­blank

Die U-Bahn geht sich brausen: In der Waschstraße der Wiener Linien.
Die U-Bahn geht sich brausen: In der Waschstraße der Wiener Linien. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Beim Frühjahrsputz der Wiener Linien wird auch die U-Bahn wieder blitz­blank. In der eigenen Waschstraße am Betriebsbahnhof Michelbeuern erhält die Linie U6 ihre Mega-Dusche - ganze 3.000 Liter Wasser verschlingt der Badespaß dabei. Wie das Prozedere genau aussieht und abläuft, erfahrt ihr hier.
So glänzt die U6 wieder

Habt ihr euch nicht auch schon immer gefragt, wie man eine U-Bahn putzt? Das Schrubben der Garnituren ist eine vollautomatische High-Tech-Angelegenheit und findet in eigenen Waschstraßen – vergleichbar mit jenen für Autos, nur eben viel größer – statt. Beim Besuch der modernsten Anlage am Betriebsbahnhof Michelbeuern erfährt man mehr.

In der U6-Waschstraße der Wiener Linien

Die Mega-Dusche ist erst in den vergangenen Monaten erneuert worden. 600.000 Euro hat der überdimensionale Saubermacher gekostet, erzählt Michael Dörr, zuständiger Maschinentechniker bei den Wiener Linien. Am Standort werden lediglich Züge der Linie U6 gereinigt, die – anders als die übrigen vier U-Bahn-Linien – den Strom nicht über die Schienen beziehen, sondern über Oberleitungen. Auch die Zugmodelle sind andere, die Spurbreite unterscheidet sich ebenfalls vom restlichen Netz, da hier im Vor-U-Bahn-Zeitalter die Stadtbahn unterwegs war.

Wie bringt man den in der Halle stehenden 120 Meter langen Zug nun wieder zum Glänzen? Bevor es losgeht, müssen freilich alle Fenster und Türen geschlossen sein. Außerdem wird die U-Bahn vom Stromnetz genommen. Dann drückt ein Mitarbeiter des Betriebsbahnhofs auf einem Touchscreen den Button “Intensivwäsche”. Die Maschine legt los. Zwei fahrbare Konstruktionen, an denen Düsen und Drehbürsten montiert sind, gleiten die U-Bahn entlang und tun ihre Arbeit.

3.000 Liter Wasser, aber nur ganz wenig Chemie

Zuerst wird ein Vorreiniger aufgetragen. “Wir geben der Chemie Zeit einzuwirken”, erklärt Dörr. Danach beginnen sich die roten Bürsten zu drehen, fahren die Außenseiten entlang und nehmen sich auch die Front- und Heckscheiben vor. Zum Schluss wird eine Art supersauberes Wasser aufgesprüht. “Der letzte Spülvorgang wird mit Osmosewasser gemacht. Das enthält keine Salze oder Mineralien und hinterlässt keinerlei Flecken oder andere Rückstände”, berichtet Dörr. In früheren Zeiten sei noch herkömmliches Wasser verwendet worden, aufgestellte Großventilatoren trockneten die Schlieren, erinnert sich der Ingenieur.

Ganze 3.000 Liter Wasser verschlingt der Badespaß, der dieses Mal 36 Minuten und 45 Sekunden gedauert hat. Allerdings: Man brauche nur ganz wenig Chemie, erzählt Dörr stolz. Nur 1,8 Liter Reinigungsmittel fallen pro Waschvorgang an. Und bis zu 95 Prozent des Wassers können für den nächsten Putzvorgang wieder eingesetzt werden. Denn das ablaufende Wasser wird in unterirdischen Becken aufgesammelt, aufbereitet und erneut verwendet. Mit der Innenreinigung hat die Waschanlage übrigens nichts zu tun, die wird immer noch händisch erledigt.

Hartnäckiger Schmutz muss händisch entfernt werden

Innerhalb von zwei Wochen wird der gesamte U6-Fuhrpark einmal geputzt, heißt es bei den Wiener Linien. Grobe punktuelle Verunreinigungen – “die Leute schmeißen uns ja auch Eier auf die Züge oder machen Streifen mit der Gummisohle ihrer Schuhe auf die Tür” – schafft die Maschine allerdings nicht.

Hier muss händisch nachgearbeitet werden, was man aber wegen der Personalsituation nicht allzu oft schaffe, wie einem von Mitarbeitern verraten wird. Um Graffiti auszuradieren, muss sowieso eine Spezialfirma anrücken.

Insgesamt vier Waschstraßen für U-Bahnen

Während in Michelbeuern der Zug während der Reinigung steht, gibt es auch Waschstraßen, durch die ein Fahrer die Garnituren manuell langsam steuert. Das Ergebnis sei aber aufgrund der variierenden Geschwindigkeit nicht ganz so optimal, räumt der Maschinentechniker Dörr ein. Vier Waschstraßen gibt es insgesamt für die Wiener U-Bahnen, dazu kommen noch 14 für Busse und Straßenbahnen.

Die Technik habe schon vieles erleichtert, erinnert sich ein Mitarbeiter, der seit 40 Jahren am Bahnhof Michelbeuern im Dienst der Wiener Linien steht. Denn zu Stadtbahn-Zeiten habe man noch mit Kübel und Schlämmseife geputzt – zwei Mann je Zug eine ganze Nacht lang.

(APA/Red)

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