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Immer mehr Jugendbanden gehen in Wien auf Handy-Beutezug

Jugendliche berauben Jugendliche auf der Straße - derartige Fälle haben die Wiener Polizei zuletzt vermehrt beschäftigt.

Bandendelikte seien gestiegen, momentan verzeichne man mehr diesbezügliche Anzeigen, sagte Oberstleutnant Robert Klug von der Kriminaldirektion 1 (KD 1) am Dienstag auf APA-Anfrage. Die „Gangs“ spezialisieren sich laut Ermittlern auf Mobiltelefone sowie MP3-Player und gehen meist wenig zimperlich vor.

Bevorzugt schlagen sie in Einkaufsgegenden wie der Mariahilfer Straße, der Innenstadt oder Shopping-Centern zu, berichtete Klug. Die Täter schließen sich zusammen, um gegenüber ihren meist jüngeren Opfern Furcht einflößender auftreten zu können. In größeren Gruppen kommen sie daher meist mit verbalen Einschüchterungen aus – „andere Gruppierungen verwenden allerdings Waffen wie Messer oder Softairguns“, erklärte der Kriminalist.

Erst vergangene Woche hatte die Polizei eine achtköpfige Bande ausgeforscht, die seit vergangenem Sommer als „Die Tschetschenen“ aufgetreten war und unter anderem mit Hilfe von Schlagringen ihr Unwesen getrieben hatte. Eine andere Straßen-Gang soll ihre Opfer von Mai 2006 bis Jänner 2007 bei insgesamt 17 Überfällen mit Tritten ins Gesicht traktiert haben.

Seit Anfang Oktober 2006 hat die Polizei laut APA-Archiv in der Bundeshauptstadt zumindest sechs Jugendbanden mit knapp 40 Mitgliedern ausgeforscht. Der jüngste Bursch, den die Polizei erwischte, war gerade einmal zwölf Jahre alt, berichtete Klug. Mädchen seien kaum an solchen Raubüberfällen beteiligt.

Ihre Beute verscherbeln die meist 13 bis 18-Jährigen an einschlägig bekannten Plätzen wie dem Wiener Westbahnhof, um schnell an Geld zu kommen. Selten behalten die jugendlichen Täter ein Handy für sich, berichtete der Kriminalbeamte. Oft geben sie dem Besitzer sogar noch während des Überfalls die Sim-Karte zurück, erzählte er.

Bis zu 50 Euro bezahlen Hehler den jungen Räubern für ein Mobiltelefon. „Das ist für einen Jugendlichen nicht wenig“, meinte Klug. Vor allem weil die meisten Täter mit schlechten sozialen Verhältnissen zu kämpfen hätten. Mit den „Erlösen“ würden die Jugendlichen etwa Essen gehen, oder Kleidung kaufen.

Meist sind die Banden-Mitglieder zusammen aufgewachsen oder stammen aus dem selbem Bezirk, erklärte der Oberstleutnant. Viele würden in Favoriten, aber auch im Westen Wiens wohnen, etwa in den Bezirken Ottakring, Hernals und Währing. Die „kriminelle Energie“ gehe oft von einem einzigen aus – die anderen Mitglieder schließen sich an und kommen erst nach einigen geglückten Überfällen „auf den Geschmack“. Gegenüber den Ermittlern geben die jungen Täter oft an, „es gar nicht gewollt zu haben“ und „nur dabei“ gewesen zu sein.

Im Regelfall blühe den Jugendlichen eine Anzeige aber auch ein Gerichtsverfahren. Bei einer Verurteilung sei eine Vorstrafe die Folge. Erst dann haben die meisten Räuber ein „Aha-Erlebnis“, sagte Klug – wenn es schon zu spät sei. Wer von der schiefen Bahn nicht abrücken kann, läuft Gefahr auf „härtere“ Delikte, wie Tankstellen- oder Trafik-Überfälle umzusatteln, so der Ermittler.

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