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Im Jemen entführter Wiener: Experte gibt vorsichtige Entwarnung

Dominik N. wird von Entführern im Jemen festgehalten und mit dem Tod bedroht
Dominik N. wird von Entführern im Jemen festgehalten und mit dem Tod bedroht ©Screenshot YouTube
Am Donnerstag wartet ganz Österreich gespannt auf Nachrichten aus dem Jemen in dem Fall des entführten österreichischen Studenten Dominik N. Dieser hatte sieben Tage zuvor bei vorgehaltener Kalaschnikow erklärt, die Entführer verlangen Lösegeld und drohen mit seiner Tötung, andernfalls werde er sieben Tage nach Veröffentlichung des Videos getötet. Am heutigen Donnerstag würde dieses Ultimatum auslaufen.
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Der Terrorismusexperte Ralf Tophoven gab im Fall um den im Jemen festgehaltenen Dominik N. ein vorsichtige Entwarnung: Von einer sofortigen Erschießung der Geisel sollte man nicht unbedingt ausgehen.

“Entführer werden Faustpfand nicht opfern”

“Wenn die Entführer an Lösegeld interessiert sind, werden sie ihr Faustpfand nicht so einfach opfern”, sagt Tophoven hinsichtlich der Morddrohungen. In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen mehr als 200 Ausländer Opfer von Entführungen, in der Regel wurden die Geiseln aber am Ende wieder unversehrt freigelassen. “Angesichts der Geschichte wäre ich selbst verwundert, wenn die Entführung diesmal anders ausgehen würde,” zeigt sich Tophoven zuversichtlich. Auch eine Schweizer Lehrerin, die im März 2012 in Jemen entführt worden war, wurde am Dienstag freigelassen.

Der Leiter der Presseabteilung des Außenministeriums in Wien, Martin Weiss, hatte im Fall des im Jemen entführten Österreichers in der ZIB 24 des ORF-Fernsehens bekräftigt, dass Österreich kein Lösegeld zahlen werde. Man habe “Hoffnung”, dass die von Dominik N. in dem Video genannte Sieben-Tage-Frist zur Zahlung von Lösegeld keine “ganz harte” Frist war und von den Geiselnehmern vielleicht verlängert werden könnte. Das Außenministerium war am Donnerstag für eine neuerliche Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Viele Rätsel um Entführungsopfer Dominik N.

Das vergangene Woche veröffentlichte Entführungsvideo ist der erste konkrete Hinweis, der zu diesem Fall vorliegt. Vieles liegt – so auch der Ort, wo der Student festgehalten wird – im Dunkeln. Auch ist noch nicht eindeutig klar ob sich Dominik N. in der Gewalt einer religiös motivierten Terrorgruppe oder eines Stammes befindet. Bei einer Beteiligung von fundamentalistischen Gruppen, wie etwa der “Al Qaida auf der arabischen Halbinsel” (AQAP), wird die Gefahr eines blutigen Ausgangs von Experten als viel höher eingeschätzt.

Tophoven vom Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik in Essen bezweifelt aber eine Beteiligung von islamistischen Gruppen. Mehrere Hinweise würden dafür sprechen, dass die Geiselnehmer primär einen kriminellen Hintergrund besitzen und an finanzielle Forderungen interessiert seien. Geiselnahmen mit langen Verhandlungen gehörten nicht zum Modus Operandi von Al-Kaida (Al Qaid), aus der jüngeren Geschichte der Terrororganisation seien solche Vorgänge nicht bekannt, so Tophoven. In den Jahren 2008 und 2009 gingen zwei blutige Angriffe auf Touristen in der östlichen Provinz Hadramaut auf das Konto der Terrororganisation, in beiden Fällen war aber keine Entführung beabsichtigt, sondern eine gezielte Tötung.

Geiseln im Jemen selten getötet

Auch Johann Heiss vom Institut für Sozialanthropologie der Universität Wien geht nicht von einer Beteiligung Al-Kaidas aus. Im Nordjemen, wo Dominik N. entführt wurde, werde deren Einfluss oft überschätzt, so Heiss. Tophoven meint weiter, dass Terrororganisationen wie Al-Kaida sich üblicherweise zu ihren Taten offen bekennen würden und nicht wie im gegebenen Fall ihren Hintergrund versteckt hielten.

Zu Tötungen von Geiseln im Jemen, die von Stämmen festgehalten wurden, kam es in der Regel bisher nur in Fällen, in denen das jemenitische Militär gewaltsam versucht hatte die Geiseln zu befreien. Für Bestürzung sorgte außerdem ein Fall aus dem Jahre 2009, als neun Mitglieder einer Baptistengruppe in der nördlichen Provinz Saada entführt wurden. Drei Mitglieder der christlichen Missionarsgruppe wurde kurze Zeit später tot aufgefunden.

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