"Ich will nicht mehr in die Schule"
“Es gab auch keine Konflikte im Unterricht, kein sichtbares anderes Problem. Sie wollte einfach nicht mehr zur Schule, verweigerte sich immer mehr.” Als die Mutter sie zur Bildungsanstalt bringen wollte, weigerte sich das Mädchen, aus dem Auto auszusteigen. Schulpsychologin Dr. Maria Helbock vom Landesschulrat berichtet vom gestiegenen Erwartungsdruck bei Schülern, nicht zuletzt auch durch die schwieriger werdende Situation am Arbeitsmarkt. Dazu kommen Ängste und Sorgen der Eltern, was den Druck auf das Kind noch erhöht, so Helbock. Und dann wollen manche Kinder nicht mehr in die Schule.
Ein Hilfeschrei
Raimund Rosenberg, Landesschulinspektor für Pflichtschulen, spricht vom Burn out-Syndrom bei Schülern. Damit einher geht Perspektivenlosigkeit und auch Jobangst. Früher konnten sich junge Menschen sicher sein, dass sie mit ordentlichen Schulleistung einen Job bekamen. Heute ist das anders, so Rosenberg weiter. Schulverweigerung hat nichts mit gewöhnlichem Schulschwänzen zu tun. Das hat·s schon immer gegeben. Schulverweigerung, so glaubt Gerd Bernard, Lehrer an der sozialpädagogischen Schule in Schlins, ist immer ein Hilfeschrei des jungen Menschen. Der Jugendliche will auf etwas aufmerksam machen, was nicht in Ordnung ist. Das er aber nicht richtig artikulieren kann.
Sensibilisierung
Einig sind sich Experten und Lehrer darin, dass mit Schulverweigerung heutzutage kompetent umgegangen wird. Die Sensibilisierung für das Problem ist größer geworden, das Netz an Beratungsstellen dichter. Eine Lösung wird zudem immer mit den Eltern gesucht, weiß Raimund Rosenberg. Dennoch können die Ursachen für Schulverweigerung nicht einfach abgestellt werden. Weil die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problem nicht einfach abgestellt werden können. Wie sonst ist es zu erklären, dass Schulschwänzen als Ausdruck von Perspektivenlosigkeit vor allem in deutschen Städten zu einem echten Phänomen geworden ist?, fragt sich Meinrad Pichler.