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„Ich hoffe, dass die Menschen nachdenken!“

Neben rhetorischen Fähigkeiten beeindruckte Fanny Schütz mit viel Persönlichkeit.
Neben rhetorischen Fähigkeiten beeindruckte Fanny Schütz mit viel Persönlichkeit. ©privat/VLK Paul Feuersänger
Mit ihrer Rede zum Thema Mobbing beeindruckte die PTS-Schülerin Fanny Schütz beim Jugendbundesredewettbewerb in Wien.
Fanny Schütz beim Bundesjugendredewettbewerb

Dornbirn. „Eines von fünf Schulkindern zwischen elf und fünfzehn Jahren wurde bereits zum Opfer von Mobbing an Schulen – ich bin eines dieser fünf Kinder“, so begann Fanny Schütz ihre Rede beim Bundesbewerb zum 65. Jugendredewettbewerb in Wien. Ihren Auftritt vor rund 120 Zuhörern schloss die fünfzehnjährige Schülerin der PTS Dornbirn mit einem sehr persönlichen Appell: „Seht nicht weg – oder noch schlimmer – einfach zu: Setzt euch für Menschen ein!“

Persönliche Geschichte

Dazwischen sprach Fanny Schütz ziemlich genau exakt acht Minuten lang darüber, was Mobbing für Betroffene bedeutet, wie das Umfeld reagiert und wie sie selber die schlimme Zeit erlebte. „Ich fürchtete mich schon beim Aufstehen vor dem Tag. Ich fürchtete mich vor dem nächsten Tag schon am späten Abend. Ich wünschte mir immer wieder, nicht mehr zu leben, nicht mehr leben zu müssen. Wünschte sehnlich, dass mein Leben nicht existierte: diese Hölle von Leben!“ Die junge Dornbirnerin erzählte aber auch, wie sie es trotz schwieriger Familiensituation und mangelnder Unterstützung seitens der Lehrer schaffte, nach einem Schulwechsel neues Selbstvertrauen zu finden. „Schlussendlich kann ich nun glücklich sagen, mein Selbstvertrauen wieder aufgebaut zu haben und jetzt mehr Selbstvertrauen als je zuvor zu besitzen.“

Thema ansprechen

Auf die Idee beim Jugendredewettbewerb mitzumachen, brachte sie ihr Klassenvorstand. „Ich persönlich hätte mir damals gewünscht, dass sich jemand für mich einsetzt. Daher dachte ich, es sei wichtig, den Menschen zu erzählen, wie es sich anfühlt gemobbt zu werden. Mobbingopfer werden oft nicht ernst genommen“, so Fanny Schütz. Bei einem Rhetorik-Workshop lernte sie, wie sie mit Worten, Gestik und Mimik überzeugen kann. An ihrer Rede selber hat sie lange gefeilt. „Ich habe mir wirklich sehr viel Mühe gegeben. Habe auf eine gute Struktur geachtet und Wortwiederholungen vermieden.“ Geübt wurde vor Klassenkameraden und Freunden und mit der Stoppuhr. Unterstützung bekam Fanny Schütz von ihren Klassenvorständen Christiane Fink und Alexander Karu.

Starker Auftritt

Mit ihrer emotionalen und aufrüttelnden Rede wusste die Schülerin der Polytechnischen Schule Dornbirn bereits beim Landesbewerb Anfang April bei der SCHAU! zu überzeugen. Sie sicherte sich damit den ersten Platz in der Kategorie „Klassische Rede“ und löste gleichzeitig das Ticket zum Bundesfinale nach Wien. Nachdem sie in Dornbirn noch „saumäßig aufgeregt“ war, ging sie den Bewerb in Wien ziemlich gelassen an. „Ich habe nicht mitgemacht, um zu gewinnen – ich war einfach froh, über das Thema sprechen und meine Geschichte erzählen zu können. Ich hoffe wirklich, dass die Menschen nachdenken und nicht wegschauen.“ In Wien reichte es schließlich für den vierten Platz – viele redeten die Schülerin aber im Anschluss auf ihre Rede an und gratulierten ihr zu ihrem starken Auftritt.

Kapitel geschlossen

Für Fanny selber ist das Thema Mobbing inzwischen abgehakt. „Das Leben sehe ich wie ein Buch – die Seite Mobbing habe ich umgedreht und das Kapitel abgeschlossen.“ Ihr Rat an Mobbingopfer: Redet mit jemandem drüber – mit Eltern und Lehrern, wenn ihr ein gutes Verhältnis zu ihnen habt und sonst mit Freunden. Eigentlich ist es lächerlich, Menschen, die einen gar nicht richtig kennen, so viel Macht über einen zu geben.

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