Rund 20 bis 25 der Asylcamper hatten sich am Mittwoch um 12 Uhr mittags in der Wiener Votivkirche versammelt, um die aktuellen Entwicklungen zu erklären. Wie die Flüchtlinge bei der Pressekonferenz mehrfach betonten, ginge es bei der Unterbrechung des Hungerstreiks nicht um ein Eingeständnis von Schwäche. Vielmehr wollten sie die zehn Tage nutzen, um neue Kraft zu sammeln und ihren Kameraden, die sich im Hungerstreik befänden, zu helfen, sich zu erholen, wie sie in teils gebrochenem, teils klar artikulierten Englisch ausführten.
“We want to live in peace of love!”
“We don’t want to lose anybody or have them in hospital,” stellte einer der Sprecher klar, dass es ihnen um das Wohlergehen der Hungerstreikenden ginge. Sie wiesen auch mehrfach auf die Wichtigkeit der Medien auf der ganzen Welt hin, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. “We don’t want to blame, we want to change human rights. We don’t want any disturbance. We request our right. We want to stop people who control us. We are no babies. We want development, peace, that all gets possible. We are peaceful people, we are political people. We are looking for a solution in this problem.”
Immer wieder wiederholten die Flüchtlinge ihr größtes Anliegen: “We want to live in peace of love.” Einer der Sprecher rief dazu auf, die Asylcamper ernst zu nehmen: “Look at them as serious people!” Über ihren Aufenthaltsort in der Votivkirche meinten sie: “We hope in the house of God we can get something – but not from the parliament, they are liars, big liars!”
Entscheidung bis 1. Februar – oder Demo
Einer der Sprecher formulierte die Forderungen der Flüchtlinge an die Obrigkeit: Nach Ablauf der zehntägigen Streik-Unterbrechung wolle man eine Entscheidung bzw. Lösung seitens der Regierung erreichen – käme diese bis 1. Februar nicht zustande, so sei für den 16. Februar eine Groß-Demonstration geplant.
In Washington und an anderen Orten in der USA und in Großbritannien, wie die etwas vage Formulierung lautete, werde dann demonstriert, und in Wien würde die Menschen aus allen Flüchtlingslagern und Heimen zusammenkommen, um gemeinsam solidarisch für die Anliegen der Flüchtlinge zu kämpfen, so der Plan. “The ball is now in your side. Democracy is our matter and your matter.” Von einer “new majority” war mehrfach die Rede, einer neuen Form von Vielfalt, der man sich anschließen solle. Neben der Großdemo sei am 30. Jänner auch ein Solidaritätskonzert im WUK geplant.
Flüchtlinge: “This fight is not over!”
“Everyone is illegal here. We will continue here or in prison. If anyone wants to deport us – this fight is not over!” Für den Samstag kündigten sie einen weiteren großen Demonstrationszug an, um ihre Forderungen auf die Straße zu bringen. Auch den freien Zugang zur Kirche wollten sie für ihre Unterstützer erreichen: “Please open the doors for our supporters. And for the media, Schönborn, the president of Austria, …” Dies wurde mit Gelächter quittiert.
Eine Sprecherin wandte sich abschließend auf Deutsch an die Pressevertreter, erklärte sich mit den Asylcampern solidarisch und sprach von einem historischen Moment in Österreich. “Wir sind Protagonisten. (…) Es ist schwierig, dass wir sichtbar und selbst organisiert sind und für uns selbst sprechen können. Wir lassen uns nicht instrumentalisieren. Die Hungerstreikenden brauchen diese Pause nicht, weil sie schwach sind, sie sind sehr stark, psychisch stark. Sie sind keine Opfer, sie machen Geschichte in Österreich, sie schreiben Geschichte, schreiben Geschichte um. Hier sind nur Männer, doch es betrifft auch Frauen und Kinder. Ich respektiere die Menschen hier sehr.” Sie rief dazu auf, den Asylcampern Applaus zu spenden. Damit endete der offizielle Teil des Pressetermins.
Asylcamper bleiben weiterhin in der Votivkirche
“We are happy here, not in prison”, betonte einer der Sprecher danach im Gespräch. Auf die Frage, wie lange man in der Kirche noch ausharren werde, antwortete er: “Maybe one year, maybe ten years. It is a good place for us, and secure.”