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Hundeführschein: Was spricht dafür und was dagegen

Was spricht für und was gegen einen Hundeführschein?
Was spricht für und was gegen einen Hundeführschein? ©pixabay.com
Seit Wochen spaltet der Hundeführschein die Gemüter. Nach zwei gebissenen Kindern, einem Todesfall und eine Attacke auf einen erwachsenen Mann hat der Österreichische Tierschutzverein nun Argumente gesammelt, die für und gegen einen Hundeführschein sprechen.

Nach den jüngsten Vorfällen, in denen Hunden in einer negativen Rolle involviert waren, hat der Österreichische Tierschutzverein nun die gesetzlichen Reglungen der einzelnen Bundesländer gelistet und Vor- und Nachteile des verpflichtenden Hundeführscheins analysiert.

Einigung der Politik gefordert

Das Thema Hundführschein hat bereits für Diskussionen und Demonstrationen gesorgt. Einerseits fühlen sich jene Hundebesitzer, die ihren Hund erzogen und erfolgreich in den Alltag integriert haben, von dem Hundeführschein in ihrer Rolle als verantwortungsvollen Hundehalter gekränkt. Auf der anderen Seite stehen jene, die vielleicht bereits in Kontakt mit einer kritischen Situation eines Hundebisses kamen oder sich in ihrem persönlichen Alltag einfach sicherer fühlen möchten.

Der Österreichische Tierschutzverein sieht eine baldige Einigung der Politik als ersten Schritt zur Besserung. Klar muss dabei sein, dass oft der Hundehalter hinter den Verhaltensauffälligkeiten seines Tieres steckt. Ein Hundeführschein kann speziell in diesen Fällen Vorteile bringen.

Vorteile eines Hundeführscheins

Bildung: Durch den Hundeführschein können mögliche Hundehalter einerseits umfassend aufgeklärt und andererseits auf das Zusammenleben mit dem Hund gut vorbereitet werden. Vielen kann hierbei auch bereits klar werden, ob sie tatsächlich als Hundehalter geeignet sind und wie sich ein Hund auf ihren Alltag auswirkt. So können sich spontane Hundekäufe, die meist mit spontanen Abgaben im Tierheim enden- verringert werden. Bereits im Hundeführscheinkurs kann sich die Mensch-Hund-Bindung rasch entwickeln, womit auch in der Praxis die verschiedensten Situationen besser gemeistert werden können. Für den Hundebesitzer ist es definitiv von Vorteil, viel über seinen Hund zu wissen, um in später auftauchenden Situationen gut gewappnet zu sein oder diese gar vermeiden zu können.

Prägung: Oft sorgen Vorurteile dafür, dass manche Rassen als grundsätzlich “böse” oder “aggressiv” gelten. Doch ein Hund kommt nicht aggressiv zur Welt, er wird durch den Fokus, die Erziehung und den Umgang des Hundehalters geprägt. Ein Hundeführschein könnte eine positive Richtung vorgeben.

Regeln in den Bundesländern variieren

Der Hundeführschein wird je nach Bundesland anders gehandhabt. Die Regeln variieren dabei sehr stark.

Wien: In Wien gibt es den verpflichteten Hundeführschein nur für Hunde auf der “Rasseliste”. Nach 21 Monaten wenn das Tier ausgewachsen ist, muss der Führschein wiederholt werden. Folgende Hunde fallen darunter: Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Mastino Napoletano, Mastin Español, Fila Brasileiro, Mastiff, Bullmastiff, Tosa Inu, Pitbullterrier, Rottweiler, Dogo Argentino (Argentinischer Mastiff) und entsprechende Mischlinge dieser Rassen.

Andere Hunde können den Führschein freiwillig machen. Der Führschein kostet 25 Euro, dafür muss im darauffolgenden Jahr die Hundesteuer von 75 Euro nicht gezahlt werden. Das Alkolimit für Hundeführer liegt bei 0,5 Promille.

Niederösterreich: In Niederösterreich wird ebenfalls eine “Rasseliste” geführt. Rottweiler, Pitbullterrier, Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Tosa Inu, Staffordshire Bullterrier, Dogo Argentino, Bandog und entsprechende Mischlingsrassen stehen auf dieser Liste. Abhängig von der Kurslänge kostet der Kurs zwischen 75 und 110 Euro.

Oberösterreich: Für alle Hundehalter gibt es einen verpflichtenden Sachkundenachweis. Dieser muss bei der Meldung vorgelegt werden. Der Kurs dauert zwei Stunden. “Auffällige” Hunde oder jene “mit Gefährdungspotential” müssen einen erweiterten Sachkundenachweis erbringen. Der verpflichtende Kurs kostet zwischen 25 und 30 Euro, die Erweiterung je nach Kursdauer.

Salzburg: Auch in Salzburg ist der zweistündige Sachkundenachweis erforderlich. Die Erweiterung gilt für als “gefährlich” eingestufte Hunde. Die Kosten betragen bei dem verpflichtenden Kurs zwischen 40 und 50 Euro. Auch hier ist die Erweiterung von der Kursdauer abhängig.

Kärnten: In Kärnten wurde bisher über einen Hundeführschein für verhalteneauffällige Hunde nur diskutiert, gesetzliche Vorschriften gibt es keine.

Steiermark: Seit 2012 wird der verpflichtende Hundekundenachweis für Ersthundehalter innerhalb eines Jahres nach Anschaffung gefordert. Ausgenommen sind nur jene Hundebesitzer, die in den letzten fünf Jahren vor Einführung dieser Regelung einen Hund hatten. Die Kosten betragen zirka 40 Euro.

Vorarlberg: In Vorarlberg müssen “Kampfhunde” eine behördliche Bewilligung vorweisen. Darunter fallen: Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Mastino Napoletano, Mastin Espanol, Fila Brasileiro, Argentinischer Mastiff, Mastiff, Bullmastiff, Tosa Inu, Bordeaux Dogge, Dogo Argentino, Ridgeback, Kreuzungen Bandog und Pitbullterrie, sowie alle Mischlinge dieser Rassen.

Burgenland und Tirol: In diesen beiden Bundesländern gibt es keinen verpflichtenden Hundeführschein.

Österreichischer Tierschutverein: Hundeführschein empfehlenswert

Der Österreichische Tierschutzverein kommt zu dem Schluss, dass es in Hinblick auf die zahlreichen Vorteile im Kontrast zu den wenigen Nachteilen, für Hundehalter empfehlenswert ist, einen Hundeführschein zu machen. Insbesondere dann, wenn Hundehalter noch wenig bis gar keine Erfahrung im Umgang mit einem Hund haben.

(Red)

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