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Hundeflüsterer Cesar Millan machte live in Wien Hunde und Halter "happy"

Bei der Show in Wien zeigte Hundeflüsterer Cesar Millan sein Können
Bei der Show in Wien zeigte Hundeflüsterer Cesar Millan sein Können ©Gio Alma
Für die einen ist Cesar Millan nicht nur der beliebteste, sondern schlicht der beste Hundetrainer der Welt, für die anderen ein Tierquäler mit umstrittenen Methoden. Der Hundeflüsterer und Buchautor tourt erstmals in Europa - VIENNA.at hat seinen ersten Auftritt am 12. September in der Wiener Stadthalle besucht.
Cesar Millan live in Wien
Millan und die Hunde

Der Andrang vor der Stadthalle war am Freitagabend groß, die Aufregung spürbar – US-Hundetrainer Cesar Millan, den meisten aus seiner TV-Serie “Der Hundeflüsterer” ein Begriff, machte mit seiner “Leader of the Pack”-Tour erstmals in Wien Station. Hundefreunde, Fans und Kritiker hatten sich gleichermaßen eingefunden, um dem Gastspiel des 45-jährigen Hundeprofis beizuwohnen.

Heftiger Gegenwind für Hundeprofi

Bereits vor der Stadthalle wurde kräftig gegen Millan geflyert – die “Initiative für gewaltfreies Hundetraining” verteilte Gutscheine an die Besucher der Show von Cesar Millan, die gemeinsam mit der Eintrittskarte für ein kostenloses Hundetraining eingelöst werden können.

Noch bevor der Star selbst die Bühne betrat, wurde in der Anmoderation auf den heftigen Gegenwind Bezug genommen, der im Vorfeld der Österreich-Termine seitens der Kritiker Millans gemacht worden war – so hatten etwa Vier Pfoten und der Wiener Tierschutzverein medial gegen Millans angeblich gewaltsame Methoden der Hundeerziehung gewettert und die Plakate waren von Unbekannten mit dem fälschlichen Vermerk “Abgesagt” überklebt worden. Dabei sei Millan doch “kein Tierquäler, sondern ein Tierretter”, was das Publikum mit johlendem Applaus quittierte.

Standing Ovations für Cesar Millan

Als Cesar Millan himself dann schließlich mit einiger Verspätung auf der Bühne der nicht zur Gänze gefüllten Halle D in der Stadthalle einzog, wurde mit Vorschusslorbeeren nicht gegeizt – mit Standing Ovations wie für einen gefeierten Popstar nahm ihn das Publikum in Empfang. Dies habe er vor einem Auftritt so noch nie erlebt, erklärte Millan gerührt, der für ein erneutes Aufbranden von Jubel sorgte, als er seine Jacke auszog und als Bühnen-Outfit ein rot-weißes Trikot mit der Aufschrift “Österreich / Millan / 1” enthüllte.

Unterstützt von einem – nicht durchwegs sprachsicheren – Dolmetscher begann er daraufhin gut gelaunt, seine Prinzipien zu erläutern. Hunde verfolgten ihm zufolge ein Ziel: das Leben der Menschen mit Glück zu erfüllen. In dieser Eigenschaft seien sie einzigartig im Tierreich. Anekdotenreich erzählte Millan von seinem Aufwachsen in bescheidenen Verhältnissen auf der Farm des Großvaters in Mexiko, wo er von Klein auf mit Hunden lebte, bis hin zu seinem Auswandern in die USA im Alter von 21 Jahren – mit dem Ziel, der beste Hundetrainer der Welt zu werden.

Millan: “Bin kein Hundeflüsterer”

Bereits bei seinem ersten Einsatz habe sich für ihn seinem launigen Bericht zufolge herausgestellt, dass er im Grunde nicht die Hunde, sondern ihre Menschen trainieren müsse, um ein ideales Zusammenleben der Spezies zu ermöglichen. Er sehe sich auch nicht als Hundeflüsterer, da er keine Zauberei, sondern lediglich Instinkt einsetze, um mit den Tieren zu arbeiten. Wiederholt betont Millan die Wichtigkeit der Energie, mit der man Hunden begegne, der Sprache der Natur, in der sich Absicht und Gefühl verbinden müssten.

Witzige Show nicht ohne Klischees

Cesar Millan erweist sich in Wien als vielseitiger Entertainer, der auch Tanzeinlagen à la Miley Cyrus oder zu Pharrell Williams’ “Happy” nicht auslässt, seine Erzählungen gestenreich und schauspielerisch untermalt und mit kabarettistischen Elementen ergänzt. Wobei zugegeben nicht jeder Witz sitzt und er bei einigen allzu beifallhaschenden Gags eher plump in die Sexismus- oder Ageism-Kiste greift, wenn er etwa geldgierige Ex-Frauen, pickelige Teenager, wegzusperrende Schwiegereltern oder in Spanien urlaubende Pensionisten für ein paar Lacher mehr durch den Kakao zieht. Mehr als einmal amüsiert er die Zuschauer durch ins Publikum gezischte “Kommandos”, die er sonst, wie aus der Serie bekannt, an die Hunde richtet.

Von großen Emotionen und falschen Energien

Auf unterhaltsame Weise erläutert er in weiterer Folge gerne gemachte Fehler beim Gassigehen, für das sich so manches Herrchen und Frauchen ausstaffiert, als gelte es, in einen Krieg zu ziehen, oder beim allzu emotionalen Umgang mit Hundewelpen, die vermenschlicht und wie Babies behandelt würden. Der Grundtenor: Energie spreche lauter als Worte, Negativ-Emotionen wie Nervosität oder Stress übertrügen sich auf den Vierbeiner.

Ruhig und entschlossen solle man als Halter dem Hund begegnen, um mit gängigen Problemen – oder besser: Symptomen – wie Trennungsangst, Langeweile, Besessenheit und Hyperaktivität umzugehen.

Wenn Katzen Rudelführer werden

Millan erläutert die frühe Prägungsphase von Welpen, die vom Menschen sehr unterschiedliche Wahrnehmung des Hundes und die Wichtigkeit, sich von Beginn an dem Tier gegenüber als Rudelführer zu etablieren. Andernfalls könne, wie er in einer besonders amüsant dargebotenen Anekdote erläutert, sogar eine allzu selbstbewusste Katze im Haushalt diese Rolle gegenüber dem Hund einnehmen. Immerhin sei man aber als davon überforderter Mensch in bester Gesellschaft – selbst US-Präsident Barack Obama wird scheinbar zuweilen von seinem Hund durch die Gegend gezogen, wie Millan auf der Großbildleinwand zeigt, und es gäbe so manchen Oxford-Absolventen, der Probleme habe, einen Chihuahua Gassi zu führen.

Was Hunde brauchen – live demonstriert

Sport, Disziplin und Liebe brauche jeder Hund, und das in dieser Reihenfolge und in ausgewogenem Ausmaß, so der Hundeexperte, der sein Können auch live anhand von vorab gecasteten Gästen mit Hunden zum Besten gibt.

Wobei nicht jede Vorführung sitzt. So zeigt etwa eine angeblich auf Bälle übermäßig überdreht reagierende Französische Bulldogge just auf der Bühne das unerwünschte Verhalten, das Millan ihr austherapieren soll, nicht. Ein paar aufgeregte Chihuahuas dagegen bringt der Experte durch anschauliches Demonstrieren seiner ruhigen Energie rasch unter Kontrolle.

Botschaft der Show in der Stadthalle

Am Ende der gut zweieinhalbstündigen Show fasst Millan noch einmal zusammen: Die Botschaft der Harmonie sei universell, das Ziel der Menschen müsse es sein, ihren Hunde eben jene bedingungslose Liebe entgegenzubringen, wie es auch die Tiere den Menschen gegenüber täten. Dann seien alle Beteiligten happy, was durch eine erneute Einspielung des gleichnamigen Pharrell Williams-Songs inklusive Tanzeinlage untermalt wird, woraufhin sich Millan verabschiedet, den in Strömen nach vorne drängenden Massen jedoch noch für Autogramme zur Verfügung steht.

Fazit: Zumindest bei der kurzweiligen, vielseitigen Show, für die es im Übrigen laut Veranstalter beispiellos strenge Tierschutz-Auflagen zu erfüllen galt, wurde garantiert kein Tier verletzt – und so mancher Besucher geht mit dem Gefühl nach Hause, von Cesar Millan unterhalten worden zu sein und etwas Nützliches für den Umgang mit seinem Hund gelernt zu haben.

Am Samstag, dem 13. September 2014, findet der zweite Wien-Termin der “Leader of the Pack”-Show von Cesar Millan in der Stadthalle statt – mehr dazu hier.

(DHE)

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