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Humor als Sterbebegleiter im Hospiz

Laut Martin Böker, dem administrativen Leiter des Salzburger Rot-Kreuz-Hospiz, leben wir mit „einer neuen Prüderie den Tod betreffend“.

Die Unsicherheit der Menschen im Umgang mit dem Tod sei unglaublich, und das, „obwohl der Tod etwas höchst Natürliches ist und uns alle betrifft“, so Böker.

Das Hospiz des Roten Kreuzes bietet Menschen mit einer weit fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung palliative Pflege, hilft die Lebensqualität zu verbessern und Krankheitssymptome zu lindern und stärkt und schult die Angehörigen des Patienten. Besonderen Wert legt das Pflegeteam darauf, dem Patienten und seiner Familie schöne Rahmenbedingungen zu bieten, dabei aber nicht zu stören.

So gelingt es den Angestellten auch, die nötige Distanz zu den Patienten zu wahren. Denn obwohl die Beziehungen zwischen Patient und der betreuenden Person auf einer intensiven Vertrauensebene basieren, ist es unabdingbar, sich der Berufsbeziehung bewusst zu sein. So sei die Distanz die eine Prämisse, die den Job in einem Hospiz tragbar macht, die andere „sind die schönen Geschichten“, bestätigt Sozialarbeiter Werner Gruber.

Der Humor als Bewältigungsstrategie sei das Um und Auf seiner Arbeit, die schönen Momente überwiegen eindeutig die traurigen, meint Gruber. Besonders die berühmten „letzten Wünsche“ brachten oftmals unvergessliche Momente in das Hospiz. Egal ob sie mit einem Fußballfan im Stadion waren, Geburtstagsfeste gefeiert, ganze Gartenzwerg-Familien im Zimmer aufgebaut oder einen Speiseplan für den Leichenschmaus erstellt haben – Werner Gruber würde für einen Satz seine Hand ins Feuer legen: „Der Humor stirbt zuletzt.“ Es gibt wenige Lebensmomente, die nicht auch ihr Komisches haben, wenn man einen selbstkritischen und menschlichen Blick wagt.

Die Menschlichkeit, das Bewusstsein, selbst nicht fehlerlos zu sein, und die emotional unsterile Behandlung innerhalb des Teams würden die Arbeit im Rot-Kreuz-Haus auszeichnen, sagt Gruber. Und um ein bisschen Leben in das Hospiz zu bringen, steht im Meditationsraum im zweiten Stock das Taufbecken von der Taufe seiner Tochter, die ebendort erfolgte. „Schließlich sei der Tod das Gegenteil von der Geburt und nicht vom Leben,“ meint der Sozialarbeiter.

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