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HSV versinkt im Chaos

Offene Aggressionen, eine Hetzjagd auf Journalisten und Fotografen sowie eine fassungslose Führungsriege des Hamburger SV prägten am Montag eine in der deutschen Fußball-Geschichte beispiellose Mitgliederversammlung.

Zum Teil betrunkene Anhänger pöbelten von den Rängen des mit fast 1.600 Mitgliedern gefüllten Saales im Hamburger Congress Centrum, die Sitzung geriet mehrmals außer Kontrolle und wurde um Mitternacht endgültig zur Farce, als sie ohne Beschlüsse und Wahlen abgebrochen wurde.

HSV-Idol Uwe Seeler sieht nach dem Eklat einen Imageschaden. „Mit Pöbeln und Schreien hat man noch nie etwas bewirkt“, sagte Seeler am Dienstag. Und forderte: „Dieser Imageverlust muss schnellstens wieder gutgemacht werden.“ „Das Niveau war nicht einmal zweitliga-reif“, kritisierte der ehemalige HSV-Präsident Wolfgang Klein und forderte eine Ausgliederung der Profi-Abteilung, um solche Zustände in Zukunft zu verhindern.

Die Eskalation traf den Vorstand wie ein Schlag ins Gesicht: „Die Stimmung ist möglicherweise nicht repräsentativ für die Gesamtstimmung im Verein“, deutete der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann vorsichtig an, dass die mächtige Gruppierung der „Supporters“ unter den rund 45.000 Mitgliedern die Politik des strauchelnden Bundesliga-Gründungsmitglieds übernehmen könnte.

Auch die positiven Nachrichten vom Rekordumsatz (103,9 Millionen Euro bei einem Gewinn von 1,86 Millionen Euro) und der Reduzierung des Schuldenbergs auf 20,3 Millionen Euro konnten die erhitzten Gemüter beim gestrauchelten Champions-League-Teilnehmer nicht besänftigen.

Hoffmann traute sich nicht einmal, die nur schriftlich dargelegten Zahlen zum Thema zu machen. Stattdessen gaben Hoffmann, Sportchef Dietmar Beiersdorfer und Aufsichtsratschef Udo Bandow gravierende Fehler in der Einkaufspolitik zu. Die Zukunft von Trainer Thomas Doll, der ebenso wie die Profi-Mannschaft nicht erschienen war, war gar kein Thema für die aufgebrachten Anhänger des Bundesliga-Vorletzten.

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