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Härterer Wettbewerb für Milchwirtschaft

(VN) Hohenems - In vier Jahren wird es bei Milch keine Quotenregelung mehr geben. Im Großteil der EU-Staaten ist dieses Steuerungssystem schon heute bedeutungslos. Nur vier Länder, darunter auch Österreich, sind noch „Quotenlieferanten“. Welche Auswirkungen diese Maßnahme auf den Milchpreis hat, beschäftigte die Junglandwirte bei ihrer Tagung in Hohen­ems am meisten.

„Es kommt auf die Marktsituation an“, blieben Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger und Raimund Wachter, Geschäftsführer der Vorarlberg Milch, fast notgedrungen allgemein. Milch sei ein weltweit gehandeltes Produkt und unterliege daher weltwirtschaftlichen Einflüssen. Gesamt gesehen wird jedoch von einer „positiven Entwicklung“ ausgegangen.

Problematische Liberalisierung

Momentan liegt der Milchpreis bei relativ stabilen 34,4 Cent pro Kilogramm. Es gab schon bessere Zeiten, nämlich 2008, als er auf 41,2 Cent kletterte, aber auch schlechtere, als er ein Jahr später auf 30,6 Cent abstürzte. Josef Moosbrugger sprach zwar von einem „derzeit akzeptablen Milchpreis“. Er warnte allerdings dringend davor, die Situation nur EU-bezogen zu sehen. „Wir haben noch andere Länder, die viel Milch produzieren können“, betonte Moosbrugger. Das mache den Wettbewerb nicht einfacher. Auch die zunehmende Liberalisierung des Milchmarktes dürfte das Preispendel irgendwann wieder stärker zum Ausschlagen bringen. Bereits 2010 kam es laut Raimund Wachter in den EU-Ländern wieder zu einer deutlichen Mengensteigerung. In Vorarlberg betrug die Anlieferung im letzten Jahr 86.351 Kilo pro Landwirt. Und das bei einem Drittel weniger Mitglieder, wie Wachter anmerkte. Insgesamt wurden 54,2 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet. Zum Vergleich: 2005 waren es 48 Millionen. Dieser Trend werde sich fortsetzen. Wie schnell, hänge von den Junglandwirten ab.

Gentechnikfrei war richtig

Vor dem Hintergrund des Dioxinskandals in Deutschland bezeichnete Raimund Wachter den 2007 gesetzten Schritt zur Gentechnikfreiheit als richtig, zumal damit entsprechende Kontrollmechanismen verbunden sind. Die Differenzierung von Milchprodukten auf regionalen Ebenen habe zudem neue Absatzkanäle im Export eröffnet. Der wird laut Wachter aufgrund des Überangebotes an Milch im Land immer wichtiger, erfordere aber eine professionelle Führung der Landwirtschaftsbetriebe. Dass Vorarlberg früh eine Qualitätsschiene, etwa in der Form, dass nur bestimmte Futtermittellieferanten zugelassen sind, aufgebaut habe, mache sich bezahlt, bestätigte Othmar Bereuter vom Fachbereich Milchwirtschaft in der Landwirtschaftskammer. So sei es immer möglich gewesen, trotz kleiner Strukturen höhere Erlöse zu erzielen. Vor allem regionale Produkte sind demnach Erfolgsfaktoren. „Die Regionalität hat Bio an Beliebtheit inzwischen überholt“, sagte Bereuter. Er legte den Jungbauern ans Herz, es weiter mit Qualität, Transparenz und Ehrlichkeit zu halten. „Damit verfügt die heimische Landwirtschaft über ein gutes Fundament.“

Entlastungsmechanismen

Die Sorgen des Bauernnachwuchses ob der drohenden quotenlosen Zeit vermochte jedoch niemand zu zerstreuen. Zumal sogar der Präsident selbst einräumte, dass ein völlig liberalisierter Markt fatal für die Milchwirtschaft wäre. Marktentlastungsmechanismen finanzieller Natur müssten für schwierige Zeiten beibehalten werden, forderte er. Auch das Genossenschaftswesen sollte seiner Ansicht nach bestehen bleiben, weil es den Mitgliedern mehr Stabilität biete. Sein Fazit: „Für die Zeit nach dem Quotenende braucht es eine gemeinsame Strategie von Politik und Milchwirtschaft.“

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