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Hotellerie schwer von Coronakrise getroffen: Pleiten und Kündigungen befürchtet

Ziel müsse es nun sein, die Unternehmen über den Winter zu bringen.
Ziel müsse es nun sein, die Unternehmen über den Winter zu bringen. ©pixabay.com (Sujet)
Die Hotellerie in Wien wurde besonders schwer von der Coronakrise getroffen. Es werden Pleiten und Kündigungswellen erwartet.

Müsste man den aktuellen Zustand der Wiener Freizeitwirtschaft kurz zusammenfassen, dann würde er lauten: "Im Moment ist es wirklich schwierig positive Dinge zu berichten, wenn nicht tatsächlich unmöglich." Dieses Fazit zog Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft bei der Wiener Wirtschaftskammer, am Dienstag im Gespräch mit Journalisten. Besonders gefährdet sieht er die Hotellerie. Er fürchtet Pleiten und eine Kündigungswelle.

Wien: Freizeitwirtschaft am meisten betroffen

Keinen anderen Bereich hat die Coronavirus-Pandemie in Wien so hart getroffen wie die Freizeitwirtschaft, weiß Grießler. Dazu zählen u.a. der Tourismus und die Hotellerie, die Gastronomie genauso wie die Eventveranstalter - letztere sei etwa vor Corona eine "wirklich gesunde und florierende Branche" gewesen. Aber auch Reisebüros, Fremdenführer oder Unternehmen, die normalerweise von der Ballsaison profitieren, die zuletzt mehr oder weniger abgesagt worden war. Sie alle spüren harte Einschnitte. Die aktuellen Entwicklungen rund um die Orange-Schaltung der Coronavirus-Ampel für Wien, um die Zehn-Personen-Regel in der Gastronomie oder die Reisewarnungen für Wien hätten die Situation zuletzt nochmals verschärft.

Fast die Hälfte der Hotels in Wien habe derzeit nicht aufgesperrt, berichtete Grießler. Die Buchungslage in den offenen Betrieben sei unterdessen mau. "Ich war mit Unternehmern leicht positiv gestimmt, was den Herbst betrifft - bis zu dem Zeitpunkt, wo Wien orange wurde. In der Nacht von Gelb auf Orange sind Tausende Euros in Wien storniert worden. Seither sind die Stimmung und der Ausblick sehr, sehr trüb."

Hotellerie in Wien "sehr gefährdet"

Derzeit wird versucht, zumindest Regulative zu schaffen, dass die Weihnachtsmärkte stattfinden können. "Aber das wird uns touristisch nicht die Zahlen bringen, sodass die Hotellerie in die Nähe des Break-evens, geschweige denn ins Verdienen kommt." Langfristig dramatisch wäre auch, wenn sich große Hotelketten dazu entschließen würden, Wien den Rücken zu kehren. Das hätte Langzeitfolgen für die Stadt, würde es dann doch zu wenige Betten für die großen Kongresse geben. "Im Moment sehe ich die Hotellerie in Wien sehr gefährdet."

In der Gastronomie geht es vor allem Betrieben in der Innenstadt schlecht, da diese unter normalen Umständen viele Touristen zu ihren Kunden zählen - die eben jetzt ausbleiben. Als neue Herausforderung sieht Grießler die Vorgabe der Bundesregierung, dass nur mehr zehn Personen (plus Kinder) gemeinsam am Tisch sitzen dürfen. Dies sei der "Todesstoß" für Weihnachtsfeiern. Wobei er auch jene Gäste kritisierte, die versuchen würden, ein Schlupfloch zu finden. "Wir sollten uns nicht Gedanken machen, wie wir die Regeln umgehen können, sondern wie wir schnellstmöglich und bestmöglich aus der Krise herauskommen können."

Als ein Lösungsansatz, um die Situation zu verbessern, ist derzeit der Vorschlag einer Registrierungspflicht für Lokalgäste im Gespräch. Das sei ein "schwieriges Thema", weil die Besucher sehr schwer zu motivieren sein werden, sich zu registrieren - vor allem mit Klarnamenpflicht, urteilte Grießler. Wie hoch die Akzeptanz sein wird, sei dahin gestellt, fügte er hinzu. Ebenfalls als schwierig erachtet er eine Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr, wie dies westliche Bundesländer einführen. "Es wird eine weitere Herausforderung für die Gastronomie werden", urteilte er.

Grießler befürchtet Kündigungswelle

Mit Sorge blickt Grießler auch auf das Auslaufen des aktuellen Kurzarbeitsmodells. Sollten Unternehmen eine weitere Verlängerung der Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter in Anspruch nehmen, so sieht die neue Regelung 30 Prozent Arbeitsleistung vor. Dies mag zwar für Mitarbeiter im Handel erreichbar sein, aber nicht für Mitarbeiter in der Hotellerie. Er befürchtet eine Kündigungswelle.

Wichtig sei aber, die Mitarbeiter in der Branche zu halten. Denn sie würden gebraucht werden, wenn wieder ein normaler Alltag Einkehr hält. "Das Wichtigste ist, Firmen so finanziell zu unterstützen, dass sie es schaffen, ihre Mitarbeiter zu unterstützen, dass sie der Branche treu bleiben können." Dabei verwies er auf die Idee einer speziellen Arbeitsstiftung für Mitarbeiter in der Hotellerie und Gastronomie.

Ziel: Unternehmen über den Winter bringen

Ziel müsse jetzt auch sein, die Unternehmen mit Unterstützung über den Winter in den Frühling zu bringen, forderte der Obmann - wobei er auf die Wichtigkeit des staatlichen Fixkostenzuschusses II verwies, über den der Bund gerade mit der Europäischen Kommission verhandelt. Ob und wie viele Insolvenzen es geben wird, hänge sehr davon ab, "wie sehr wir die Hilfsmaßnahmen etablieren und setzen können", so Grießler. "Wenn es den Fixkostenzuschuss nicht in der Form gibt, wird es selbst für große Unternehmen eng werden."

Abschließend mahnte Grießler, selbst Unternehmer in der schwer getroffenen Messebranche: "Das einzig Positive, das man über die Krise sagen kann: Es hat niemand Schuld daran. Bei dieser Krise kann man keine Schuld zuweisen, da ist jeder ohne Not und eigenes zutun hineingerutscht ist. Umso mehr ist die Verantwortung da, die betroffenen Branchen aus der Krise zu begleiten."

(APA/Red)

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